- Lexikon
- Politik/Wirtschaft
- 3 Wirtschaft und Wirtschaftspolitik in der sozialen Marktwirtschaft
- 3.6 Ökologie und Marktwirtschaft
- 3.6.1 Umweltprobleme und Wachstumsgrenzen
- Club of Rome und die Grenzen des Wachstums
Im April 1968 trafen sich auf Initiative von AURELIO PECCEI (italienischer Industriemanager)und ALEXANDER KING (britischer OECD-Wissenschaftsmanager) 36 Vertreter aus Wirtschaft und Wissenschaft in Rom und gaben sich den Namen „Club of Rome“. Sie diskutierten über die für die Zukunft der Menschheit entscheidenden Herausforderungen, d. h. über die Weltprobleme und über Wege zu ihrer Lösung.
Der Club of Rome International hat gegenwärtig mehr als 80 Vollmitglieder aus über 50 Ländern, die sich einmal im Jahr treffen. Im September 2007 wurden der indische Wissenschaftler und Nachhaltigkeitsexperte ASHOK KHOSLA und der deutsche Manager EBERHARD VON KOERBER zu gleichberechtigten Co-Präsidenten des Club of Rome International gewählt. Die Verlegung des Generalsekretariats von Hamburg nach Zürich wurde beschlossen. In zahlreichen Ländern existieren nationale Vereine (National Associations) des Club of Rome. Die Mitglieder des Club of Rome International
Mitglieder werden nach dem Vorbild wissenschaftlicher Akademien ausgesucht. Bewerbungen sind nicht möglich.
Im Allgemeinen wird als Ziel die gemeinsame Sorge und Verantwortung um die Zukunft der Menschheit – für eine nachhaltige Entwicklung – formuliert.
Dabei lässt sich der Club of Rome von drei Grundsätzen leiten:
Hauptsächlich durch Berichte und Konferenzen versucht der Club of Rome seine Ziele der Öffentlichkeit zu vermitteln. Seit dem ersten Bericht des Club of Rome aus dem Jahre 1972 „Die Grenzen des Wachstums. Bericht des Club of Rome zur Lage der Menschheit“ von DENNIS L. und DONELLA H. MEADOWS (u. a.), sind mehr als 30 Berichte zu unterschiedlichen Aspekten der Weltprobleme erschienen. Die Jahreskonferenzen – sie finden in verschiedenen Regionen der Welt statt – bieten sowohl die Möglichkeit zum intensiven Meinungsaustausch unter den Mitgliedern als auch die Diskussion mit Betroffenen bzw. Vertretern aus der jeweiligen Region. Die unterschiedliche berufliche Tätigkeit und das gesellschaftliche Engagement der Mitglieder auf nationaler oder internationaler Ebene sind für die Wirkung des Club of Rome in vielen Projekten entscheidend.
Zur Unterstützung der Arbeit des Club of Rome existieren inzwischen rund 30 Nationale Gesellschaften (National Associations for the Club of Rome) mit zusammen mehr als 1 000 Mitgliedern. Ihre Aufgabe besteht einerseits darin, die Botschaft des Club of Rome in das jeweilige Land hineinzutragen und andererseits auch darin, Ideen und Vorschläge aus den einzelnen Ländern in die Arbeit des Club of Rome einfließen zu lassen. Nationale Gesellschaften müssen durch den Club of Rome anerkannt sein. Über ihre Arbeit, ihre Struktur und ihre Mitglieder entscheiden sie selbstständig.
Da viele Nationale Gesellschaften in Europa beheimatet sind, wurde 1999 in Wien mit Unterstützung der österreichischen Behörden ein European Support Centre of The Club of Rome gegründet.
Der Club of Rome hat in seiner Arbeit der jungen Generation stets große Aufmerksamkeit gewidmet. Mit der Gründung von „tt 30“ (think tank 30) im Jahr 2000 haben sich junge Menschen um die „30“ aus unterschiedlichen Berufen und verschiedenen Ländern in einem Netzwerk zusammengefunden. Sie fühlen sich den Zielen des Club of Rome verbunden und wirken in seinem Sinn.
Die Deutsche Gesellschaft Club of Rome, ein gemeinnütziger Verein mit Sitz in Hamburg, konzentriert sich auf drei Handlungsfelder:
Die Arbeit des Club of Rome zu den Weltproblemen lässt sich in fünf Themen-Komplexe fassen (Quelle: www.clubofrome.de/clubofrome/index.html#themen):
1. Nachhaltige Entwicklung, Globalisierung, Armutsbekämpfung
Die Frage nach einer nachhaltigen Entwicklung stand bereits im Vordergrund des Berichts „Die Grenzen des Wachstums“ aus dem Jahre 1972. Sie ist heute noch vordringlicher geworden: Wie kann der übergroße materielle Nachholbedarf der armen und noch weiter wachsenden Bevölkerung des „Südens“ befriedigt werden angesichts der Begrenztheit der natürlichen Ressourcen, die bereits heute im Wesentlichen durch die reiche Minderheitsbevölkerung des „Nordens“ überbeansprucht werden?
