- Lexikon
- Politik/Wirtschaft
- 6 Globalisierung und Global Governance
- 6.2 Globalisierung der Weltwirtschaft
- 6.2.2 Internationaler Handel
- Wechselkurs und internationaler Handel
Der Wechselkurs ist der in ausländischer Währung angegebene Preis für eine Einheit der Inlandswährung. Der Wechselkurs beantwortet die Frage: Wie viel Einheiten der Auslandswährung erhält man für einen Euro (€)?
Der Preis einer ausländischen Währungseinheit, ausgedrückt in inländischer Währung, das ist die Preisnotierung. Demgegenüber gibt es den Preis einer inländischen Währungseinheit, ausgedrückt in ausländischer Währung. Das ist die Mengennotierung. Betrüge der Preis des Dollars besipielsweise 0,95 €, bedeutete dies, dass der Preis von 1,00 € danach 1,05 Dollar ausmachte. Der Wechselkurs verbindet die in der inländischen Währung ausgedrückten Preise der in einzelnen Ländern produzierten Güter. Damit dient der Wechselkurs der internationalen Vergleichbarkeit der Preise.
Angenommen, in der Bundesrepublik Deutschland kostete eine Maschine 25 000,00 €.
In den USA kostete die gleiche Maschine 20 000,00 $-Dollar. Die Vergleichbarkeit der Preise ist erst nach Kenntnis des Wechselkurses möglich.
Ausgehend vom Beispiel-Wechselkurs 1 $-Dollar = 0,95 € beträgt der in € ausgedrückte Preis der amerikanischen Maschine 19 000,00 € (20.000,00 $-Dollar x 0,95 €), also bedeutend weniger als der Preis der deutschen Maschine.
Der Wechselkurs wird entsprechend dem Angebot und der Nachfrage nach Devisen am Devisenmarkt bestimmt. Dann handelt es sich um einen flexiblen Wechselkurs. Bei Einflussnahme des Staates oder der Zentralbank durch Devisenkauf bzw. -verkauf spricht man von einem festen Wechselkurs.
Ein gespaltener Wechselkurs liegt vor bei Festlegung verschiedener Wechselkurse für mehrere außenwirtschaftliche Transaktionen. Damit wird das Ziel verfolgt, bestimmte Transaktionen zu entlasten, andere zu belasten.
Es gibt verschiedene Gründe für die Kursbildung am Devisenmarkt, also bei flexiblem Wechselkurs. Wenn beispielsweise im internationalen Handel die Preise im Inland stärker steigen als im Ausland, tritt im Inland eine verstärkte Nachfrage nach ausländischen Gütern ein, während ausländische Handelspartner ihre Nachfrage nach inländischen Gütern reduzieren. Damit entsteht am Devisenmarkt ein Nachfrageüberhang nach ausländischer Währung, der durch Abwertung der Inlandswährung kompensiert wird. Es wird auf entgegengesetzte Kaufkraftentwicklung der Währungen orientiert.
Ein weiterer Grund für die Kursbildung am Devisenmarkt ist z. B. der, dass bei einer Erhöhung des Volkseinkommens die Nachfrage nach Importgütern steigt, was ein Ansteigen der Devisennachfrage und eine Abwertung der Inlandswährung zur Folge hat.
Diese Wechselkursveränderungen ziehen eine Verteuerung der Auslandsgüter, ausgedrückt in Inlandswährung, nach sich. Die Inlandsgüter, ausgedrückt in Auslandswährung, werden billiger.
Änderungen des Wechselkurses haben Änderungen der Preisrelationen im internationalen Verkehr zur Folge.
Man unterscheidet zwischen Auf- und Abwertung.
Bei Sinken des Wechselkurses erfährt der Euro eine Aufwertung und der Dollar eine Abwertung. Ein Ansteigen des Wechselkurses bedeutet eine Aufwertung des Dollars und eine Abwertung des €.
Beispielsituation: 1,05 €/US-$ | 0,95 US-$/€ | ||
Fall 1: Der US-Dollar wird billiger | Fall 2: Der US-Dollar wird teuerer | ||
1,10 €/US-$ = 0,91 US-$/€ | 0,95€/US-$ = 1,05 US-$/€ | ||
Abwertung des US-Dollars | Aufwertung des Euro | Aufwertung des US-Dollars | Abwertung des Euro |
amerikanische Waren in Deutschland und Euro-Ländern billiger | deutsche Waren u.a. in den USA teurer | amerikanische Waren in Deutschland und Euro-Ländern teurer | deutsche u.a. Waren in den USA billiger |
Die Schlussfolgerung bei einer Aufwertung des Euro ist:
Eine Abwertung des Euro hat Wirkungen auf den $-Dollar-Wert der Ex- und Importe. Bei gleichbleibenden Inlandpreisen ergibt sich:
Eine Abwertung des Euro hat also ein Sinken der Importmenge Deutschlands und der anderen Länder der Währungsunion zur Folge. Der US-Dollar-Importpreis bleibt konstant, infolgedessen sinkt der Dollar-Wert des europäischen (EWU) Imports. Der Export Europas wächst, weil europäische Produkte für die USA preiswerter geworden sind, der Dollarpreis des Exports sinkt.
Hierfür ist die Preiselastizität der amerikanischen Nachfrage nach europäischen Produkten maßgebend. Es gelten folgende Zusammenhänge:
Elastizität > 1 Steigen des Dollarwertes des europäischen Exports bei Abwertung des Euro;
Elastizität < 1 Sinken des Dollarwertes des Exports.
Von Besonderheiten abgesehen, kann festgestellt werden, dass aus einer Aufwertung (Abwertung) des Euro eine Zunahme (Abnahme) des US-Dollar-Wertes des europäischen Imports resultiert. Dagegen ist die Reaktion des Exportwertes in Dollar nicht sicher. Es gibt Hinweise, dass nachgefragte Produkte anderer Länder in der Regel eine Preiselastizität haben, die größer als 1 ist. Die Begründung liegt in dem auf dem Weltmarkt herrschenden Wettbewerb, der bei einer Aufwertung bzw. Abwertung des Euro zu einer Abnahme bzw. Zunahme des Dollar-Wertes des europäischen Exports führt. Das ist die sogenannte normale Reaktion der Güter- und Dienstleistungsbilanz auf Wechselkursänderungen.
Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.
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