PRIESTLEY lebte im 18. Jahrhundert in Großbritannien, später dann in den gerade erst entstehenden USA.
Seit der bürgerlichen Revolution 1640 bis 1688 besaß das englische Bürgertum die politische Macht. Mit dem Sieg der bürgerlichen Revolution waren die Weichen für die industrielle Entwicklung Englands gestellt.
Es entstanden Manufakturen und ab Mitte des 18. Jahrhunderts begann die industrielle Revolution in England. Neue Entdeckungen und Verfahren trieben die Industrialisierung voran. Erfindungen und neue Maschinen forcierten diese Entwicklung.
1784 erfand JAMES WATT (1736-1819) die Dampfmaschine.
Die Eisen- und Stahlindustrie entwickelte sich rasant. So gab es zur Jahrhundertwende die erste Eisendrehbank von HENRY MAUDSLAY (1771-1831) sowie die Eisenhobelmaschine.
Wegen seiner Sympathien für die Französische Revolution musste PRIESTLEY 1794 in die USA auswandern. Als er sich in Northumberland, Pennsylvania ansiedelte, waren die Strukturen der inzwischen 18 Jahre alten Republik gefestigt. Die amerikanischen Bürgerkriegsunruhen waren überstanden und PRIESTLEY fand in der jungen Republik gute Bedingungen für seine Existenz und seine Forschungen.
JOSEPH PRIESTLEY wurde am 17. März 1733 im englischen Fieldhead bei Leeds geboren. Sein Vater war Tuchmacher.
Im Anschluss an seine kaufmännische Ausbildung ging er an die Akademie in Daventry, wo er in den Jahren 1752 bis 1755 Theologie, Philosophie und Naturwissenschaften studierte. Danach war er bis 1758 zunächst als anglikanischer Hilfsprediger in Needham Market und später in Nantwich (Grafschaft Chester) tätig; ab 1761 als Sprachlehrer an der Warrington-Akademie.
Ein Zusammentreffen mit dem Naturwissenschaftler BENJAMIN FRANKLIN (1706-1790) 1766 in London weckte bei PRIESTLEY sein Interesse an verschiedenen physikalischen und chemischen Vorgängen. Schon ein Jahr darauf erschien PRIESTLEYs erstes Buch „Geschichte der Elektrizitätslehre“. Neben der Anerkennung durch zahlreiche Wissenschaftler erhielt PRIESTLEY im gleichen Jahr den Doktorgrad der Universität Edinburgh.
1767 ging JOSEPH PRIESTLEY als kongregationalistischer Pfarrer nach Leeds. Neben seiner Tätigkeit als Prediger widmete er einen Großteil seiner Zeit der Forschung.
PRIESTLEY war ein Anhänger der „Phlogistontheorie“. Der Begriff leitet sich vom griechischen „phlogistos“ für „verbrannt“ ab. Die Vertreter der Phlogistontheorie glaubten, dass alle brennbaren Körper ein inneres Prinzip, das „Phlogiston“ besitzen, welches ihnen die Eigenschaft der Brennbarkeit verleiht. Dieses „Phlogiston“ entweiche beim Verbrennen und es entstehe „phlogistierte Luft“. Dass brennbare Metalle beim Verbrennen allerdings an Masse zunehmen (was der Theorie widerspricht), wussten die Vertreter der Theorie zwar, betrachteten dies aber als unwesentlich.
PRIESTLEYs Interessen waren vielfältig und weit gestreut. Neben seinen physikalischen und chemischen Untersuchungen befasste er sich auch mit biologischen Vorgängen.
Besonders bekannt sind auch heute noch seine Versuche von 1772 mit Pflanzen zur Reinigung „verdorbener“ Luft:
Am 1. August 1774 führte PRIESTLEY ein weiteres bedeutsames Experiment durch. Er erhitzte mit einem Brennspiegel rotes Quecksilberoxid. Dabei entstand ein Gas, welches den Verbrennungsprozess weitaus stärker förderte als dies die normale Luft konnte. Er bezeichnete es als „dephlogistierte Luft“. Er identifizierte dieses unbekannte Gas als das gleiche Gas, dass von Pflanzen abgegeben wird. Diese „dephlogistierte Luft“ war nichts anderes als reiner Sauerstoff, durch Zerfall freigesetzt aus dem Quecksilberoxid. Damit hatte er, unabhängig von CARL SCHEELE (1742-1786) den Sauerstoff entdeckt. LAVOISIER (1743-1794) beendete die Spekulationen über „Phlogiston“ 1774 mit der Entdeckung, dass bei der Verbrennung eine Reaktion mit Sauerstoff stattfindet und Sauerstoff den Verbrennungsprozess fördert.
1773 untersuchte PRIESTLEY die Wirkung feuchter Eisenspäne auf Stickstoffmonooxid, welches er als Absorptionsmittel bei der Untersuchung der Luft nutzte. Dabei entdeckte er das Distickstoffmonooxid, auch als Lachgas bekannt.
1774 stellte PRIESTLEY erstmals Ammoniak aus Salmiak (Ammoniumchlorid) und Kalk her. Im gleichen Jahr fand er das pneumatische Prinzip zum Auffangen von Gasen, welches auch heute noch verwendet wird. PRIESTLEY setzte dabei vor allem Quecksilber als Sperrflüssigkeit ein, nichts von der Giftigkeit der Dämpfe dieses flüssigen Metalls ahnend.
Im Jahre 1775 entdeckte PRIESTLEY zwei weitere Verbindungen: zum einen die schweflige Säure und aus Kochsalz und Schwefelsäure erhielt er Chlorwasserstoff.
Auch das Gas Kohlenstoffmonooxid fand er bei seinen Forschungen im Jahre 1779.
Er erforschte außerdem das Gas Methan, welches bei Fäulnisvorgängen entsteht, untersuchte die Abspaltung von Wasserstoff aus Alkohol unter der Einwirkung von elektrischem Strom, die Herstellung von Mineralwasser oder die Intensität von Tönen in den verschiedenen Gasen. Und er beschäftigte sich mit der Frage, welche Wirkung elektrisch erzeugte Funken auf Metalle haben. Daneben entdeckte er 1770 den Radiergummi, einen Gebrauchsgegenstand, der auch heute noch vielfältig eingesetzt wird.
Ab 1780 arbeitete PRIESTLEY erneut als Pfarrer, nun in Birmingham. Hier traf er mit JAMES WATT, dem Erfinder der Dampfmaschine zusammen. Zur gleichen Zeit tobte in Frankreich die Bürgerliche Revolution (1779-1785), die die Menschen in ganz Europa stark beeinflusste. Auch PRIESTLEY konnte sich diesem Einfluss nicht entziehen und wurde zu einem ihrer Verfechter. Dadurch zog er sich den Zorn einiger antirevolutionärer Gruppen zu, die daraufhin sein Haus zerstörten.
PRIESTLEY flüchtete deswegen nach London und emigrierte schließlich 1794 in die USA. Hier lebte er als Farmer in Northumberland, Pennsylvania. JOSEPH PRIESTLEY starb am 6. Februar 1804 in Northumberland.
Stand: 2010
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