Politische und wirtschaftliche Ursachen der Französischen Revolution

Die Krise des absolutistischen Staates

Die Ursachen für die Französische Revolution lagen in der politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Krise des absolutistischen Staates. König LUDWIG XVI. herrschte mit absolutistischem Anspruch im Bündnis mit dem Adel und den geistlichen Würdenträgern über Frankreich.

Politische Krise

Der König und die beiden privilegierten Stände waren keinesfalls gewillt, ihre Privilegien, beispielsweise die Steuerfreiheit, aufzugeben. Noch weniger waren sie bereit, die politische Macht mit den nicht privilegierten Bürgern und Bauern (dritter Stand) zu teilen. Im Gegenteil: Die Forderung nach politischem Mitspracherecht des 3. Standes wurde von König, Adel und Kirche strikt abgelehnt:
Vor allem die Bauern, vorwiegend noch Leibeigene, sollten weiterhin die Hauptlast für das luxuriöse und verschwenderische Leben des ersten und zweiten Standes tragen. Und die fest gefügte soziale Ordnung, die jedem Menschen in Frankreich seinen Platz in der Gesellschaft zuwies, sollte erhalten bleiben. Durch Geburt war man entweder begüterter Adliger oder gehörte zum Stand der Bürger oder Bauern; oder man war standeslos, wie die Knechte und die Mägde auf dem Land und die Masse der Armen in den Städten. Eine Möglichkeit, sich über seinen Stand zu erheben, bestand nur in den seltensten Fällen und setzte die Zustimmung durch den König voraus.

Wirtschaftskrise

König LUDWIG XVI. hielt in Versailles wie die meisten absolutistischen Herrscher prunkvoll Hof. Aufwendige höfische Singspiele, Parkfeste und Turniere wechselten einander ab. Das teure stehende Heer und langjährige Kriege hatten Frankreich an den Rand des finanziellen Ruins getrieben. Die Kämpfe mit Großbritannien um die Kolonien in Amerika verschärften die finanzielle Krise Frankreichs noch; hatte das Land doch nach jahrzehntelangen Auseinandersetzungen fast alle seine Kolonien und deren „Schätze“ an Großbritannien verloren.
Um Revanche für die Niederlage zu nehmen, unterstützte Frankreich ab 1776 den amerikanischen Unabhängigkeitskampf gegen Großbritannien. Die finanzielle und militärische Beteiligung des französischen Staates am amerikanischen Freiheitskampf ließ allerdings die Staatsverschuldung astronomisch anwachsen. So musste ein Drittel des Staatshaushaltes allein für die Tilgung der Zinsen aus den Staatsschulden aufgewendet werden. Bürgerliche Reformer kritisierten in diesem Zusammenhang auch den folgenden Widerspruch: Einerseits unterstützte Frankreich mit großen Geldsummen die englischen Kolonien, die um Freiheit, Gleichheit der Menschen und um politische Selbstbestimmung rangen. Andererseits wurden diese Werte dem französischen Volk mit Gewalt verweigert.

Die vorrevolutionäre Krise

In den Jahren 1787 und 1788 spitzten sich die Gegensätze zwischen dem absolutistischen Regime und der Masse der Bürger Frankreichs stark zu. Diese explosive Situation wurde noch durch eine Missernte verschärft, die 1788 auftrat. Sie führte zur Verknappung des Warenangebots bei gleichzeitig steigenden Preisen und stürzte zusätzlich noch viele Franzosen ins Elend. Das hatte zur Folge, dass sich der Zorn und das Misstrauen der Volksmassen gegen die herrschende Oberschicht weiter verstärkte, zumal auch die notwendigen wirtschaftlichen Reformen weiterhin am Widerstand des Adels und der Kirche scheiterten.
Diese allgemeine Krise des Landes zwang den König, erstmals nach 170 Jahren wieder die Generalstände einzuberufen, um mit einer neuen Finanz- und Steuerpolitik die aufgebrachten Volksmassen zu besänftigen. Dass die Generalstände nach so langer Pause und erst auf Druck der Umstände einberufen wurden, hatte folgende Ursachen.
In Frankreich gab es zwei Parlamente, derer sich der König beim Regieren bedienen konnte, die Notabelnversammlung und die Generalstände:

