Die Gewerkschaftsbewegung begann in Deutschland etwa um 1848 mit der Gründung lokaler Arbeiterverbände. Ihre Geschichte verlief parallel mit der Industrialisierung.
So leisteten in Deutschland 1849 rund 10% der Bevölkerung Lohnarbeit. In Berlin wird mit der „Arbeiterverbrüderung“ die erste politische Arbeiterorganisation gegründet. Später bilden sich ein nationaler Buchdruckerverein und die Assoziation der Zigarettenarbeiter. In den 1860er-Jahren entstanden aus der Arbeiterbewegung vielfältige politische und gewerkschaftliche Vereine und Verbände.
Die meisten gewerkschaftsähnlichen Zusammenschlüsse waren Streik- und Unterstützungsvereine. Ihnen ging es hauptsächlich um die Verbesserung der Löhne und Arbeitsbedingungen in einzelnen Betrieben, aber auch schon um die Unterstützung ihrer Mitglieder im Falle von Arbeitslosigkeit, Invalidität, Krankheit und Streik. Das organisatorische Prinzip ging davon aus, dass sich Arbeiter entsprechend ihrer Berufsgruppen zusammenschlossen und einen Berufsverband bildeten.
Diese lokalen Arbeiterverbände durchliefen zunächst eine wechselvolle Geschichte.
1854 wurden sie durch Beschluss des Bundesrats aufgelöst. 1861 erfuhren sie einen erneuten Aufschwung durch die Aufhebung des Koalitionsverbotes.
Es gründete sich der Allgemeine Deutsche Arbeiterverein mit FERDINAND LASSALLE an der Spitze. BISMARCKs Sozialistengesetz (1878) hemmte wieder die Entwicklung, obwohl es gerade in dieser Zeit zu einer engen Verbindung der Freien Gewerkschaften mit der Sozialdemokratie kam. Zuvor hatten sich 1868 liberale Gewerkvereine und christliche Arbeitervereine organisiert. Nach der Aufhebung des Sozialistengesetzes 1890 waren rund 300 000 Arbeiter gewerkschaftlich organisiert; zum 1. Mai fanden das erste Mal Arbeiterkundgebungen statt.
1892 wird in Halberstadt der Erste Allgemeine Gewerkschaftskongress einberufen. Die Delegierten sprechen sich nun für berufliche Zentralverbände aus, sind also gegen die lokale Organisation. Außerdem empfehlen sie die gleichberechtigte Mitgliedschaft von Arbeiterinnen.
1894 werden erste überregionale Organisationen christlicher und liberaler Gewerkschafter gegründet.
1899 wird der Dachverband der christlich-liberalen Gewerkschafter ins Leben gerufen.
Nach dem Ersten Weltkrieg (1914–1918) setzten die Gewerkschaften wichtige Forderungen durch:
Besonders CARL LEGIEN (1861–1920) wirkte für die Durchsetzung der gewerkschaftlichen Forderungen. Bekannt ist der Stinnes-Legien-Vertrag aus dem Jahre 1919.
In dieser Zeit kam es zu einer sprunghaften Entwicklung der Gewerkschaften in drei Richtungen:
1920 | ruft der ADGB zum Generalstreik gegen den Kapp-Putsch auf, um die Republik zu schützen. |
1922 | hat der ADGB ca. 7,5 Mio. Mitglieder. |
1932 | sind 44% der Gewerkschaftsmitglieder arbeitslos. |
1933 | zerbricht die Weimarer Republik. Die ADGB-Führung erklärt sich gegenüber Hitler neutral. Am 2. Mai zerschlagen SA-Trupps die Gewerkschaftsbewegung. |
Nach Gründung der Bundesrepublik konstituiert sich im Oktober 1949 in München der Deutsche Gewerkschaftsbund als Einheitsgewerkschaft, die 16 Einzelgewerkschaften umfasste. HANS BÖCKLER (1875–1951) wird zum ersten Vorsitzenden gewählt.
Daneben organisierten sich die Deutsche Angestelltengewerkschaft und der Christliche Gewerkschaftsbund Deutschlands. Der 1946 gegründete Freie Deutsche Gewerkschaftsbund (FDGB) war die Einheitsgewerkschaft der DDR.
