SMITHs Vater war Rechtsanwalt und Zollkontrolleur. Er starb vor der Geburt seines Sohnes. Adams Beziehung zu seiner Mutter, die die Tochter eines Gutsbesitzers war, war sehr tief und fest. Er lebte bis zum Tode der Mutter im Jahre 1784 mit ihr zusammen.
ADAM SMITH, am 5. Juni 1723 geboren, blieb ein Einzelkind, war schwächlich und hing oft seinen Gedanken nach, ohne seiner Umwelt Aufmerksamkeit zu schenken. Viele Anekdoten ranken sich gerade um diese Eigenschaft. So soll er als erwachsener Mann im Schlafanzug durch Edinburgh gegangen sein und hat das erst nach Stunden bemerkt.
Von 1730 bis 1737 besuchte SMITH die Burgh School von Kirkcaldy, später das College in Glasgow. Hier studierte er Latein, Griechisch und Mathematik sowie Moralphilosophie. Die Ökonomie war ein Teilgebiet der Moralphilosophie und nannte sich „Lehre vom richtigen Haushalten“.
Im Juni 1740 ging SMITH nach Oxford. Damals hatte die Oxforder Universität einen reaktionären Ruf – selten hielten die Professoren Vorlesungen, sie untersagten Bücher moderner Philosophen – Zeichen ihrer reaktionären Gesinnung.
SMITH, der beim Lesen eines Buches von DAVID HUME „erwischt“ wurde, erhielt dafür einen Tadel.
Trotzdem blieb SMITH sechs Jahre in Oxford. Er las sich eine umfassende Bildung an. Nach dem Studium ging er für zwei Jahre zurück nach Kirkcaldy, wo er keine feste Arbeit hatte.
1748 bekam er am College in Glasgow eine Dozentenstelle. Schon 1750 wurde er zum Professor für Logik ernannt und übernahm später den Lehrstuhl für Moralphilosophie. Er unternahm häufig Reisen nach Edinburgh, wo er den Philosophen DAVID HUME (1711–1776) persönlich kennen lernte. Bis zu seinem Tode blieb er ihm freundschaftlich verbunden. HUME wurde durch sein Werk „Geschichte Englands“ in ganz Europa bekannt. Außerdem setzte er sich mit dem Problem der Handelsbilanz auseinander. Er erklärte, dass Geld nicht Reichtum für ein Land bedeutet. Geld sei nur ein technisches Mittel, das den direkten Warenaustausch überflüssig macht und dadurch den Handel (Tauschhandel) erleichtert.
HUME vertiefte das Interesse SMITH's an der Ökonomie. Dieser veröffentlichte 1759 seine „Theorie der ethischen Gefühle“. Im Mittelpunkt des Werkes steht die „Sympathie“ des Menschen – sie sei die moralische Begründung des Kapitalismus. Die Sympathie betrachtet SMITH als ein Gefühl, das die Bildung von Gemeinschaften erst ermöglicht und so das Überleben sichert. „Wie selbstsüchtig der Mensch auch immer eingeschätzt werden mag, so liegen doch offensichtlich bestimmte Grundveranlagungen in seiner Natur, die ihn am Schicksal anderer Anteil nehmen lassen“, schrieb er.
Die Fähigkeit der Selbstkritik, glaubte SMITH, hält die egoistischen Züge im Zaum. Da diese Fähigkeit als Kontrollinstanz nicht ausreiche , forderte er Gesetze, die ein Ausufern der Eigenliebe in hemmungslose Selbstsucht verhindern sollen. Die Gesellschaft sollte aber auf keinen Fall das Streben nach persönlichem Wohlstand unterdrücken.
Die Eigenliebe, die uns von der Geburt bis zum Grab begleite und ohne die freie Marktwirtschaft undenkbar wäre, sei ein positiver Charakterzug, eine Eigenschaft, die Achtung verdiene. Diese Theorie machte SMITH schlagartig bekannt.
Mit 40 Jahren unternahm SMITH eine zweieinhalbjährige Bildungsreise mit dem Sohn des Herzogs von BUCCHLEUCH. Die Reise, die ihn bis nach Südfrankreich führte und auch einen Abstecher nach Genf zuließ, brachte ihm viele neue Erkenntnisse und vor allem Bekanntschaften. So lernte er VOLTAIRE, DENIS DIDEROT, JEAN D'ALEMBERT, ANNE-ROBERT-JACQUES TURGOT und FRANCOIS QUESNAY kennen.
