Kriege und Konflikte im Nahen Osten

Die Region des Nahen und Mittleren Ostens war seit Ende des Zweiten Weltkriegs Schauplatz von vielen Krisen und Konflikten, die in erheblichem Maße die regionale und internationale Sicherheit bedroht haben.
Auslöser war meist der ungelöste Palästinakonflikt:

  • Erster arabisch-israelischer Krieg 1948/49 (Unabhängigkeitskrieg),
  • Suezkrise 1956,
  • Sechstagekrieg 1967,
  • Jom-Kippur-Krieg 1973,
  • Libanonkrieg 1982,
  • Libanesischer Sommerkrieg 2006
  • Gaza-Krieg 2008/2009.

Auch in der Golfregion kam es mehrfach zu militärischen Auseinandersetzungen, wobei der Irak eine Schlüsselrolle spielte:

  • Erster Golfkrieg (irakisch-iranischer Krieg) 1980–88,
  • Zweiter Golfkrieg (Kuweit-Aggression) 1990–91,
  • Irakkrieg 2003.

Daneben kam es zu einer Reihe von Bürgerkriegen, wie bspw.

  • dem libanesischen Bürgerkrieg (1975–89)
  • dem Bürgerkrieg im Jemen (1994) und
  • dem Bürgerkrieg in Algerien (1992–1995)

Ungeklärt sind das Kurdenproblem sowie der Status der Westsahara.

Die Nahostkriege

Mit der UN-Resolution 181/II von 1947 hatten die Vereinten Nationen mehrheitlich beschlossen, auf dem Gebiet Palästinas, d. h. dem britischen Mandatsgebiet, zwei Staaten zu bilden: einen jüdischen und einen arabisch-palästinensischen. Die Entscheidung wurde von den arabischen Staaten abgelehnt. Am 14.05.1948 wurde der Staat Israel ausgerufen, die Gründung eines Staates Palästina blieb hingegen aus. Hierin ist eine wesentliche Ursache für den Fortgang des Nahostkonflikts zu sehen. Die UNO hatte sich zwar verantwortungsvoll des Problems angenommen und einen gut durchdachten Beschluss gefasst, seine Durchsetzung – nämlich die Gründung von zwei Staaten – wurde jedoch nicht erreicht. Die Mitgliedstaaten der Arabischen Liga (Irak, Ägypten, Syrien, Libanon und Transjordanien) begannen einen Tag nach der Staatsgründung einen Krieg gegen Israel – den ersten arabisch-israelischen Krieg – und versuchten somit, die UN-Resolution mit militärischer Gewalt zu verhindern bzw. rückgängig zu machen.
Betrachtet man die Machtbalancen im Nahen Osten nach dem Zweiten Weltkrieg, so stellt man fest, dass alle am Krieg beteiligten arabischen Staaten eigene Machtinteressen verfolgten. Die Kampfhandlungen dauerten bis zum Frühjahr 1949 an und endeten mit einem Waffenstillstand und faktisch mit einer Niederlage der arabischen Armeen. Israel besetzte etwa 6 700 qkm des für den arabischen Staat vorgesehenen Gebietes sowie einen Teil Jerusalems, das nach dem UN-Teilungsbeschluss unter internationale Kontrolle gestellt werden sollte. Über 850 000 Palästinenser flohen in die arabischen Nachbarstaaten. Das von der israelischen Armee nicht eroberte palästinensische Territorium des Westjordanlandes, einschließlich des Ostteils der Altstadt von Jerusalem, wurde 1950 offiziell dem transjordanischen Staat zugeschlagen, der Gazastreifen ging unter ägyptische Verwaltung.

