KARL WALDEMAR ZIEGLER lebte in einem sehr bewegten Jahrhundert, das von zwei Weltkriegen, Revolutionen, aber auch unzähligen wissenschaftlichen und technischen Errungenschaften geprägt wurde.
In den Naturwissenschaften wurden vielfältige Entdeckungen gemacht, die auch für die Forschungen von KARL WALDEMAR ZIEGLER bedeutsam waren, wie z. B.:
(in chronologischer Reihenfolge vom Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts an)
Die deutsche Wirtschaft erfuhr in den zwanziger Jahren einen deutlichen Aufschwung. Katastrophale Folgen hatte dagegen der Börsenkrach vom 24. Oktober 1929 in New York, der sogenannte „Schwarze Freitag“, der eine Weltwirtschaftskrise auslöste.
Um den Druck auf das Krieg führende Japan zu erhöhen, warfen die USA am 06. August 1945 auf Hiroshima und drei Tage später auf Nagasaki jeweils eine Atombombe. Dabei kamen Millionen Menschen ums Leben und noch heute leiden viele unter den Folgen der atomaren Strahlung.
Sowohl die USA als auch die UdSSR befanden sich in einem Wettlauf um die Eroberung des Weltalls. Als erstes gelang es der UdSSR 1957 einen künstlichen Erdsatelliten, Sputnik, ins All zu schicken.
Lunik 3 sendete ein Jahr später die ersten Bilder von der Rückseite des Mondes zur Erde.
1969 betrat der Amerikaner Neil Armstrong als erster Mensch den Mond.
KARL WALDEMAR ZIEGLER wurde in Helsa nahe Kassel am 26.11.1898 geboren.
Nach dem Abitur studierte er an der Universität von Marburg. Dort graduierte ZIEGLER 1920 bei Professor VON AUWERS.
Ab 1923 unterrichtete KARL ZIEGLER an dieser Universität mit einer kurzen Unterbrechung, in der er an der Universität in Frankfurt/Main lehrte, bis 1927.
Von 1927 bis 1936 lehrte und forschte ZIEGLER als ordentlicher Professor in Heidelberg.
An der Universität in Heidelberg forschte er vor allem auf dem Gebiet freier organischer Radikale, insbesondere der Radikale des Kohlenstoffs. Sein Hauptaugenmerk lag dabei auf der Synthese vielgliedriger Ringe von Kohlenwasserstoffen. Für die Erkenntnisse auf diesem Gebiet wurde ZIEGLER 1935 mit der J. V. LIEBIG- Medaille des Vereins deutscher Chemiker ausgezeichnet.
Im Jahre 1936 wechselte ZIEGLER an das Chemische Institut der Universität von Halle/Saale und war dort neben seiner Professorentätigkeit gleichzeitig als Direktor des Instituts tätig. Im gleichen Jahr lehrte er für einige Monate als Gastprofessor in den USA an der Universität von Chicago.
In Halle befasste sich der Wissenschaftler weiter mit der Synthese organischer Verbindungen, wobei er sich besonders auf metallorganische Stoffe spezialisierte.
Die von ihm entwickelte Synthese der Verbindung Tetraethylblei konnte vor allem in der Benzinherstellung genutzt werden. Das Tetraethylblei wurde dem Kraftstoff zugesetzt, um dessen Klopffestigkeit zu erhöhen. Dass durch dieses verbleite Benzin die Umwelt massiv geschädigt wurde, erkannte man erst Jahrzehnte später.
In ZIEGLERs Zeit als Professor in Halle/Saale fielen auch die Erforschung und Synthese von aluminiumorganischen Verbindungen und Fettalkoholen sowie die Synthese von Azulenen.
1942 fand ZIEGLER ein Verfahren zur Alkylbromierung, d. h. einen Weg, Brom an Kohlenwasserstoffe anzulagern. Dadurch eröffneten sich weitere Möglichkeiten zur Herstellung neuer, halogenorganischer Verbindungen.
Von 1943 bis 1969 war ZIEGLER Direktor des MAX-PLANCK-Instituts (früher als Kaiser-Wilhelm-Institut) in Mülheim/Ruhr.
Seine Forschungsarbeiten in den 20 Jahren an diesem Institut waren für die chemische Industrie äußerst ergiebig.
Besonders bekannt wurde KARL ZIEGLER durch die Entdeckung, Analyse und Verwendung metallorganischer Mischkatalysatoren. Mit Hilfe dieser Katalysatoren konnten die chemischen Reaktionen zur Herstellung von Polymeren gezielt durchgeführt werden. Die von ZIEGLER entwickelten Katalysatoren (mit Titan als Metallion) sind reaktionsspezifisch und so konnten je nach eingesetztem Katalysator Polymere mit unterschiedlichen Strukturen und Eigenschaften erzeugt werden.
GIULIO NATTA, ein italienischer Chemiker, erkannte durch seine Röntgenstrukturanalyse die Stereospezifität dieser Katalysatoren.
Auch heute noch werden mit diesen Katalysatoren Thermoplaste durch Polymerisation hergestellt, z. B. das Polyethylen (PE) aus Ethylen (Ethen) oder das Polypropylen (PP) aus Propylen (Propen).
Diese metallorganischen Mischkatalysatoren werden heute auch als „ZIEGLER-NATTA-Katalysatoren“ bezeichnet.
Von 1954 bis 1957 war er Präsident der Deutschen Gesellschaft für Mineralölwissenschaft und Kohlechemie.
1963 erhielt KARL WALDEMAR ZIEGLER gemeinsam mit GIULIO NATTA den Nobelpreis für Chemie für seine Forschungen zur Herstellung von Polymeren mit metallorganischen Katalysatoren.
Auch die Kinder ZIEGLERs mit MARIA KURTZ, welche er 1922 heiratete, schlugen eine wissenschaftliche Laufbahn ein.
Seine Tochter, Dr. MARIANNE WITTE, ist Doktor der Medizin und leitete ein Krankenhaus.
Sein Sohn, Dr. ERHART ZIEGLER, ist ein Physiker und ein Patentrechtsanwalt.
Am 11.08.1973 starb KARL WALDEMAR ZIEGLER in Mülheim a. d. Ruhr.
Stand: 2010
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