1952 | führt die parlamentarische Verabschiedung eines Betriebsverfassungsgesetzes zu innergewerkschaftlichen Auseinandersetzungen, da zahlreiche gewerkschaftliche Forderungen unberücksichtigt blieben. |
1963 | gibt sich der DGB ein neues Grundsatzprogramm. |
1974 | beschließt der DGB sein erstes Umweltprogramm |
1984 | wird mit Streiks der IG Metall und der IG Druck und Papier der Weg zur 35-Stunden-Woche geebnet. |
1990 | unterstützt der DGB nach dem Fall der Mauer den Aufbau freier Gewerkschaften in Ostdeutschland. |
1996 | die Bundesregierung und die Arbeitgeber brechen das Bündnis für Arbeit. Es kommt zu einer Großdemonstration in Bonn unter dem Motto „Für Arbeit und soziale Gerechtigkeit“, an der 350 000 Menschen teilnehmen. Im November beschloss der DGB ein neues Grundsatzprogeramm. |
2001 | Am 19. März 2001 wurde in Berlin aus den Gewerkschaften ÖTV, DAG, HBV, IG Medien und der Deutschen Postgewerkschaft die größte Einzelgewerkschaft der Welt, ver.di, gegründet. |
Ziel und Aufgabe des DGB sind die Zusammenfassung aller Einzelgewerkschaften zu einer starken Einheit und Vertretung der gemeinsamen Interessen auf allen Gebieten, besonders der Wirtschafts-, Sozial- und Kulturpolitik. Die parteipolitisch und konfessionell unabhängige Einheitsgewerkschaft versucht, Parteien, Parlamente und Regierungen für die Vertretung ihrer Interessen zu gewinnen. Tarifverhandlungen werden jeweils von den Einzelgewerkschaften geführt.
Die Organe des DGB sind:
Der Bundeskongress ist das höchste Organ. Er tagt aller vier Jahre als Zusammenschluss aller Gewerkschaftsdelegierten und beschließt die Grundsatzpolitik, Satzungsänderungen und wählt den Bundesvorstand.
Der geschäftsführende Bundesausschuss besteht aus fünf hauptamtlichen Mitgliedern des Bundesvorstands und führt die laufenden Geschäfte.
Als oberstes Beschlussorgan zwischen den Kongressen arbeitet der Bundesausschuss, der aus den von den Einzelgewerkschaften entsandten Mitgliedern, dem Bundesvorstand und den Landesbezirksvorsitzenden besteht.
Zum DGB gehört das Wirtschafts- und sozialwissenschaftliche Institut (WSI) in Düsseldorf, das die wissenschaftlichen Grundlagen und Materialien erarbeitet.
Im Mittelpunkt der gewerkschaftlichen Arbeit steht die Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen aller lohn- und gehaltsabhängigen Menschen. Dabei geht es um die Verbesserung des Lohn- und Gehaltsgefüges, Verkürzung der Arbeitszeit, um den Jugend-, Mutter- und Kündigungsschutz, betriebliche Sozialleistungen u.a. Die Gewerkschaften nehmen Einfluss auf die Politik des Staates, insbesondere die Wirtschafts- und Sozialpolitik, die Bildungspolitik, das Arbeitsrecht und die staatlichen Regelungen zur Betriebsverfassung. Mittel zur Durchsetzung ihrer Interessen in der Lohn- und Gehaltsgestaltung sind die Tarifverhandlungen mit den Unternehmern und Unternehmerverbänden und die verschiedenen Arten des Arbeitskampfes, von denen der Streik die schärfste Waffe ist.
IG Bau-Agrar-Umwelt | |
IG Bergbau, Chemie, Energie | |
Transnet Gewerkschaft GdED | |
Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft | |
IG Metall | |
Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten | |
Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft | CARL LEGIEN (1861–1920) |
Gewerkschaft der Polizei |
Am 19. März 2001 wurde in Berlin aus den Gewerkschaften ÖTV, DAG, HBV, IG Medien und der Deutschen Postgewerkschaft die größte Einzelgewerkschaft der Welt, ver.di, gegründet.
Ver.di hat knapp 2,1 Millionen (2009) Mitglieder aus mehr als 1000 Berufen.
Die IG-Metall ist ein Zusammenschluss von Arbeitnehmern der Metallindustrie, des Metallhandwerks, der Textil- und Bekleidungsindustrie sowie der Holz- und Kunststoffindustrie.
1891 wurde der Deutsche Metallarbeiter-Verband gegründet, der Vorläufer der IG-Metall. Der Verband wuchs schnell zur größten deutschen Einzelgewerkschaft im Kaiserreich und in der Weimarer Republik.
Unter der Diktatur der Nazis wurde der Verband mit allen anderen freien Gewerkschaften zerschlagen. Erst nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges bildeten sich nach dem Prinzip der Einheitsgewerkschaft neue Verbände heraus.
Nach Fusionen mit anderen Gewerkschaften in den 1990-er Jahren vertritt die IG-Metall rund 2,3 Millionen (2009) Mitglieder. Sie ist Mitglied des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) und des Internationalen Metallgewerkschaftsbundes (IMB).
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Internationale Organisationen:
Stand: 2010
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