Als Notabelnversammlung verstand man die seit dem 15. Jh. existierende erweiterte Ratsversammlung des Königs. In ihr waren Vertreter aller drei Stände, des Adels, der Geistlichkeit und der Bürger und Bauern, vertreten. Ihre Mitglieder wurden vom König berufen. Deshalb war die Notabelnversammlung dem absolutistischen König auch beim Regieren wenig hinderlich.

Anders die Generalstände: Ihre Mitglieder wurden nicht vom König berufen, sondern gewählt. Sie waren folglich für den König die weniger bequemen Partner und wurden deshalb von ihm gern ausgegrenzt.

Für die Generalstände konnte jeder der drei Stände 300 Vertreter stellen. In der Ständeversammlung stimmten die Stände getrennt ab, d. h. zunächst jeder Stand für sich allein. Damit konnten jedoch Adel und Klerus gemeinsam immer den dritten Stand, der 98 Prozent der Bevölkerung repräsentierte, mit 2 zu 1 überstimmen und so letztlich alle Reformen verhindern.
Deshalb gab es im französischen Bürgertum und auch unter progressiven Adligen und geistlichen Würdenträgern Bestrebungen, die doppelte Anzahl von Vertretern des dritten Standes, also 600, in die Generalstände zu entsenden. Diese Bestrebungen waren schließlich auch von Erfolg gekrönt.
Der Wortführer des 3. Standes, der Geistliche Abbé SIEYÈS, forderte außerdem die volle Gleichberechtigung der Bürger und Bauern, d. h. eine gemeinsame Abstimmung aller drei Stände „nach Zahl der Köpfe“. Das jedoch hätte zwangsläufig die Übernahme der Macht durch das Volk bedeutet.
Der Antrag wurde deshalb von König Ludwig XVI. auf der im Mai 1789 in Versailles tagenden Versammlung der Generalstände auch abgelehnt.

Der Ballhausschwur

Nach der Ablehnung des neuen Abstimmungsmodus durch den König verließen die Vertreter des dritten Standes und die mit ihm sympatisierenden Überläufer aus dem Adelsstand und der Geistlichkeit die Tagung der Generalstände.
Sie versammelten sich im Ballhaus zu Versailles. Dort konstituierten sie sich zur neuen Nationalversammlung als legitimer Vertretung aller Franzosen. Außerdem leisteten sie den feierlichen Eid, nicht eher auseinanderzugehen, bis Frankreich eine Verfassung habe. Diese Verfassung sollte vor allem die Rechte des Königs, der Volksvertretung und des Volkes festlegen.
Auch das entschlossene Eintreten aller im Ballhaus Versammelten für Freiheit und Gleichheit wurde in einem Akt revolutionärer Eintracht beschworen.

Die Revolution beginnt

Ludwig der XVI. wehrte sich zunächst, doch beugte er sich bald scheinbar dem Druck der Ständevertreter, vor allem, um Zeit zu gewinnen.
Er ließ Truppen nach Paris bringen, berief eine neue königstreue Regierung und erhob neue Zölle auf Lebensmittel. In dieser Situation griffen die Pariser Bürger am 14. 7. 1789 zu den Waffen. Sie erstürmten die Bastille, das festungsähnliche königliche Staatsgefängnis am Rande der Hauptstadt, das als Symbol für das ganze verhasste Regime stand. Die Besatzung wurde von der aufgebrachten Menge anschließend massakriert, und der aufgespießte Kopf des Kommandanten wurde als Symbol des Sieges durch die Straßen der Stadt getragen.
Die Erstürmung der Bastille war der Auftakt für einen Volksaufstand, der nun ganz Frankreich erfasste.

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