Definition und Zweck von Kennzahlen

Die Verwendung von Kennzahlen erfolgt zu folgenden Zwecken:

  • Objektivierung: Statt subjektiver Aussagen und Beurteilungen liefern Kennzahlen nachprüfbare Fakten.
  • Priorisierung: Die Auswahl bestimmter Kennzahlen ermöglicht die Konzentration auf bestimmte Erscheinungen des Betriebes, der Volkswirtschaft.
  • Leistungsanreiz: Mithilfe von Kennzahlen können Ziele vorgegeben werden, die einen Anreiz für ständige Verbesserungen geben.
  • Überwachung/Controlling: Durch regelmäßige Kennzahlenermittlung kann die Wirksamkeit eingeleiteter Maßnahmen ermittelt werden bzw. ein schnelles Einleiten von Maßnahmen entschieden werden.
  • Vergleich (Benchmarking): Ein Vergleich über mehrere Jahre ist mithilfe von Kennzahlen möglich. Auch artgleiche Unternehmen können mit Kennzahlen objektiv verglichen werden.
  • Präsentation: Kennzahlen dienen der übersichtlichen und gut fassbaren Darstellung z. B. der Leistungskraft eines Unternehmens.
  • Prognosefähigkeit: Kennzahlen können in ihrer Gesamtheit die Möglichkeit bieten, Prognosen der zukünftigen Entwicklung zu erarbeiten.

Kennzahl oder Kennziffer?

In vielen Publikationen spricht man von Kennziffern, in anderen von Kennzahlen. Der Begriff wird also synonym gebraucht. Richtig ist es, von Kennzahlen zu sprechen, da ja die Ziffern nur von 0 bis 9 gehen und Kennzahlen in den meisten Fällen über diesen Bereich hinausgehen.

Betriebswirtschaftliche Kennzahlen und Berechnungen

KennzahlDefinition/Berechnung
Kosten- und Leistungskennzahlen 
• Selbstkosten

Selbstkosten sind der in Geld ausgedrückte Verbrauch von Sachgütern und Dienstleis-
tungen zur Erstellung der betrieblichen Leistung. Sie setzen sich aus fixen und variablen Kosten zusammen.

fixeKosten+variableKosten¯Selbstkosten

• Fixe KostenKosten, die sich bei Veränderung der
Produktion nicht ändern (Mieten, Pachten).
• Variabble KostenKosten, die sich mit der Produktionsmenge oder dem Produktionsprogramm verändern (Materialkosten, Fertigungslöhne).
• GemeinkostenKosten, die dem einzelnen Produkt nicht genau zugerechnet werden können (Verwaltungs-
kosten, Grundstückskosten). Sie sind über-
wiegend fixe Kosten. In der Kostenrechnung werden sie über den Gemeinkostenzuschlag mit den Einzelkosten (variable K.) verrechnet.
• Herstellungskosten des Umsatzes

Die Herstellungskosten des Umsatzes sind die bei der Herstellung eines Gutes anfallenden Kosten abzüglich des Mehrbestands an fertigen Erzeugnissen.

Fertigungsmaterialkosten+Fertigungslöhne+Gemeinkosten¯HerstellungskostenderProduktion÷Mehrbestandanfertigen¯ErzeugnissenHerstellungskostenderumgesetztenErzeugnisse

• Wirtschaftlichkeit

Die Wirtschaftlichkeit bringt ein Wertverhältnis zum Ausdruck.

Die Wirtschaftlichkeitsberechnung eines Unternehmens stellt
a) die Ist-Kosten den Soll-Kosten gegenüber. Bei dieser Methode ist die Wirtschaftlichkeit am höchsten, wenn der Quotient <1.

IstKosten()SollKosten()=1

b) die Leistungen den Kosten gegenüber. Bei dieser Methode ist die Wirtschaftlichkeit am höchsten, wenn der Quotient >1.

Leistungen(Erlöse)()Kosten()=1

• Produktivität

Die Ergiebigkeit der betrieblichen Faktorkombi-
nation wird als Produktivität bezeichnet.

Die Produktivität wird jeweils für eine Faktor-
art ermittelt, indem die Produktionsmenge dem
Faktor gegenübergestellt wird.

Faktor Arbeit (Arbeitsproduktivität):

Produktionsmenge(St.,m,kg)AnzahlderArbeitskräfte

Faktor Produktionsmittel: Maschinenproduktivität:

AnzahlStückMaschinenstunden

Flächenproduktivität:

Umsatzm²

UmschlagskennzahlenUmschlagskennzahlen sind ein Maßstab
zur Beurteilung und Kontrolle der Wirtschaftlichkeit des Betriebs-
prozesses.