Der zweite arabisch-israelische Krieg (auch Suezkrise oder Sinaifeldzug genannt) fand im Herbst 1956 statt. Ausgelöst durch die Blockade israelischer Schiffe begann Israel Ende Oktober den Krieg gegen Ägypten mit der starken militärischen Unterstützung von Großbritannien und Frankreich, auch und vor allem um den von Ägypten unter GAMAL ABDEL NASSER ausgehenden arabischen Sozialismus zurückzudrängen. Präsident NASSER hatte kurze Zeit vorher den Suezkanal nationalisiert und damit Großbritannien und Frankreich als Aktionäre enteignet. Der Suezkanal verbindet das Mittelmeer und das Rote Meer und ist der am meisten befahrene Schifffahrtsweg der Welt, der den Seeweg zwischen Europa und der Golfregion bzw. Süd- und Ostasien um rund 10 000 km verkürzt.
Die Suezkanalgebühren sind bis heute eine der wichtigsten Einnahmequellen Ägyptens.
Die israelischen Truppen besetzten während der Suezkrise einen großen Teil der Sinai-Halbinsel und den Gaza-Streifen. Mit Hilfe der Sowjetunion und der USA wurde ein Waffenstillstand erzwungen und Israel das Recht auf freie Schifffahrt im Golf von Akaba zugesichert. Israel zog sich im Dezember 1956 aus den besetzten Gebieten zurück, an der Grenze zwischen Ägypten und Israel wurden UN-Truppen stationiert. GAMAL ABDEL NASSER setzte seine Politik des arabischen Sozialismus verstärkt fort und näherte sich der Sowjetunion an.

Der Sechstagekrieg 1967, der dritte arabisch-israelische Krieg war der folgenschwerste für das Palästinaproblem.
In der kurzen Zeit von nur sechs Tagen zerstörte das israelische Militär etwa 80 % der ägyptischen Luftwaffe, erhebliche militärische Niederlagen erlitten auch Jordanien und Syrien.
Unmittelbarer Anlass war die Sperrung des Golfs von Akaba durch Ägypten und der von Ägypten erzwungene Abzug der UN-Sicherheitstruppen aus dem Gazastreifen.
Israelische Truppen besetzten die ägyptische Halbinsel Sinai, den Gazastreifen, der bis dahin unter ägyptischer Verwaltung gestanden hatte, das Westjordanland und die Altstadt von Jerusalem, die dadurch unter die „doppelte Besatzung“ – nämlich die jordanische und israelische – gerieten, sowie die syrischen Golanhöhen. 350 000 Araber wurden vertrieben, über eine Million gerieten unter israelische Herrschaft. In nur sechs Tagen hatte Israel sein Staatsgebiet um ein Vielfaches vergrößern können. Ost-Jerusalem wurde sofort annektiert und dem Staat Israel zugeschlagen, erste Siedlungen entstanden hier und später auf der Westbank.
Die Niederlage im Sechstagekrieg wurde zum Trauma für die arabische Welt, v. a. für Ägypten. NASSER, der bis dahin als charismatischer Führer und Befreier galt, war vom „kleinen Nachbarn“ Israel besiegt worden. Die Ideen von der arabischen Einheit und vom konventionellen Sieg über Israel waren zunichte gemacht, Präsident NASSER bot seinen Rücktritt an.

Mit der Einnahme Ostjerusalems war der Zugang zur Klagemauer für Israelis frei und damit zum wichtigsten Heiligtum der Juden.

Die UNO kam im November 967 zum Beschluss 42, der den Rückzug der israelischen Streitkräfte aus den im Juni 1967 besetzten Gebieten forderte. Dieser Beschluss blieb jedoch ergebnislos. Für die Palästinenser begann eine neue Phase ihres Kampfes.

Im vierten arabisch-israelischen Krieg, dem Jom-Kippur-Krieg (Jom Kippur: Versöhnungstag der Juden), im Oktober 1973 machten die arabischen Streitkräfte einen Teil der Niederlage aus dem Sechstagekrieg 1967 wett – auch wenn die Erfolge weniger militärisch als moralisch zu werten waren. Die ägyptischen Truppen besetzten das Ostufer des Suezkanals und drängten das israelische Militär zunächst zurück. Daraufhin rückten die israelischen Truppen in Richtung Suezkanal vor und standen auf dem Festland 100 km vor Kairo.

Auch auf den syrischen Golanhöhen wurde gekämpft. Ein Waffenstillstand wurde geschlossen, der schließlich zum Ausgangspunkt für Friedensverhandlungen zwischen Ägypten und Israel wurde (Camp-David-Abkommen von 1978 und ägyptisch-israelischer Friedensvertrag von 1979).
Wichtige Ergebnisse des Vertrages waren die Rückgabe des Sinai an Ägypten und die gegenseitige Anerkennung. Ägypten war das erste arabische Land, das Frieden mit Israel schloss, 1994 folgte Jordanien. Ägypten wurde daraufhin aus der Arabischen Liga ausgeschlossen (Mitgliedschaft suspendiert von 1979 bis 1989), der Sitz der Arabischen Liga wurde vorübergehend von Kairo nach Tunis verlegt.
Für die arabische Welt bedeutete der Jom-Kippur-Krieg eine Aufwertung ihrer Verhandlungspositionen, Erdöl wurde danach als Waffe eingesetzt, gegen Israel-freundliche Staaten wurde ein Ölembargo verhängt (Ölschock). Die PLO erlangte internationale Anerkennung.
Der Krieg 1973 wird auch „der Krieg zum Frieden“ genannt.
In der Resolution 338/1973 rief die UNO die Konfliktparteien zu einem „gerechten und dauerhaften Frieden“ auf.

