Die Menschen haben im Laufe ihrer Geschichte nahezu den gesamten Erdball besiedelt. Voraussetzung dafür ist meist die Schaffung von schützenden Unterkünften, von Häusern und Wohnungen.
Heute leben die meisten Menschen der Erde in einem privaten Haushalt, der aus einer oder mehreren Personen besteht.
Im Haushalt können viele Bedürfnisse der Menschen besser befriedigt werden. Das trifft zuerst auf die Grundbedürfnisse Wohnen, Kleiden und Ernähren zu.
Die Haushaltsangehörigen verbringen große Teile ihrer Zeit gemeinsam, z. B. beim Essen, im Urlaub oder bei Unterhaltungen zu allen wichtigen Angelegenheiten. Der private Haushalt ist also für das Wohlbefinden von großer Bedeutung.
Die zur Befriedigung von Bedürfnissen produzierten Bedarfsgüter werden von den Haushaltsangehörigen durch Kauf erworben und verbraucht. Die dafür nötigen Ausgaben eines privaten Haushalts müssen zu den Einnahmen (z. B. Arbeitslohn) in einem guten Verhältnis stehen. Auch im privaten Haushalt muss gewirtschaftet werden.
Der private Haushalt ist Lebens-, Wohn-, Konsum- und Wirtschaftsbereich.
Haushalte sind also wirtschaftliche Einheiten, deren Bedeutung im Wirtschaftskreislauf deutlich wird. Hier sind sie neben dem Staat, den Unternehmen, dem Ausland und den Geldinstitutionen einer der wichtigsten Wirtschaftssektoren. Private Haushalte bilden dabei den Gegenpol zu den Unternehmen. Im Unterschied zu Unternehmen konsumieren die privaten Haushalte fast ausschließlich, während die Unternehmen überwiegend produzieren. Dadurch erhält der Kreislauf seine grundlegende Struktur (Bild 1).
Private Haushalte umfassen alle Personen, die alleine wohnen und wirtschaften bzw. jede zusammen wohnende und wirtschaftliche Einheit bildende Personengemeinschaft. Sie sind außerdem dadurch gekennzeichnet, dass alle den Haushalt betreffenden Angelegenheiten (vor allem die Einnahmen und Ausgaben) zur Privatsphäre einiger oder aller Mitbewohner gehören. Veröffentlichungen gleich welcher Art sind nur in Ausnahmefällen zulässig.
Die Bedeutung des privaten Haushalts als Zuhause für den Menschen ergibt sich aus seiner Stellung im Wirtschaftskreislauf, aus der Funktion der Erhaltung der Arbeitskraft, aus seinen Möglichkeiten zur Persönlichkeitsentfaltung, aus der Stätte der Regeneration des Menschen durch Zeugung einer heranwachsenden Generation und aus seiner Funktion als Stätte der Nächstenliebe, die sich um junge, alte, schwache und kranke Haushaltsmitglieder kümmert.
Durch die beschriebenen Funktionen und die Bedeutung des privaten Haushaltes ergeben sich notwendige Aufgaben. An erster Stelle steht die Bedürfnisbefriedigung aller Haushaltsmitglieder, wie das Bedürfnis nach Lebenserhaltung und die Erfüllung materieller und geistig-kultureller Bedürfnisse. Dazu sind Arbeitsaufwendungen notwendig, die ihrerseits die Regeneration körperlicher und geistiger Kräfte erfordern. Die Folgen der Regeneration des Menschen erfordern drittens die Erfüllung von Aufgaben der Sozialisation der Haushaltsmitglieder und hier insbesondere die der heranwachsenden Generation. Daraus ergibt sich unmittelbar die vierte Aufgabe des Haushaltes als Ort zur Bewahrung von Traditionen, wie Sitten und Gebräuchen.
Zu den privaten Haushalten zählen der Familienhaushalt, private Organisationen ohne Erwerbscharakter und der Anstaltshaushalt.
