- Lexikon
- Kunst
- 2 Kunstgeschichte
- 2.1 Vor-und Frühzeit, Altertum
- 2.1.2 Kunst des Altertums
- Die Zeit der Pyramiden
Die Entstehung des altägyptischen Staates wird von Historikern auf etwa 3100 v. Chr. datiert. Die eigenständige Entwicklung dieses Staates endete im Jahre 332 v. Chr., also nach rund 3000 Jahren, mit der Eroberung des Landes durch ALEXANDER DEN GROSSEN.
Wird über Ägypten gesprochen, dann werden häufig im gleichen Atemzug die monumentalen Königsgräber, die Pyramiden, als bedeutendste seiner kulturellen Zeugnisse genannt.
Dabei wird aber übersehen, dass die Zeit der Pyramiden nur etwa 190 Jahre in der 3000-jährigen Geschichte Ägyptens umfasste. In diesem relativ kurzen Zeitabschnitt, nur einem Wimpernschlag in der Geschichte, entstanden die großen Pyramiden der 3. und 4. Dynastie der Pharaonen, der altägyptischen Könige des Alten Reiches:
Pyramiden wurden von ägyptischen Königen zwar noch weitere neun Jahrhunderte bis zur 12. Dynastie zum Ende des Mittleren Reiches (1797 v. Chr.) als königliche Grabstätten erbaut. Jedoch waren diese in ihren Ausmaßen bedeutend bescheidener als die des Alten Reiches.
Der ägyptische König DJOSER ließ sich noch zu Lebzeiten von seinem Baumeister IMHOTEP seine Grabstätte errichten. Es ist eine Stufenpyramide, die als erstes monumentales Bauwerk in der Geschichte ganz aus Stein errichtet wurde. Die Pyramide besteht aus sechs aufeinander gesetzten und sich jeweils verjüngenden Mastabas – den für Könige und Würdenträger typischen kastenförmigen Gräbern. Die Felsblöcke, aus denen die Pyramide erbaut ist, sind wie Ziegel behauen und übereinandergeschichtet worden. Das erinnert noch an die bis dahin übliche Ziegelbauweise.
Neben der Pyramide mit einer Grundfläche von 126 m X 105 m Seitenlänge und 60 m Höhe befindet sich der Tempelbezirk mit Höfen und Kapellen. In einer unterirdischen Kammer befanden sich bis in die erste Hälfte des 20. Jh. noch Teile von Mumien, zu denen ein vergoldeter Schädel und vergoldete Fußsohlen gehörten.
Im Inneren der Pyramide befindet sich in einer ehemals zugemauerten Kammer eine aus Kalkstein gehauene Sitzfigur des Königs. Sie weist als erste lebensgroße altägyptische Steinplastik die schon deutlich herausgearbeiteten Gesichtszüge des Königs auf. Die ganze Anlage ist überdies reich mit Plastiken geschmückt, die Djoser, seine Familie und verschiedene Gottheiten darstellen.
Die Pyramiden, die von den Pharaonen der 4. Dynastie erbaut werden, sind nicht nur bedeutend größer als ihre Vorgänger. Sie besitzen auch einen quadratischen Grundriss und echte Pyramidenform mit glatten Seitenflächen ohne Stufen.
Die erste dieser Pyramiden ist die Rote Pyramide von Dahschur. Sie wurde von König Snofru zusammen mit der sogenannten Knickpyramide erbaut. Die Form beider Pyramiden war fortan das Vorbild für den Bau aller weiteren Königsgräber im Alten Reich.
Die Nachfolger von SNOFRU – CHEOPS, CHEFREN und MYKERINOS – waren die Erbauer der bedeutendsten Pyramidengruppe in Ägypten. Sie entstand im Verlauf von etwa 100 Jahren bei Giseh.
Die größte dieser Gruppe ist die Cheopspyramide. Mit einer Seitenlänge von 230 m und einer Höhe von knapp 150 m ist sie zugleich die größte je erbaute Pyramide. Neben der Pyramide waren 4 Schiffe beigesetzt, die dem König die Fahrt durch die Gewässer des Totenreichs erleichtern sollten.
In der Nähe der Pyramiden wurden Totentempel errichtet, in denen die Beisetzungsfeierlichkeiten stattfanden. Weitere Tempel wurden den Gottheiten gewidmet, die vom in der Pyramide bestatteten Pharao besonders verehrt wurden.
Am Rande des Pyramidenbezirkes liegen auch die Magazine und die Kasernen der beim Bau der Pyramiden beschäftigten Arbeiter. Die über 100 m langen Kasernenräume boten etwa für 5500 Menschen Platz. Sie lassen auch erahnen unter welchen Arbeitsbedingungen die gewaltigen Leistungen des Pyramidenbaus erbracht werden mussten.
Die Hilfsmittel, die für den Bau der Pyramiden zur Verfügung standen, waren sehr bescheiden, um nicht zu sagen primitiv: Hämmer aus Diorit (ein hartes vulkanisches Gestein), Kupfersägen und -beile sowie Poliersteine aus Quarzit.
Die Steinquader wurden während der Überschwemmungsmonate auf dem Nil zur Baustelle transportiert. Von dort gelangten sie dann mit hölzernen Transportschlitten, die von Hunderten von Arbeitern gezogen wurden, über das Land. Die schweren Blöcke wurden dann mittels aufgeschütteter Rampen aus Gesteinsschutt und mit Holzgerüsten an ihren vorbestimmten Platz in der Pyramide gebracht. Sie waren so genau behauen worden, dass die Fugen zwischen ihnen weniger als 1 mm breit waren und keinerlei Mörtel bzw. Bindemittel für ihren Zusammenhalt notwendig war.
Die Arbeit beim Bau der Pyramiden war für ihre Erbauer ein religiöses Werk. Sie wurde vom Volk für den König geleistet, der die Verkörperung des Weltgottes war. Dieser Gottkönig sollte noch vom Jenseits aus seinen segensreichen Einfluss auf die Geschicke des Volkes ausüben.
Um 2500 v. Chr. endet das Zeitalter der großen Pyramiden. Schon SCHEPSESKAF, der letzte Pharao der 4. Dynastie, brach mit der Tradition des Pyramidenbaus. Er ließ sich ein Grabmal in Form eines riesigen Sarkophages (aus Stein gefertigter Sarg) neben den Pyramiden von Sakkara erbauen.
Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.
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