Nach der Bewegung „Schwarzer September“ von 1970 musste die PLO ihren Sitz von Amman in Jordanien nach Beirut im Libanon verlegen. Die Machtbalance im Libanon, die ohnehin instabil war, wurde dadurch noch weiter belastet. 1975 hatte im Libanon der Bürgerkrieg begonnen.
Im Juni 1982 griff das israelische Militär im Libanon ein – fünfter Nahostkrieg – und drang bis Beirut vor. Ihr Hauptgegner war die PLO-Führung, die im September 1982 Libanon verließ und ihren Sitz nach Tunis verlegte. Der größte Teil der palästinensischen Militärbasen im Südlibanon wurde aufgelöst.
Nach dem Abzug der PLO-Führung kam es in den palästinensischen Flüchtlingslagern Sabra und Shatila zu brutalen Massakern, für die die maronitischen Phalange-Milizen verantwortlich gemacht wurden – unter Mitverantwortung des israelischen Verteidigungsministeriums. ARIEL SHARON musste daraufhin von seinem Amt als Verteidigungsminister zurücktreten.
Der libanesische Bürgerkrieg nahm danach deutlich an Schärfe zu, die inneren Widersprüche zwischen den politischen und religiösen Kräften wuchsen.

Südlibanon war auch 2006 Schauplatz militärischer Auseinandersetzungen. Nach dem Abzug der israelischen Truppen im Jahre 2000 kam es regelmäßig zu Übergriffen durch Hisbollah-Kämpfer auf israelisches Gebiet. Der Angriff auf eine israelische Militärstreife und die Verschleppung von zwei israelischen Soldaten nach Libanon waren der Anlass für massive Luftangriffe Israels auf Hisbollah-Stellungen. Es gab viele, vor allem zivile Opfer, innerhalb eines Monats wurde ein großer Teil der libanesischen Infrastruktur zerstört, Hisbollah-Raketen trafen israelische Orte.
Der „Sommerkrieg 2006“ löste eine Debatte darüber aus, ob die Mittel, die Israel dabei einsetzte, verhältnismäßig waren.

Im Gaza-Krieg 2008/09 antwortete das israelische Militär auf Angriffe der Hamas gegen israelisches Territorium. Die unbotmäßige Schärfe der israelischen Militäraktionen, bei denen es viele Opfer und materielle Schäden gab, geriet in die Kritik vieler Staaten auch des Westens und vor allem der arabischen Länder.

Die Eskalationen am Persischen Golf

Der erste Golfkrieg war der zwischen Irak und Iran und begann im September 1980, also kurze Zeit nach dem Sieg der islamischen Revolution im Iran und dem Vorsatz der iranischen Regierung unter AJATOLLAH KHOMEINI den islamischen Fundamentalismus in andere Staaten der Region zu exportieren.
Mehrere Gründe führten zum Ausbruch der militärischen Auseinandersetzungen – so die Korrektur der lange umstrittenen Grenzziehung am Schatt al-Arab, die strittigen Fragen um die schiitischen Gebiete im Irak bzw. die arabische Provinz Khuzistan im Iran, die Kurdenproblematik, die persönliche Feindschaft zwischen den beiden Staatsführern SADDAM HUSSEIN und AJATOLLAH KHOMEINI u. a. Im Grunde verfolgten beide Seiten jedoch aktuelle geostrategische Ziele um die strategische und religiös-ideologische Vormachtstellung am Persischen Golf. Nachdem zunächst der Irak im Vorteil schien, konnten 1982 iranische Truppen eigenes Territorium zurückerobern. Als Irak in die Defensive geriet, schalteten sich die Staaten des Westens, des Ostens und arabische Länder gleichermaßen ein und leisteten dem Irak Unterstützung, um der Gefahr eines Überspringens der islamischen Revolution aus Teheran zu begegnen. Es entbrannte ein über Jahre dauernder Abnutzungskrieg, in dem von beiden Seiten alle zur Verfügung stehenden militärischen und nicht militärischen Mittel (Giftgaseinsätze durch Irak, Tankerkrieg, Raketeneinsätze und Bombardements gegen Städte und Industrieanlagen, Blockaden, Stellungskriege und Nutzung von Kindern als lebende Minenräumer) genutzt wurden. Mehr als eine Million Menschen verloren ihr Leben, die materiellen Zerstörungen betrugen mehrere hundert Milliarden Dollar. An den Folgen der Schäden und Zerstörungen leiden beide Länder heute noch.
Der UN-Sicherheitsrat verabschiedete im Juli 1987 die Resolution 598 und verlangte darin die sofortige Feuereinstellung und den Rückzug aller Streitkräfte hinter die international anerkannten Grenzen. Im Sommer 1988 wurde der Waffenstillstand erreicht, der von einer internationalen Gruppe aus 35 000 Beobachtern abgesichert wurde.