Familienhaushalte werden nach verschiedenen Ordnungsprinzipien klassifiziert. Dazu gehören vor allem die Haushaltsgröße (berücksichtigt die Personenanzahl) und der Haushaltstyp (berücksichtigt die Personenanzahl und das verfügbare Durchschnittseinkommen). Familienhaushalte erfahren durch Geburt, Wegzug oder Tod seiner Haushaltsmitglieder ständige Veränderungen. Eine Anpassung an neue Situationen ist also unumgänglich.
Private Organisationen ohne Erwerbscharakter sind zum Beispiel Vereine, Kirchen, Stiftungen und Wohlfahrtsorganisationen. Obwohl sie öffentliche Gelder in Anspruch nehmen, werden sie statistisch zu den privaten Haushalten gezählt.
Anstaltshaushalte nehmen immer eine größere Gruppe von Menschen auf, wobei diese vorübergehend, über einen längeren Zeitraum oder für immer dort wohnen. Beispiele hierfür sind SOS-Kinderdörfer, Jugendherbergen, Kinderheime, Heime des Müttergenesungswerkes, Pflegeheime und andere. Im Regelfall wird für die Betreuung bezahlt.
Neben dem privaten Haushalt gibt es noch den öffentlichen Haushalt. Hier wird der Bundeshaushalt, der Landeshaushalt, der Kreishaushalt und der Gemeindehaushalt unterschieden. In all diesen Fällen werden Einnahmen und Ausgaben der jeweiligen öffentlichen Körperschaft durch die Volksvertreter bestimmt und abgerechnet. Im Gegensatz zum privaten Haushalt ist die Rechenschaftslegung öffentlich einsehbar, das heißt, dass jeder Mann oder jede Frau die geplante oder realisierte Einnahmen- und Ausgabenstruktur der jeweiligen Körperschaft zur Kenntnis nehmen kann.
Stellung des Haushalts im Wirtschaftskreislauf
Der private Haushalt unterlag in seiner kulturellen, sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung einem enormen Funktionswandel. So war der klassische Haushalt in früheren Zeiten geprägt durch die Lebens- und Arbeitsgemeinschaft mehrerer Generationen
sowie durch Familienangehörige und Bedienstete.
Vor allem in bäuerlichen Haushalten, in Haushalten des oberen Standes (Adel, Patrizier, Unternehmer) war diese Struktur vorherrschend.
Ein hoher Eigenversorgungsgrad war typisch.
Nicht nur die Ernährung wurde weitgehend aus eigener Produktion bestritten, auch die Bekleidung, Einrichtung, Beheizung, Beleuchtung wurde von den meisten Menschen gefertigt, die zum Großhaushalt gehörten. Arbeitsteilig wurden in der vorindustriellen Zeit die für die Versorgung der Haushaltsmitglieder notwendigen Güter produziert.
Mit der Wirkung der zunehmenden Verstädterung und Industrialisierung wird eine Veränderung der Haushaltsführung sichtbar, nicht zuletzt auch durch die zunehmende Technisierung der privaten Haushalte.
Vor allem mit dem Aufbau unserer heutigen Industriegesellschaft
setzte ein grundlegender Wandel ein:
Haushalts- | Selbstversorger- haushalt (Agrargesellschaft) | Vergabehaushalt (Dienstleistungs-/Informations-gesellschaft) |
Ökonomische | Mittel für den eigenen Gebrauch werden vorrangig selbst produ- ziert – geringe Marktabhängigkeit. | Mittel für den Gebrauch werden über den Markt erworben. Eigenproduktion nur noch Hobby. Gelder- werb erfolgt über Erwerbsarbeit. |
Regenerations- | Mehrgenerationen- | Steigender Anteil der Singlehaushalte und häufige Nutzung der außerhäuslichen Freizeitangebote mit der Tendenz, eigene Interessen vor gemeinsame Unternehmeungen zu stellen. |
Sozialisierungs-funktion | Es gibt verschiedenste Sozialisierungs-möglichkeiten. Erfahrungen | Oft allein erziehende Elternteile oder neue und damit veränderte Partnerschaften. Nutzung des breiten Angebots für Erziehungs- und Betreuungsaufgaben. |
Generative Funktion | Aus der Situation | Stark abnehmende Kinderzahl; oft nur ein bis zwei Kinder. Die einfache Reproduktion wird kaum gewährleistet. |
Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.
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