TURGOT versuchte unter König Ludwig XVI. die zerrütteten Staatsfinanzen zu sanieren und eine Steuerreform zugunsten der „kleinen Leute“ durchzusetzen. Er beherrschte sechs Sprachen und konnte z.B. nach einmaligem Lesen 160 Zeilen eines Gedichts auswendig. Als Ökonom gilt er als Vorläufer der „subjektiven Theorie“, die besagt, nicht die Arbeit bestimmt den Preis einer Ware, sondern das Bedürfnis des Käufers und des Verkäufers.
Größeren Einfluss auf SMITH hatte die Bekanntschaft mit QUESNAY. QUESNAY genoss sowohl als Ökonom wie auch als Arzt und Naturforscher hohes Ansehen. QUESNAY zählte zu den Physiokraten (Physiokratie: Herrschaft der Natur). Er betrachtete den landwirtschaftlichen Boden als Quelle allen Reichtums. Daraus leitete er drei ökonomische Klassen ab:
die Landwirte (Pächter) | = produktive Klasse |
die Eigentümer des Bodens | = besitzende Klasse |
die Händler und Gewerbetreibenden | = sterile Klassen |
SMITH kritisierte zwar die einseitige Betrachtung der Landwirtschaft, fand sie aber trotz ihrer Unvollkommenheit der Wahrheit am nächsten. Immerhin erkannten die Physiokraten, „dass der Wohlstand der Nationen nicht in unkonsumierbaren Vorräten an Geld, sondern in Verbrauchsgütern besteht, die auf Grund der Arbeit der Menschen“ jährlich reproduziert werden müssen.
1766 kam SMITH wieder nach England. Er zog sich in seinen Heimatort zurück und schrieb das Werk „Wohlstand der Nationen“. Das große Verdienst SMITH'S bestand darin, dass er in diesem Werk das bereits vorhandene Wissen prüfte und zu einer einheitlichen Theorie ausformte.
Im Mittelpunkt des Werkes steht die Markt- und Preistheorie. Sie ist bis heute das Kernstück der Lehre von der Marktwirtschaft geblieben. SMITH erklärt: „Die jährliche Arbeit eines Volkes ist die Quelle, aus der es ursprünglich mit allen notwendigen und angenehmen Dingen des Lebens versorgt wird ...“ Einen weiteren Schwerpunkt bildet die Arbeitsteilung. Zu den Merkmalen der Arbeitsteilung gehört, dass die Menschen von einander abhängig sind. Sie müssen, um leben zu können, Waren kaufen. Dabei haben sie es mit Preisen zu tun.
Im Preis drückt sich der „Tauschwert“ einer Ware aus. Den Tauschwert-Preis nennt SMITH den wirklichen Preis, um den herum der Marktpreis pendelt. Den Bestimmungsgrund des Tauschwertes sah SMITH in der „Menge Arbeit“. In einer arbeitsteiligen Wirtschaft verfügt der Arbeiter nur über einen Teil der von ihm erbrachten Arbeit. SMITH unterteilt den Wert der Arbeit deshalb in
Für SMITH galt: die Arbeiter schaffen den Wert der Ware. Mit seiner Theorie hat er die später von KARL MARX aufgegriffene Ausbeutungstheorie angedeutet. SMITH verteufelt nicht den Unternehmergewinn, Profit muss sein, weil „der Unternehmer nämlich sonst kein Interesse an einem solchen Wagnis (gemeint ist der Einsatz von Kapital) haben würde“.
SMITH betrachtete die Wirtschaft vor allem aus der Sicht des Konsumenten und beobachtete deshalb Fabrikanten und Kaufleute mit großer Skepsis. Er sah in ihnen zuweilen „Verschwörer“, die die Preise hochtreiben und die Löhne niedrig halten. So forderte er Gewerkschaften, denn der einzelne Arbeiter hat gegen diese „Kaste“ keine Chance. Sein Traum aber war ein sittlich reifer, moralischer Kapitalismus.
Die Arbeit an diesem Werk hatte SMITH's ganze Kraft gekostet. 1776 erschien das Buch, dessen voller Titel „Eine Untersuchung über die Natur und Ursachen des Wohlstandes der Nationen“ lautet.
Bis Ende des Jahrhunderts kam es auf neun Auflagen, es wurde ins Französische, Italienische, Deutsche, Holländische und Spanische übersetzt. 1806 erschien es in russischer Sprache. Seit 1790 wurde es zum Lehrbuch – nicht für Studenten, sondern für Professoren.
1778 bot ihm der Premierminister Lord FREDERICK NORTH den Posten des obersten Zollbeamten in Edinburgh an. Diesen Posten ausübend, lebte SMITH hier bis zu seinem Tode am 16. Juli 1790.
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