Der zweite Golfkrieg

Der zweite Golfkrieg begann mit dem Einmarsch irakischer Truppen in das Emirat Kuweit Anfang August 1990. Kuweit wurde kurze Zeit später von SADDAM HUSSEIN als 19. Provinz des Irak „einverleibt“. Irak versuchte damit auch, die Verluste aus dem ersten Golfkrieg durch die Übernahme der kuweitischen Erdölfelder wettzumachen. Die UNO forderte Irak zum Rückzug auf, als dies scheiterte, verhängte der UN-Sicherheitsrat ein vollständiges Handelsembargo. Die Erdölpipelines wurden blockiert, Irak konnte demnach kein Erdöl mehr exportieren. Die USA begannen ab August 1990 mit der Stationierung von Truppen in der Golfregion, vor allem in Saudi-Arabien, das die USA um Hilfe gebeten hatte (Operation Desert Shield). In der Resolution 678/1991 ermächtigte der Sicherheitsrat die Golfkriegsallianz mit der militärischen Befreiung Kuweits, falls sich Irak der Resolution widersetze. Am 17.01.1991 bombardierten amerikanische Flugzeuge Bagdad (Desert Storm), in der Allianz wirkten Streitkräfte aus den USA, Saudi-Arabien mit den anderen Staaten des Golfkooperationsrates, Ägypten, Syrien, Großbritannien, Frankreich, Pakistan, Bangladesh, Afghanistan, Marokko, Niger, Senegal, Bulgarien, der Tschechoslowakei, Sierra Leone und Honduras und Marineeinheiten aus vielen anderen Staaten direkt mit. Die BRD leistete humanitäre Hilfe und beteiligte sich an den Kosten der militärischen Operationen. Irak war weitgehend isoliert, nur Jordanien, die PLO und Jemen standen (bedingt) an seiner Seite, weil SADDAM HUSSEIN die Befreiung Jerusalems als Gegenzug für die Räumung Kuweits forderte. Der Angriff irakischer Scud-Raketen auf Israel verstärkte das regionale und internationale Sicherheitsproblem. Anfang März 1991 wurde ein Waffenstillstand vereinbart, das Handelsembargo wurde nicht aufgehoben. Irak konnte fortan nur sehr wenig Erdöl exportieren, um dafür Medikamente zu kaufen. Die C-Waffen-Fabriken, die Atomforschungszentren und die Scud-Raketen wurden zerstört.
Der zweite Golfkrieg forderte auf irakischer Seite tausende, darunter besonders zivile Opfer, die Infrastruktur lag weitgehend brach, auch ein Teil der Erdölfelder war zerstört. SADDAM HUSSEIN hat die Niederlage aus dem zweiten Golfkrieg nie verwunden.

