Strukturwandel ist immer ein Ergebnis der sich langfristig inter- und intrasektoral (d. h. zwischen mehreren Sektoren und innerhalb eines Sektors) sowie regional verändernden Relationen einer Volkswirtschaft.
In Deutschland geschah über die letzten Jahrzehnte ein sektoraler Strukturwandel von der Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft (Bild 1).
Nanotechnik und Robotik, Informations- und Kommunikationstechnik, elektrischer Geschäftsverkehr und Bio- und Gentechnik nehmen immer mehr an Bedeutung zu.
Hier versucht nun der Staat mit seiner Strukturpolitik auf die Ausprägung der wirtschaftlichen Strukturen Einfluss zu nehmen. Er setzt Rahmenbedingungen (dies kann in Form von Fördermitteln oder Abgaben geschehen) für die Wirtschaft, um die Entwicklung in gewünschte Bahnen zu lenken. Dabei ist die Strukturpolitik immer mittel- und langfristig konzipiert.
Beschäftigtenanteile in Deutschland
Ein Beispiel für den Strukturwandel ist die Entwicklung der Landwirtschaft.
Beim landwirtschaftlichen Strukturwandel ändert sich die Agrarstruktur als die Gesamtheit der in einer Region zu einem bestimmten Zeitpunkt bestehenden Verhältnisse für die Produktion und die Vermarktung von Agrarerzeugnissen. Dieser Strukturwandel äußert sich u. a. in der veränderten Anzahl und Größe von Betrieben, im veränderten Anteil von Anbaukulturen oder im veränderten Umfang des Maschineneinsatzes. Gerade in den Industrieländern hat die Umstrukturierung in der Landwirtschaft gewaltige Ausmaße angenommen.
1950–1960 | Zunahme der landwirtschaftlichen Nutzfläche durch Kultivierung von Ödland zur Sicherung der Ernährung | |
1960–1990 | – Ertragssteigerung und Ausweiten der übrigen Wirtschaft führen zur Verringerung der landwirtschaftlichen Fläche, besonders bei Grünland – Verändertes Verbraucherverhalten sowie hoher Arbeitsaufwand schränken Kartoffelanbau ein – Viehbestände, bis auf Rinder (bedingt durch Milchquotenregelung) und Pferde (bedingt durch Ablösung als Zug- und Arbeitstier durch Maschinen), weiten sich aus – Verringerung der Zahl landwirtschaftlicher Betriebe durch Aufgabe von Betrieben als Ergebnis des Wettbewerbs, der Suche nach einer attraktiveren Beschäftigung oder des Eintritts in das Rentenalter – Vergrößerung der Betriebsflächen infolge sinkenden Preisniveaus landwirtschaftlicher Erzeugnisse – Spezialisierung der Betriebe auf wenige Produktionszweige der Bodennutzung und Tierhaltung | |
nach 1990 (in den neuen Bundesländern) | – beim Übergang von der Plan– zur Marktwirtschaft: Umwandlung der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPG) und Volkseigenen Güter (VEG) in Betriebe unterschiedlicher Rechtsformen, z. B. Agrargenossenschaften oder Wiedereinrichter |
Beim Strukturwandel wurde auch nach alternativen Produktionsformen in der Landwirtschaft gesucht, und das nicht nur in Ackerbau und Viehwirtschaft, sondern auch im Garten-, Gemüse-, Obst- und Weinbau.
Zu den alternativen Produktionsformen in einer nachhaltigen Landwirtschaft zählt der ökologische Landbau. Gegenüber der konventionellen (herkömmlichen) Landwirtschaft ist beim ökologischen Landbau der Arbeitsaufwand höher, sind die Durchschnittserträge im Pflanzenbau und die Milchleistung pro Kuh geringer, sind die Preise für Produkte höher, ist der Unternehmeraufwand bis auf Löhne und Gehälter geringer und sind die Einkommenserwartungen höher. Sein höherer Arbeitskräftebedarf macht den ökologischen Landbau besonders für die Bundesländer im Osten Deutschlands interessant.
Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.
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