- Lexikon
- Politik/Wirtschaft
- 4 Gesellschaft im Wandel
- 4.5 Gesellschaftspolitik
- 4.5.4 Gleichstellungs- und Geschlechterpolitik
- Gleichstellungspolitik in Deutschland
01.01.1900 BGB Vormundschaft des Ehemannes über die Ehefrau | |
BRD1949 Grundgesetz den Ehefrauen wird gestattet, einer Erwerbstätigkeit nachzugehen, wenn die Erfüllung ihrer Pflichten gegenüber Ehe und Familie nicht beeinträchtigt wird die Ehefrauen erahlten das Recht auf eigene Erwerbstätigkeit ohne Bedingungen | DDR 1949 Verfassung 1977 neues Arbeitsgesetzbuch |
03.10.1990 Beitritt der DDR zur BRDEinigungsvertragEr enthält die Zusicherung, dass die Gesetzgebung zur Gleichberechtigung „weiterentwickelt wird“ und „bei der Erwerbstätigkeit von Müttern und Vätern die Rechtslage unter dem Gesichtspunkt der Vereinbarkeit von Familie und Beruf gestaltet wird“ (Art. 13). Damit wurde das Ziel anvisiert, der Verantwortung beider Elternteile für die Familie stärker Rechnung zu tragen und so bessere Voraussetzungen für ein partnerschaftliches Zusammenwirken in allen Lebensbereichen zu schaffen. | |
1994 Änderung des GrundgesetzesDas Grundgesetz in Art. 2 Abs. 2 („Männer und Frauen sind gleichberechtigt“) wird wie folgt ergänzt: Aber auf dieser Grundlage fordert z. B. § 8 des Sozialgesetzbuches III, wenn auch erst 1998: | |
1999 Amsterdamer Vertrag Mit diesem Vertrag erhielt in der Europäischen Union die Politik zur Verbesserung der Chancengleichheit von Mann und Frau und zum Abbau von Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern eine eigene Rechtsgrundlage. Im Unterschied zu vorherigen nationalen Gesetzen und Maßnahmen zur Verwirklichung der Gleichstellung von Mann und Frau orientiert dieser Vertrag in Art. 3 auf eine sehr viel komplexere Herangehensweise in der Gleichstellungspolitik. |
Quotenbestimmungen gelten als wichtiger Teil deutscher Gleichstellungsgesetze für den öffentlichen Dienst. Dabei geht es um die Veränderung der Personalstruktur auf den attraktiveren beruflichen Positionen der Verwaltungen des Bundes, der Länder und der Kommunen. Mehr solcher Beschäftigungspositionen (für Beamte, Angestellte und Arbeiter/innen) sollen mit Frauen besetzt werden, wenn diese dort bislang unterrepräsentiert sind. Konkret bezweckt die Frauenquote in diesen Fällen, dass Frauen bei Einstellungen und Beförderungen unter bestimmten Voraussetzungen ein Vorrang vor männlichen Bewerbern einzuräumen ist, damit ihr Anteil bei den attraktiveren Positionen steigt.
Gleichstellungsbeauftragte gibt es in den Verwaltungen der Kommunen, der Länder und des Bundes, aber auch an Universitäten und in Betrieben. Sie sind dort angestellt, um die Gleichstellung der Frauen in ihren jeweiligen Bereichen zu fördern.
Sie haben folgende Aufgaben:
Gender Mainstreaming ist neben speziellen Maßnahmen zur Frauenförderung und zur Verhinderung von Frauendiskriminierung (traditionelle Gleichstellungspolitik) eine zweite Strategie zur Erreichung von Chancengleichheit von Frauen und Männern. Beide Strategien sind für die Erreichung der Chancengleichheit notwendig und ergänzen sich gegenseitig; sie können sich gegenseitig nicht ersetzen.
Traditionelle Gleichstellungs- politik | Gender Mainstreaming | |
Konzeptio- nelle Ansatz- punkte | Geht von einer ganz konkreten Problemstellung aus, die Ungleichheit der Geschlechter betrifft. | Alle zu treffenden politischen Entscheidungen (auch solche, die auf den ersten Blick keinen geschlechts-spezifischen Problemgehalt haben) werden unter einer geschlechts- spezifischen Perspektive betrachtet. Das heißt, die möglicherweise unterschiedlichen Ausgangsbedingungen oder Auswirkungen der vorgesehenen politischen Entscheidung auf beide Geschlechter müssen ermittelt werden. Erst, wenn die vorgesehene politische Entscheidung für keines der Geschlechter Nachteile bringt, dann kann die Entscheidung realisiert werden. Gleichstellungspolitik ist für Frauen und Männer gut. |
Beteiligte Akteure | Nur über bestimmte Organisationen oder Personen , die für Gleichstellungs-politik zuständig sind (z. B. Frauenausschuss oder Gleichstellungs- beauftragte), wird eine Lösung für dieses Problem gesucht | Erweiterung der beteiligten Akteure: alle an politischen Entscheidungen beteiligten Akteure müssen geschlechterdifferenziert eine mögliche Entscheidung betrachten |
Zeitraum der Maßnahme, der Entschei -dungs -findung und -umsetzung | Kurzer Zeitraum | Längerer Zeitraum infolge des komplexeren konzeptionellen Ansatzpunktes und der Beteiligung vieler Akteure; der komplexere Ansatz bietet aber dafür mehr Nachhaltigkeit der politischen Entscheidung |
Gender Mainstreaming kann wie folgt definiert werden: Es ist der Prozess und die Methode, um die Geschlechterperspektive in die Gesamtpolitik aufzunehmen. Dies bedeutet, die Entwicklung, Organisation und Bewertung von politischen Entscheidungsprozessen und Maßnahmen so zu betreiben, dass in jedem Politikbereich und auf allen Entscheidungsebenen die Ausgangsbedingungen und Auswirkungen auf beide Geschlechter berücksichtigt werden. Nur so kann die Gleichstellung von Frau und Mann von ihrer bisher mehr juristischen/gesetzlichen zu einer tatsächlichen werden.
Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.
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