• Lagerumschlagshäufigkeit

Die Umschlaghäufigkeit sagt aus, wie viel
mal ein Lagerbestand in einem Jahr umge-
schlagen wird.Je höher die Umschlagshäufig-
keit des Lagerbestandes ist, desto kürzer ist
die Lagerdauer, geringer sind die Lagerhaltungs-
kosten, höher ist die Wirtschaftlichkeit, höher ist letztlich der Gewinn.

Jahresverbrauch(St.)durchschnittl.Lagerbestand

• LagerdauerDie Lagerdauer berechnet sich aus den Tagen des Rechnungszeitraums
(z.B. 360 Tage) dividiert durch die Umschlagshäufigkeit oder den Jahresverbrauch mal durchschnittlicher Lagerbestand.

360TageUmschlagshäufigkeit

oder

durchschnittlicherLagerbestand×360Jahresverbrauch

RentabilitätskennzahlenKennzahlen der Rentabilität sind ein Maß-
stab der Ertragskraft. Die Rentabilität ist
das Verhältnis des Gewinns zum Eigenkapital, zum Gesamtkapital oder
zum Umsatz.
• Eigenkapitalrentabilität

Eigenkapitalrentabilität, auch Unternehmer-Rentabilität wird ermittelt, indem man den Jahresgewinn zum durchschnittlich einge-
setzten Eigenkapital in Beziehung setzt.Diese Kennzahl
wie auch die Gesamtrentabilität geben Aus-
kunft,
ob sich der Einsatz des Kapitals gelohnt hat.

Gewinn()Eigenkapitaleinsatz()×100

• Gesamtrentabilität

Gesamt- oder Unternehmungsrentabilität erhält man, wenn das Gesamtkapital in Bezie-
hung gesetzt wird zum Gewinn zuzüglich der Zinsen für das Fremdkapital (Fk).

Gewinn+FkZinsenGesamtkapitaleinsatz×100

 

• Umsatzrentabilität

Der Umsatz wird in Beziehung zum Gewinn gesetzt. Diese Kennzahl gibt Auskunft,
wie viel € Gewinn je 100 € Umsatz
erwirtschaftet wurden.

Gewinn()Umsatz()×100

• Gewinn

Der Gewinn ist das Hauptziel jeder unternehmerischen Tätigkeit.
Er errechnet sich aus dem Gesamterlös eines Unternehmens abzüglich des Gesamtaufwands (Gesamtkosten). Ist der Aufwand höher als der Ertrag entsteht Verlust.

Ertrag(Gesamterlös)÷Aufwand(Gesamtkosten)¯Gewinn

LiquiditätskennzahlenLiquidität ist die Zahlungsfähigkeit eines Unternehmens, die sich aus dem Verhält-
nis der flüssigen Mittel zu den fälligen kurzfristigen Verbindlichkeiten ergibt.
Bei Liquiditätskennzahlen wird der Grad der Liquidität unterschieden, d.h. wie schnell Teile
des Umlaufvermögens zu verfügbarem Geld gemacht werden können. Liquidität herrscht,
wenn mindestens 100% Deckung vorliegt.
Eine zu hohe Deckung (Überliquidität mehr als 50%) kann sich negativ auf die Rentabilität auswirken.
• Liquidität 1. Grades (Barliquidität)

Flüssige Mittel = Kasse, Bankguthaben, also verfügbare
Zahlungsmittel

flüssigeMittel()kurzfristigesFremdkapital()×100

• Liquidität 2. Grades

flüssigeMittel()+Forderungen()kurzfristigesFremdkapital()×100

 

• Liquidität 3. Grades

flüssigeMittel+Forderungen+VorrätekurzfristigesFremdkapital×100

• CashflowCashflow = Kassenfluss ist eine wichtige Kennzahl zur Beurteilung der Liquidität eines Unternehmens. Er ist der finanzielle Überschuss des Unternehmens, der für Privatentnahmen, Tilgung und Investitionen verwendet werden kann.


Abschreibung = jährliche Wertminderung der Anlagengüter entsprechend der Nutzungs-
dauer (meist linear).

Gewinn+Abschreibungen¯Cashflow

Deckungsbeitrag

Betrag, den ein Kostenträger zur Deckung
der fixen Kosten beiträgt, die nicht dem Erzeug-
nis direkt zugeordnet werden können.
Besonders der Deckungsbeitrag II und III wei-
sen auf abbaufähige fixe Kosten hin.

Verkaufserlöse÷Direktkosten¯DeckungsbeitragI÷nichtproportionaleEinzelkosten¯DeckungsbeitragII÷fixeEinzelkosten¯DeckungsbeitragIII

Break-Even-Point

Der Break-even-Point (Gewinnschwelle)
zeigt die Umsatzmenge, bei der die Erlöse die Kosten decken und die Gewinnzone beginnt.


Der Break-Even-Point in der Formel 1 gibt an,
ab welcher Absatzmenge die Umsatzerlöse die fixen und variablen Kosten decken.

