- Lexikon
- Geschichte
- 8 Das Zeitalter bürgerlicher Revolutionen
- 8.2 Die Französische Revolution 1789
- 8.2.2 Vom absoluten Königtum zum Verfassungsstaat
- Die weltweite Bedeutung der Erklärung der Menschenrechte von 1789
Nachdem in Paris die Revolution gesiegt hatte, standen die Revolutionäre der Hauptstadt vor der entscheidenden Frage, wie das ganze Land, das städtische Bürgertum und die Masse der Bauern, für die Revolution gewonnen werden konnte. Diese Frage war der historische Hintergrund für die berühmten Augustdekrete, die von der neuen Nationalversammlung beschlossen wurden:
Im Verlauf einer einzigen Nacht, der Nacht vom 4. August 1989, gaben der eingeschüchterte Adel und die Geistlichkeit in der Nationalversammlung alle ihre feudalen Rechte und Privilegien preis.
Das erste Dekret der Nachtsitzung erklärte die alte Feudalordnung für „gänzlich abgeschafft“. Abgeschafft wurden alle persönlichen Rechte der feudalen Grundherren, wie Feudalabgaben, Jagd- und Weiderechte, ihre Gerichtsbarkeit, der Kirchenzehnt und, wo noch vorhanden, die Leibeigenschaft. Unangetastet blieben dagegen die Besitzansprüche an den Ländereien und Schlössern. Diese mussten jedoch vom Adel von den Revolutionsbehörden zurückgekauft werden.
Dieses erste Dekret setzte in Frankreich eine gewaltige Umschichtung von Besitz und Vermögen in Gang: Das Feudaleigentum wurde zu bürgerlichem Privateigentum, das von der Nationalversammlung für unantastbar erklärt wurde. Mit diesem Dekret wurden auch die französischen Bauern auf die Seite der Revolution gezogen.
In der Nachtsitzung war jedoch ein Gegenstand unberücksichtigt geblieben, der dem Marquis DE LA FAYETTE, einem Kampfgefährten GEORGE WASHINGTONS und Helden des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges, sehr am Herzen lag.
Drei Wochen später, am 26. August 1789, verkündete die französische Nationalversammlung die von DE LA FAYETTE initiierte Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte . Sie fixierte in 17 Punkten bzw. Paragrafen die Rechte, die jedem Franzosen unveräußerlich als Mensch und als Bürger Frankreichs zuerkannt wurden.
Die Erklärung konnte die Unabhängigkeitserklärung der USA als Vorbild nicht leugnen. Auch die Unabhängigkeitserklärung erkannte jedem Menschen beispielsweise die unveräußerlichen Rechte der persönlichen Freiheit, der Gleichheit vor dem Gesetz, der freien politischen Betätigung und der freien Meinungsäußerung zu.
Die Erklärung der französischen Nationalversammlung legte darüber hinaus auch die Pflichten des Staates fest. Höchstes Ziel des Staates sollte es sein, die genannten gesetzlich garantierten Freiheiten zu schützen. Sollte der Staat dabei versagen oder zu diktatorischen Zwangsmitteln greifen, billigte die Erklärung allen Staatsbürgern das Recht auf Widerstand zu.
Der Inhalt der Erklärung wurde verkürzt in einer Losung zusammengefasst, die noch heute als ein „Markenzeichen“ der Französischen Revolution gilt: „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit!“
Die Menschenrechtserklärung hat über die Grenzen Frankreichs hinaus weltweit Resonanz gefunden. Sie wurde zum Vorbild für viele Befreiungsbewegungen von Völkern Europas und in der ganzen Welt. Ihre internationale Bedeutung besteht auch darin, dass die von der Französischen Revolution fixierten Menschenrechte in alle gegenwärtigen demokratischen Verfassungen Eingang gefunden haben. Sie bilden damit eine wesentliche Grundlage dieser Verfassungen.
Auch das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland erklärt die Menschenrechte für unveräußerlich und unantastbar. Sie wurden dem Grundgesetz als Präambel vorangestellt.
Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.
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