Eine typische Geldwert-Instabilität lag nach dem Ersten Weltkrieg in Deutschland vor. Die Reparationszahlungen in Höhe von 130–150 Mrd. Reichsmark konnten einfach nicht bezahlt werden. Die Haushaltslage war desolat. Die Inflation hatte sich in diesem Moment selbst beschleunigt. Das geschah ohne einen Neu- oder Nachdruck von Geld, sondern durch eine Erhöhung der Umlaufgeschwindigkeit des Geldes.
Die Menschen bemerkten dies und so war der „Teufelskreislauf“ nicht zu durchbrechen: Tägliche Entlohnung und täglicher Einkauf führten zum Zusammenbruch der Zahlungsmittel- und Geldaufbewahrungsfunktion.
Während der Inflation herrschten in Deutschland chaotische Zustände. Frankreich besetzte 1923, aus Angst um seine Reparationszahlungen, das Ruhrgebiet. Daraufhin verkündete die Reichsregierung den „passiven Widerstand“. Zahlreiche Betriebe und Fabriken im besetzten Ruhrgebiet wurden bestreikt. Der Streik führte allerdings nur zur Verschärfung der Währungskrise, da der Produktionsausfall zu verminderten Deviseneinnahmen führte. Die Preise für Artikel des allgemeinen Bedarfs schossen in die Höhe. Ebenso stark stieg der Kurs des US-Dollars zur Reichsmark.
Monat des Jahres 1923 | 1 Dollar = Deutsche Währung |
Januar | 18 000 Mark |
Anfang September | 10 Millionen Mark |
Ende September | 160 Millionen Mark |
Oktober | 40 Milliarden Mark |
November | 4,2 Rentenmark |
Zur Stabilisierung der Währung kam es erst nach der Neuregelung der deutschen Verpflichtungen, gemäß dem Versailler Vertrag, im November 1923. Der Vorsitzende der alliierten Reparationskommission, CHARLES DAWES, schlug einen Plan vor, der vernünftigere Reparationszahlungen und ausländische Anleihen hauptsächlich durch die USA vorsah, um Deutschland bei der Erfüllung des Planes zu helfen. Die Neuregelung sah eine jährliche Zahlung von 2,5 Mrd. Goldmark vor. Außerdem wurde am 15.11.1923 die Rentenmark als Zahlungsmittel eingeführt.
Der Plan wurde von den deutschnationalen Politikern als Wirtschaftssklaverei angesehen und vehement abgelehnt. Außenminister GUSTAV STRESEMANN erreichte jedoch die Annahme des Planes mit der erforderlichen Zweidrittelmehrheit im Reichstag durch die Unterstützung der Sozialdemokraten und von Teilen der größten nationalen Partei, der Deutschnationalen Volkspartei. Der deutsche Reichstag nahm den Dawesplan am 27. August 1924 an.
Inflation ist die über einen längeren Zeitraum festzustellende Erhöhung des Preisniveaus. Dabei ist die Zunahme der Preise im Durchschnitt, bei Beachtung der Gewichtung der Waren, von Bedeutung und nicht die Erhöhung einzelner Preise. Man misst die Inflation mit dem Preisindex für die Lebenshaltung aller privaten Haushalte.
Die Ermittlung des Preisindexes erfolgt durch Feststellung der Entwicklung der Ausgaben des Durchschnittshaushaltes für einen repräsentativen Warenkorb einer Periode.
Beispiel:
Ausgaben für einen Warenkorb im Jahre x: | 12000,-- € |
Ausgaben für einen Warenkorb im Jahre y: | 12300,-- € |
Der Preisindex beträgt demnach:
Die Preissteigerungs- bzw. Inflationsrate gibt an, um wie viel Prozent der repräsentative Warenkorb im Vergleich zum Vorjahr teurer geworden ist. Die Inflationsrate wird monatlich veröffentlicht. Das verwendete Basisjahr wird für einen längeren Zeitraum (meist 5 Jahre) beibehalten. Gegenwärtig wird als Basisjahr 1995 zugrundegelegt.
Der Preisindex für die Lebenshaltung aller privaten Haushalte betrug 2002 = 101,8%, d. h., gegenüber dem Jahre 1995 (= 100 %) beträgt die Preissteigerung 1,8 % bzw. die Inflationsrate macht 1,8 % aus.
Der Begriff „Warenkorb“ ist die Bezeichnung sämtlicher für die Berechnung des Preisindexes ausgewählter Güter, d. h. Waren (Nahrungsmittel, Kleidung, Tabakwaren, Hausrat usw.), Leistungen (Verkehr, Versicherung) und Mietwohnungen, die als repräsentativ gelten.
In der Regel werden nur Preissteigerungen von einer gewissen Dauer als Inflation bezeichnet. Damit werden saisonale Preissteigerungen nicht berücksichtigt.
Unter Heranziehung bestimmter Kriterien unterscheidet man verschiedene Inflationsarten:
Preiserhöhungen führen zu einer permanenten Geldentwertung, d. h., wie im Beispiel gezeigt, wenn man im Jahre y für eine Summe von Waren mehr Geld ausgeben muss als im Jahre x, dann ist der Geldwert gesunken. Letztlich kommt das in einer sinkenden Kaufkraft der Währungen zum Ausdruck und damit in einer Senkung der Reallöhne, die durch Lohnkämpfe wieder ausgeglichen werden können.
Gegenüber der Inflation stellt die Deflation einen absoluten Rückgang des Preisniveaus dar. Bei der Deflation handelt es sich um eine Unterversorgung der Volkswirtschaft mit Zahlungsmitteln, die zu einem Sinken der Preise führt bzw. zu einer Erhöhung des Tauschwertes des Geldes.
Die Ursache der Deflation kann in zu geringer Verschuldungsbereitschaft der Produzenten oder im Horten von Bargeld liegen. Eine Deflation kann durch währungs- und kreditpolitische Maßnahmen, wie Einschränkung der Kreditvergabe und damit der umlaufenden Geldmenge sowie verschärfter Anforderungen an die Kreditwürdigkeit bewusst herbeigeführt werden, um einer drohenden Inflation entgegenzuwirken.
Eine Deflation wirkt produktions-, beschäftigungs- und einkommensmindernd.
In Industrieländern hat die Deflation nur noch historische Bedeutung. Der Begriff Deflation ist nicht zu verwechseln mit der Disinflation, die die Abnahme der Inflationsrate bezeichnet.
Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.
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