SummeFixkostenDeckungsbeitragjeStück

Die Formel 2 gibt den zur Deckung der fixen
und variablen Kosten notwendigen Umsatz-
erlös an.

SummeFixkostenDeckungsquotejeStück

Im Break-Even-Point entsteht weder Gewinn
noch Verlust. Der Deckungsbeitrag je Stück errechnet sich aus Verkaufspreis je Stück - variable Stückkosten. Die Deckungsquote
je Stück errechnet sich aus Deckungsbeitrag
je Stück / Verkaufspreis je Stück.Mit der
Break-Even- Analyse lassen sich Gewinnaus-
wirkungen infolge von Umsatz- und Kostenänderungen berechnen. Beispielsweise können Fragen nach den Auswirkungen von zusätzlichen Marketingkosten auf den Umsatz
oder nachfragebedingte Preissenkungen auf
den Gewinn beantwortet werden.

Volkswirtschaftliche Kennzahlen und Berechnungen

KennzahlDefinition/Berechnung
Bruttoinlandsprodukt (BPI)Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist ein Maß für die wirtschaftliche Leistung einer Volkswirtschaft in einem bestimmten Zeitraum. Es misst den Wert der im Inland hergestellten Waren und Dienstleistungen.

Produktionswert÷Vorleistungen¯Bruttowertschöpfung+Gütersteuern÷Subventionen¯Bruttoinlandsprodukt

VolkseinkommenDas Volkseinkommen ist die Summe aller Erwerbs- und Vermögenseinkommen, die Inländern zugeflossen sind.


Vom Bruttoinlandsprodukt sind die Abschreibungen und indirekten Steuern abzuziehen und die Subventionen hinzuzufügen.

Bruttoinlandsprodukt÷Abschreibungen¯Nettoinlandsprodukt÷indirekteSteuern+Subventionen¯Volkseinkommen

Inflationsrate (%)Die Inflationsrate drückt den Anstieg des Preisniveaus (Entsprechend dem Preisindex) aus.


Der Preisindex berücksichtigt Waren und Dienstleistungen des täglichen Bedarfs, die als repräsentativ angesehen werden (Warenkorb).

(PreisindexdesJahresPreisindexdesVorjahres1)×100

Erwerbsquote

Erwerbsquote = Anzahl der Erwerbstätigen (Ew) im Verhältnis zur Bevölkerungszahl.

AnzahlderErwerbstätigenAnzahlderBevölkerung×100

Arbeitslosenquote

Arbeitslose (Al)= Personen ohne Arbeitsverhältnis, die sich als Arbeitsuchende beim Arbeitsamt gemeldet haben.

reg.Arbeitslosereg.Arbeitslose+abhäng.Erwerbstätige×100

Börsen
Aktienindizes
Land/Länder
DAX

Deutschland (Durchschnittskurs der 30 wichtigsten
deutschen Aktien): Der DAX ist der Leitindex der Deutschen Börse.
Er wurde am 1. Juli 1988 eingeführt.

Dow JonesUSA (Durchschnittskurs der 30 wichtigsten
amerikanischen Industrieaktien)
NikkeiJapan (Index-Familie der Börse Tokio. Der bekannteste ist der Nikkei 225, der die 225 größten japanischen Unternehmen enthält.)
Euro Stoxx 50Europäischer Aktienindex, der die 50 größten europäischen Unternehmen umfasst, die der Euro-Währungszone angehören.
NEMAXDeutschland (Aktienindex für den Neuen Markt,
Marktsegment an der deutschen Börse, das auf junge, wachstumsstarke Unternehmen (z.B. Technologie-, Medien- und Melekommunikationsfirmen) zugeschnitten ist.)
TecDAX
(NEMAX 50)
Der TecDAX löste 2003 den NEMAX 50 ab. Er umfasst 30 Technologiewerte.

Aktienkennzahlen

Definiton/Berechnung
Rendite

Dividendenrendite: Verhältnis der Dividende je Aktie zum aktuellen Börsenkurs in Prozent. Sie gibt an, wie sich das eingesetzte Kapital gemessen am Tageswert der betreffenden Aktie verzinst.
Dividende: Anteil am Gewinn einer AG, der je Aktie ausgeschüttet wird.
Kurs: Marktpreis für die an der Börse gehandelten Wertpapiere, Devisen und Waren.

DividendeKurs×100

Aktienrendite

Um Aktienanlagen ertragsmäßig untereinander oder mit anderen Anlagemöglichkeiten zu vergleichen, berechnet man die Aktienrendite.
Die Aktienrendite ist das Verhältnis von Dividendenzahlungen zuzüglich der Kursgewinne zum Kurs der Aktie.

(Dividende+Kursgewinn)LaufzeiteingesetztesKapital×100

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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