Als Antwort wird die möglichst schnelle Schaffung einer globalen öko-sozialen Marktwirtschaft formuliert. Sie soll es erlauben, mit einem nachhaltigen Wachstum die risikoreiche, explosive Armutslücke zu überwinden. Dabei soll der Wirtschaftsprozess um den „Faktor 10“ dematerialisiert werden – durch Technologien, die die Ressourcen-Effizienz deutlich steigern und durch einschneidende Änderungen des Konsumverhaltens und der Lebensstile. Folgende Bücher bzw. Berichte an den Club of Rome sind dazu erschienen:
2. Politische Stabilität und Regierungsfähigkeit
Das Fehlen wirksamen politischen Handelns von der lokalen bis zur internationalen Ebene ist eine wesentliche Ursache dafür, dass ein globaler, nachhaltiger Entwicklungsweg bisher kaum beschritten werden konnte. Die Regierungsfähigkeit hat sich in vielen Regionen der Welt entscheidend verschlechtert, politische Strukturen sind zusammengebrochen. Gefährliche Konfliktpotenziale sind entstanden und haben den Terrorismus begünstigt, die Weiterverbreitung von Waffen gefördert und die Privatisierung von Kriegen forciert. Nur durch mehr regionale Stabilität sowie eine globale Friedensordnung kann diese Entwicklung gestoppt werden. Zwei Berichte an den Club of Rome sind dazu erschienen:
3. Informationsgesellschaft und die digitale Schwelle
Auf mehreren Konferenzen waren die Herausforderungen des Informationszeitalters Beratungsgegenstand. Viele Mitglieder des Club of Rome sind auf diesem Gebiet in Forschungsprojekten engagiert. Vor allem die Mitglieder aus dem „Süden“ sehen in den Informations- und Kommunikationstechnologien eine Chance für die Entwicklung in rückständigen Regionen. In zwei Verlautbarungen zu den Weltgipfeln in Johannisburg (2000: Nachhaltige Entwicklung) und Genf (2003: Informationsgesellschaft) hat der Club of Rome diesen Aspekt besonders betont. Vier Berichte an den Club of Rome sind dazu erschienen:
4. Lernen, Erziehung und Arbeitswelt
Die Bereitschaft und Fähigkeit zum Lernen wurde vom Club of Rom als Voraussetzung angesehen, das geistige und intellektuelle Potenzial der Menschheit für die Schaffung einer friedlichen und nachhaltigen Welt zu mobilisieren. Das Bildungswesen muss in einem Prozess lebenslangen Lernens „jung und alt“ dazu befähigen, sich in einer ständig wandelnden Welt, die zunehmend vernetzter und interdependenter wird, verantwortlich zu engagieren. Vier Berichte an den Club of Rome sind dazu erschienen:
5. Kulturelle Vielfalt und Toleranz
Der Club of Rome spiegelt in seiner Zusammensetzung selbst die Vielfalt von Kulturen und Religionen dieser Welt wider. Um eine friedvolle und nachhaltige Welt zu gestalten, bedarf es einer weltweiten Kultur der Toleranz und des Verstehens
Der Club of Rome wird häufig mit dem Buch „Die Grenzen des Wachstums“ (1972) gleichgesetzt. Darin wurde ein kritisches, um nicht zu sagen, pessimistisches Bild der weltweiten wirtschaftlichen und sozialen Entwicklungstrends gezeichnet. In einer Computersimulation wurden fünf wichtige Trends in einem Weltmodell zueinander in Bezug gesetzt:
Dabei wurde versucht, interdependente Zusammenhänge, Entwicklungen und Folgen für den Zeitraum von einem Jahrhundert zu erfassen. Grundlegend war die Erkenntnis, dass in manchen Bereichen ein exponentielles Wachstum vorliegt. In mancher Weise erinnert das dabei zugrunde gelegte Weltmodell an die Prognosen von THOMAS ROBERT MALTHUS, der schon im ausgehenden 18. Jahrhundert mittels eines einfachen mathematischen Modells nachzuweisen versuchte, dass die Bevölkerungsvermehrung bald an die durch die Natur vorgezeichneten Grenzen der Nahrungsmittelproduktion stoßen würde.
Beschleunigung der Entwicklung der Weltbevölkerung zwischen 1750 und 2050
Das Weltmodell ist jedoch komplexer angelegt. Als größtes Problem wird auch hier die Bevölkerungsvermehrung gesehen. Die Weltbevölkerung wächst exponentiell, wobei diese Entwicklung in erster Linie die Entwicklungsländer betrifft. Doch auch die Industrieproduktion wächst weltweit, und zwar noch schneller als die Bevölkerungszahl. Das Wachstum der Weltindustrie findet allerdings in erster Linie in den bereits hochindustrialisierten Ländern statt, deren Bevölkerung im Gegensatz dazu insgesamt relativ langsam zunimmt. Bei einer solchen Entwicklung vergrößern sich die Entwicklungsunterschiede zwischen Industrieländern und Dritter Welt immer mehr.
