FREDERICK WINSLOW TAYLOR wurde am 20.03.1856 in Germantown, einem heutigen Stadtviertel von Philadelphia im Bundesstaat Pennsylvania, geboren. Seine Eltern waren vermögende Quäker. Der Vater, FRANKLIN TAYLOR, hatte in Princeton graduiert, als Rechtsanwalt gearbeitet und im Immobiliengeschäft ein Vermögen gemacht, so dass er es sich leisten konnte, keiner geregelten Arbeit nachzugehen. TAYLORs Mutter, EMILY WINSLOW, war eine leidenschaftliche Anhängerin der Sklavenbefreiung und Feministin.
TAYLOR absolvierte das College an der Philips Academy in Exeter, N.H., hier lernte er 1872 das von MELVIL DEWEY (1851–1931), dem Vater des modernen Bibliothekswesens, entwickelte und nach ihm benannte Dewey-Dezimalklassifikation (DDC – Dewey Decimal Classification) kennen, das sein späteres Leben beeinflussen sollte. Das DDC ist eine bibliothekarische Systematik, die das Bibliothekswesen revolutionierte und die Klassifikation der Bibliotheksbestände vereinheitlichte.
TAYLOR interessierte sich seit frühester Jugend sehr für Technik und Ingenieurwesen, folgte aber dem Wunsch des Vaters, einen „ordentlichen Beruf“ zu ergreifen und wollte Jura studieren. Er war bereits für ein Studium in Harvard zugelassen, konnte es jedoch aus gesundheitlichen Gründen nicht beginnen.
So begann er 1878 als Vorarbeiter in der Midville Steel Company zu arbeiten und studierte als Teilstudent Ingenieurwesen am Stevens Institute of Technology in New Jersey, wo er mit fünfundzwanzig Jahren graduierte. TAYLOR betrachtete den Ingenieursberuf als
„durch … Vorbildung im Verallgemeinern gemachter Erfahrungen und im Suchen nach System und Gesetzen auf allen Gebieten des Lebens geschult“, und bemüht, „die (praktischen Probleme in den Produktionsabteilungen) nach logischen Gesichtspunkten in Gruppen zu ordnen, um dann nach irgend welchen allgemeinen Gesetzen zu suchen, die ihre Lösung erleichtern“ (TAYLOR).
Seine Auffassungen vom Ingenieur folgten dem französischen Mathematiker und Philosoph AUGUSTE COMTE (1798–1857):
„Zwischen den Gelehrten und den Leitern der Arbeiten beginnt sich in den Ingenieuren eine Mittelklasse zu bilden, deren Aufgabe es ist, die Beziehungen zwischen Theorie und Praxis auszubilden. Ohne auf den Fortschritt der Wissenschaft auszugehen, suchen sie nur ihre Anwendung auf die gewerbliche Tätigkeit daraus abzuleiten“ (COMTE).
1884 wurde er leitender Angestellter bei der Midville Steel Company. 1886 begann er bei JOHN PEREANT MORGAN, auf dessen „Pulp and Paper Farm“.
Seit 1898 arbeitete er für die Bethlehem Iron Company, der späteren Bethleham Steel Company, wo er die Arbeit rationalisierte, das die Arbeits- und Bewegungsabläufe zur Steigerung der Leistung der Arbeiter organisierte. Auf dieser Basis führte er ein neues Prämienlohnsystem ein, das auf seinen Ideen (Taylorismus) beruhte und sehr erfolgreich wurde.
„Arbeiter gehorchen ähnlichen Gesetzen wie Teile einer Maschine“ (TAYLOR).
TAYLOR wollte die Arbeit im Unternehmen optimieren, indem er die Arbeits- und Bewegungsabläufe rein wissenschaftlich organisierte. Er glaubte, so auch die sozialen Probleme der Arbeiter lösen zu können. Diese Rationalisierung erreichte er, indem Arbeitsvorgänge in einzelne Bewegungsabläufe bzw. Arbeitsschritte zerlegt wurden.
TAYLOR nannte dies „scientific management“, auf deutsch „wissenschaftliche Betriebsführung“. Sein Ziel war,
TAYLOR war der Meinung, gutes Management müsse:
Tatsächlich kam es jedoch zu einer Entfremdung des Arbeiters von seiner Arbeit, der Krankenstand erhöhte sich, die innere Bindung des Arbeiters an den Betrieb ging verloren.
Die Unruhen der Arbeiter wurden unüberhörbar, so dass sich TAYLOR sogar einer Anhörung vor dem US-Congress unterziehen musste.
Der Taylorismus wurde vor allem durch HENRY FORD und die Einführung der Fließbandproduktion in dessen Automobil-Werken bekannt: Die Montage eines Fahrzeuges wurde so bald von 12,5 Stunden auf 2,6 Stunden reduziert.
„Das Heraufrücken der Arbeitsebene in Armhöhe und eine weitere Aufteilung der Arbeitsvorrichtungen ... reduzierte die Arbeitszeit (1914) auf eine Stunde 33 Minuten pro Chassis“ (FORD).
1915 machte ein Arbeiter der Ford-Werke alle 79 Sekunden dieselben Handgriffe. Man konnte nun hohe Stückzahlen produzieren und das Automobil „demokratisieren“: Das Modell „Ford T“ – „Thin Lizzy“ erreichte zeitweise mehr als 50 % Marktanteil. Allerdings erforderte diese Produktionsweise eine aufwendigere Koordinierung und Kontrolle durch so genannte Funktionsmeister, wodurch der Arbeitsprozess weitgehend bürokratisiert wurde.
Nach 1910 verschlechterte sich TAYLORs Gesundheitszustand, der amerikanische Ingenieur starb 1915 an einer Lungenentzündung. Er soll mit einer Uhr in der Hand gestorben sein.
Bis heute ist über die Bedeutsamkeit des Scientific Managements zu streiten. Einige Stimmen:
„Kein vernünftiger Mensch kann leugnen, dass nur durch die Zerlegung der Arbeit in ihre Einzelelemente ein klares Bild über ihre Ausführungsmöglichkeiten, über die Schnelligkeit der Ausführung und über die Abänderungen, die getroffen werden müssen, zu schaffen ist.“ GEORG SCHLESINGER, 1921).
„Fast bin ich geneigt zu behaupten, dass der viel beschimpfte Taylor humanorientierter war als die streamline Trainees der neunziger Jahre. Taylor hat … arbeitsgestalterische Vorschläge unterbreitet, die den heutigen Jungmanager als Systemschädling denunzieren würden.“ (EKKEHARDT FRIELING, Arbeitspsychologe, 1998).
„Mehr noch litt sein Ruf, weil er das Wissen auf die Untersuchung der Arbeit anwendete. Den Gewerkschaften seiner Zeit gruselte es bei dem blossen Gedanken daran. Sie inszenierten gegen Taylor eine der bösartigsten Rufmord-kampagnen der amerikanischen Geschichte.“ (PETER F. DRUCKER, 1983).
TAYLORs Hauptwerk ist:
The Principles of Scientific Management, New York, 1911
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