Der dritte Golfkrieg 2003

Mit der Befreiung Kuweits 1991 war die wichtigste Zielsetzung der Operationen Desert Shield und Desert Storm erreicht. Auf eine Entmachtung SADDAM HUSSEIN wurde seitens der Siegermächte verzichtet, es liegt die Vermutung nahe, dass ansonsten ein Zerfall Iraks und eine Destabilisierung der politischen Verhältnisse im Nahen Osten zu befürchten gewesen wäre.
Ein umfangreicher Sanktionskatalog/Embargo wurde von der UNO über Irak verhängt. Zugeständnisse an die Kurden und Schiiten (Teilautonomie, Flugverbotszonen u. a.) wurden von der irakischen Regierung erzwungen.
Die Politik SADDAM HUSSEINs indessen lief den Interessen v. a. der USA zuwider, nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 wurde der Zusammenhang zwischen dem irakischen Diktator SADDAM HUSSEIN und der Terrororganisation Al-Qaida konstruiert und Massenvernichtungswaffen vermutet.
Am 20. März 2003 griffen US-amerikanische Truppen den Irak an, unterstützt vom Militär anderer Staaten (z. B. Spanien, Großbritannien, Polen, Italien u. a.). Dieser Krieg – der dritte Golfkrieg – wurde auch zur Zerreißprobe für die Europäische Union, die sich auf die Seite der Amerikaner bzw. dagegen stellten. Der verlustreiche Verlauf und der Widerstand von Teilen der irakischen Bevölkerung musste die USA an das Desaster von Vietnam erinnern.

Arabische Bürgerkriege

Der libanesische Bürgerkrieg erschütterte das kleine Land am Mittelmeer (Fläche 10 500 qkm, ca. 4,4 Mio. Einwohner) fast 15 Jahre (1975–89). Seine Wurzeln gehen weit in die Vergangenheit zurück.
Nach dem Ersten Weltkrieg hatten französische Truppen den Libanon besetzt und unter direkte französische Verwaltung gestellt. 1926 wurde eine Verfassung verkündet, die eine endgültige administrative Trennung Libanons vom syrischen Mandat festlegte. Der Aufhebung des Mandats 1944 ging im September 1943 der so genannte „Nationalpakt“ voraus, eine mündliche Vereinbarung zwischen Frankreich mit dem christlich-maronischen Staatspräsidenten und dem moslemisch-sunnitischen Ministerpräsidenten. Dieser Pakt führte zum so genannten Konfessionalismus bei der Aufteilung der Staatsämter.
Der Nationalpakt basierte auf einer Volkszählung, die in den 1920er-Jahren die Bevölkerungsmehrheit der Christen und die Minderheit der Moslems feststellte, wobei bei der moslemischen Bevölkerung der sunnitische Bevölkerungsanteil dem schiitischen zahlenmäßig überlegen war. Nach diesen Mehrheitsverhältnissen wurde die Machtverteilung festgeschrieben: der Staatspräsident sollte künftig ein Christ, der Ministerpräsident ein sunnitischer Moslem und der Parlamentspräsident ein schiitischer Moslem sein.
Da in der Folgezeit das Bevölkerungswachstum der Moslems deutlich über dem der Christen lag, haben sich die Mehrheitsverhältnisse zugunsten der Moslems verschoben, während sie nach dem Konfessionalismus in der Machtverteilung benachteiligt blieben.
Bereits während des ersten arabisch-israelischen Krieges 1948/49 nahm Libanon viele palästinensische Flüchtlinge auf. Wirtschaftliche Probleme, wachsende Konflikte zwischen Moslems und Christen und die Spannungen zwischen Palästinensern und Israelis auf libanesischem Territorium führten das Land im April 1975 in einen brutalen langwierigen Bürgerkrieg. Hauptlinien der Gegensätze bestanden zwischen zumeist konservativen christlichen Gruppen und zum Teil linksgerichteten, von der PLO unterstützten moslemischen Organisationen. Als Anfang 1976 syrische Truppen in den Nordlibanon einmarschierten, nahmen die Spannungen weiter zu. Im März 1978 besetzte Israel mit 30 000 Soldaten den Südlibanon (bis zum Litani-Fluss), die UNO erzwang einige Monate später den Rückzug der Israelis und die Stationierung einer UN-Friedenstruppe. Dennoch rückte die israelische Armee im Juni 1982 bis Beirut vor und zwang die PLO zur Emigration nach Tunis.
Die Massaker in den Flüchtlingslagern Sabra und Shatila im September 1982, bei denen Tausende Palästinenser ermordet und verletzt wurden, war einer der grausamsten Höhepunkte des Bürgerkrieges.
Die Hauptlinien der Gegensätze verwischten sich in der Folgezeit, ständig neu aufflammende militärische Auseinandersetzungen gab es zwischen Palästinensern und Christen, innerhalb der christlichen Gruppierungen, stärker aber auch innerhalb der moslemischen Konfliktparteien sowie zwischen Christen und Moslems („jeder gegen jeden“).
Der Einfluss äußerer Mächte – vor allem Syrien, Israel, Iran – kam hinzu und verschärfte die Spannungen.
Im Herbst 1989 wurde in der saudiarabischen Stadt Taif vom libanesischen Parlament ein Kompromisspapier ausgehandelt. Zwar blieb die alte Machtverteilung erhalten, die Kompetenzen des Staatspräsidenten wurde aber eher beschnitten zugunsten der Macht des Parlaments, des Ministerpräsidenten und des Kabinetts.
Der Bürgerkrieg kostete unzählige Opfer, Millionen verließen das Land.
Die Schäden in den großen Städten Libanons, so vor allem in Beirut und Tripoli sind heute noch zu sehen.