Es stellt sich die Frage, wie lange und ob überhaupt diese beiden Wachstumsprozesse von der Erde verkraftet werden können. Wie viele Menschen können mit welchem Wohlstandsniveau auf unserem Planeten leben? Dies hängt zu allererst von den materiellen Grundlagen ab – von Nahrungsmittel-, Rohstoff- und Energie-Ressourcen, sowie von der Fähigkeit des ökologischen Systems, die Abfallstoffe zu absorbieren.
Bei den Nahrungsmitteln kommt die Simulationsstudie selbst dann, wenn alles bebaubare Land auf der Erdoberfläche wirtschaftlich genutzt würde, zu dem Schluss, dass schon vor der Jahrtausendwende (2000) eine hoffnungslose Landknappheit auftreten müsse, wenn das Bevölkerungswachstum in gleichem Maße anhält. Ähnliches lässt sich auch für den Rohstoffverbrauch feststellen: der Verbrauch an Rohstoffen wächst sogar noch rascher als die Bevölkerung, da pro Kopf immer mehr Rohstoffe verbraucht werden.
Die Zukunftsaussichten sind also eher düster. Durch das anhaltende Bevölkerungswachstum bleibt das Bruttosozialprodukt in den unterentwickelten Ländern extrem niedrig. Die Nahrungsmittelproduktion wird zwar steigen, aber der Hauptteil des Zuwachses geht an die Länder, die schon heute einen hohen Verbrauch haben. Die Erdölproduktion wird ihren Höhepunkt überschritten haben und die Rohstoffpreise werden steigen. Wasser wird zunehmend zu einem knappen Gut und auch die Holzvorräte gehen drastisch zurück. In den unterentwickelten Gebieten werden etwa 40 % der heutigen Wälder verschwunden sein, etwa 20 % aller Pflanzen- und Tierarten werden unwiederbringlich verloren gehen. Es kommt zur Ausbreitung der Wüsten und durch die Luftverschmutzung und Abholzung der tropischen Regenwälder wird sich das Klima auf der Erde entscheidend verändern.
Der Bericht des Club of Rome setzt seine Zukunftshoffnungen in die Herstellung eines neuerlichen „Gleichgewichts“ im Weltsystem, eine Vorstellung, die der Denkwelt der Ökonomen entstammt. Dabei sollen die fünf genannten Entwicklungen in eine veränderte Relation gebracht werden, die das ökologische System der Erde auf Dauer tragen kann. Dazu erscheinen allerdings neue Denkgewohnheiten und verändertes menschliches Verhalten notwendig. Damit sind auch grundlegende Strukturveränderungen der gegenwärtigen Gesellschaft unabdingbar. Die Hoffnung auf einen „neuen Menschen“ steht jedoch auf einer schwachen Grundlage, zumal die drohenden Krisen keineswegs überall und gleichzeitig auftreten werden. Die Folgen werden sich vielmehr zunächst in einer Reihe von örtlich begrenzten Katastrophen zeigen. Die Industrienationen werden überdies versucht sein, die negativen Folgen von sich auf die weniger entwickelten Gebiete abzuwälzen.
Der Bericht des Club of Rome ist weniger eine Zukunftsprognose als eine lineare Fortschreibung bestehender Trends. Nicht wie die Zukunft aussehen wird, sondern welche Folgen die Fortsetzung der derzeitigen Entwicklungen haben könnte, wird darin thematisiert.
Prinzipielle Kritik wurde schon bald nach der Veröffentlichung des Berichtes vorgebracht. Der Haupteinwand verweist darauf, dass
nicht genügend berücksichtigt worden seien. Tatsächlich zeigte es sich in der Geschichte immer wieder, dass der Mensch knappe Rohstoffe substituieren kann. Die Verknappung von Holz als Bau- und Brennstoff und die Bevölkerungsexplosion im 18. Jahrhundert werden sogar als eine der Ursachen für den Beginn der Industriellen Revolution in England angesehen. Aber genau dies war auch eine Absicht der genannten Berichte. Seit Beginn der 1970-Jahre ist – nicht zuletzt unter dem Eindruck der Ökologie-Bewegung und der Erdölkrise – ein gewisses Umdenken zumindest im Hinblick auf Umwelt und Rohstoffverwendung festzustellen.
Allerdings stellt selbst der Club of Rome die Frage, ob ein solcher sozialer Lernprozess nicht bereits zu spät kommt, denn die Bevölkerung der Erde hat schon jetzt eine kritische Größe erreicht.
Entwicklung der Weltbevölkerung und des Weltverbrauchs an Primärenergie zwischen 1960 und 2050
Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.
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