Der Bürgerkrieg im Jemen 1994

Die Republik Jemen im Süden der Arabischen Halbinsel (537 000 qkm, ca. 22  Mio. Einwohner) war 1994 Schauplatz eines inneren Bürgerkrieges. Auch hier gehen die Wurzeln in die Geschichte zurück.
Nach dem Ende des Osmanischen Reiches war im Norden des Jemen ein Imamat entstanden, das erst 1962 mit der Ausrufung der Jemenitischen Arabischen Republik beendet wurde. Im Süden hatten seit dem 19. Jh. die Briten Fuß gefasst und Aden später direkt in eine Kronkolonie und das Hinterland in ein abhängiges Protektoratsgebiet verwandelt. Nach dem Abzug der Briten 1967 lehnte sich der wirtschaftlich äußerst schwache Süden – die Volksdemokratische Republik Jemen – an die Sowjetunion an und verfolgte eine so genannte sozialistische Entwicklung.
Obwohl der Jemen in der Geschichte als Einheit nie existiert hatte, blieb die Idee der Einheit immer erhalten.
Die bestehenden tribalen, also Stammesverhältnisse begünstigten diese Verbundenheit. In der Zeit des kalten Krieges waren beide jemenitische Staaten in die Blockauseinandersetzung einbezogen und wurden vom Westen (Nordjemen) bzw. vom Osten (Südjemen) unterstützt.
Machtpolitisch war die Einheitsidee von der Vorstellung getragen, den anderen Jemen „in der Umarmung“ zu erdrücken, d. h. dem anderen Jemen das eigene Entwicklungsmodell aufzudrücken. Es kam v. a. in den 1970er-Jahren wiederholt zu militärischen Auseinandersetzungen zwischen Nord- und Südjemen. Im Januar 1986 zeigten Stammes- und Machtkämpfe im Südjemen, wie oberflächlich die „sozialistische Orientierung“ war.
Mit dem Ende des Sozialismus fiel auch die materielle, finanzielle und militärische Hilfe des Ostblocks für Südjemen weg, während sich im Norden die Regierung unter Präsident SALEH immer stärker unter dem Druck der Stämme sah, die ein immer größeres Gegengewicht zur Zentralregierung in Sanaa bildeten.
Die Führungen beider Staaten traten die Flucht nach vorn an und vollzogen den staatlichen Zusammenschluss im Mai 1990 zur Republik Jemen. Obwohl zunächst sehr sorgfältig auf die paritätische Machtverteilung zwischen ehemaligen nord- und südjemenitischen Funktionären geachtet wurde, nahmen die Spannungen und der Kampf um die Macht zu. Hinzu kamen wachsende wirtschaftliche Schwierigkeiten vor allem nach dem zweiten Golfkrieg 1991, als Tausende jemenitische Gastarbeiter aus den reichen Golfstaaten (vor allem aus Saudi-Arabien und Kuweit) ausgewiesen wurden und dadurch diese bis dahin erheblichen Gastarbeiterüberweisungen für den Jemen verloren gingen.
Jemen als Sicherheitsratsmitglied hatte die irakische Seite unterstützt bzw. auf Neutralität und Lösung als innerarabisches Problem gedrängt und sich somit den Unmut der reichen Nachbarn zugezogen.
Die Spannungen zwischen dem Norden und dem politisch und wirtschaftlich unterlegenen Süden nahmen zu, die im Mai 1994 zu einem inneren jemenitischen Bürgerkrieg führten. Da die Armee nie vereinigt worden war, brachen alte militärische machtpolitische Gegensätze und Stammesrivalitäten wieder auf: Südjemenitische Streitkräfte führten Luftangriffe gegen nordjemenitische Städte, so gegen die gemeinsame jemenitische Hauptstadt Sanaa, gegen Taizz, Al-Hudeidah und das historische Marib, die ehemals nordjemenitische Armee bombardierte die alte südjemenitische Hauptstadt Aden und nordjemenitische Bodentruppen – Stammeskämpfer – nahmen im Juli 1994 die Hafenstadt ein und plünderten die südjemenitische Metropole.
Die staatliche Einheit Jemens blieb erhalten, der Süden des Landes stellt weiterhin den schwächeren Teil dar, der in der inneren Machtverteilung eher benachteiligt ist. Der Allgemeine Volkskongress, eine Sammlungsbewegung aus dem Norden, dominiert, gemäßigte Islamisten aus dem Norden sind ebenfalls an der Macht beteiligt.

Algerien war in den 1990er Jahren Schauplatz eines opferreichen Bürgerkriegs. Bereits 1990 siegte die Islamische Heilsfront (Front Islamique du Salut – FIS) bei den algerischen Kommunalwahlen. Die FIS war aus militanten Organisationen hervorgegangen und als Oppositionspartei legalisiert worden. Nachdem sich bei den Parlamentswahlen Ende 1991/ Anfang 1992 ein erneuter Sieg der islamischen Bewegung andeutete, wurden die Wahlen abgebrochen. Die algerische Armeeführung putschte sich an die Macht, ein Hohes Staatskomitee (unter Muhammad Boudiaf) übernahm die Macht und die FIS wurde verboten. Bestehende demokratisch gewählte Körperschaften wurden aufgelöst und der Notstand im Land ausgerufen. Bis 1995 starben ca. 120 Tausend Menschen, es gab mehr als 10 Tausend Bombenattentate. Die Islamisten verübten unzählige terroristische Aktionen, darunter auch gegen nichtmuslimische Ausländer.

Das Westsahara-Problem

Neben den großen Problemen im Nahen Osten – wie Palästina oder Irak – geraten andere Spannungsherde der Region oft in Vergessenheit. Dazu zählen das Kurdenproblem und die offene Frage der Westsahara (ca. 250 000 qkm und ca. 165 000 Einwohner).
Die einheimische Bevölkerung der Westsahara – Araber, Berber und Mauren – erkannten seit dem 11. Jh. den marokkanischen Sultan als religiöses und weltliches Oberhaupt an. Ende des 19. Jh. wurde die Westsahara zum spanischen Protektorat erklärt, wobei sich die Herrschaft nur auf einzelne Küstenabschnitte beschränkte. In den 1950er-Jahren (1957/58) brachte die marokkanische Befreiungsarmee einen Großteil der Westsahara unter ihre Kontrolle, wurde jedoch von spanischen und französischen Truppen gebremst. 1958 wurde die Westsahara von Spanien zur afrikanischen Provinz erklärt. Marokko, Mauretanien und Algerien einigten sich darauf, gemeinsam und einheitlich vorzugehen. Marokko betrachtete die Westsahara jedoch von Anfang an als Teil seines Territoriums, auch Mauretanien stellte Gebietsansprüche.
Algerien trat seitdem für die Gründung eines unabhängigen Staates Westsahara ein und unterstützte die nationale Befreiungsbewegung POLISARIO (Front Populaire pour la libération de Saguia el-Hamra et Rio de Oro), die 1973 gegründet wurde. Obwohl die UNO eine andere Regelung vorsah, übergab Spanien im November 1975 den nördlichen und zentralen Teil der Westsahara an Marokko, der südliche Teil ging an Mauretanien. Die POLISARIO akzeptierte diese Aufteilung nicht und proklamierte im Februar 1976 die Arabische Demokratische Sahara-Republik. Mauretanien zog sich daraufhin zurück und Marokko besetzte auch den südlichen Teil und stationierte eine staatliche Armee von fast 170 000 Mann zur Kontrolle des Gebietes.
Die selbsternannte „Exilregierung“ der POLISARIO hat ihren Sitz in Südalgerien. Die UNO hatte im April 1991 (Resolution 690/1991) die Entsendung einer UN-Friedenstruppe beschlossen und auf die Durchführung eines Referendums gedrängt. In diesem Referendum, das bereits 1988 beschlossen worden war, sollen die Sahrawis frei darüber entscheiden, ob die Westsahara künftig zu Marokko gehören oder unabhängig sein sollte. Marokko hat es bisher geschickt durch gezielte soziale und wirtschaftliche Entwicklungsprojekte erreicht, ein solches Referendum zu verhindern.

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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