Gefühlte Temperatur

Die Temperatur gibt an, wie kalt oder warm ein Körper ist. Sie wird meist in Grad Celsius (°C), mitunter auch in Kelvin (K) angegeben.
Wärme bzw. Kälte können wir durch Rezeptoren in der Haut wahrnehmen. Es gibt dort wärmeempfindliche Punkte, so genannte Wärmepunkte, und kälteempfindliche Punkte, die man auch als Kältepunkte bezeichnet. Diese Punkte sind sehr ungleichmäßig verteilt. Im Durchschnitt gibt es auf jedem Quadratzentimeter Haut 2 Wärmepunkte und 13 Kältepunkte.

Unser Wärme- bzw. Kälteempfinden ist aber sehr subjektiv. Was der eine als warm empfindet, ist für den anderen möglicherweise kalt. Auch der Einzelne kann sich leicht täuschen. Wenn wir z. B. an einem heißen Sommertag vom Freien in den Hausflur gehen, erscheint uns die Luft dort kühl. An einem sehr kalten Wintertag erscheint es uns im Hausflur angenehm warm, wenn wir von draußen kommen.
Ein Geländer aus Holz erscheint uns beim Anfassen wärmer als ein Geländer aus Metall, obwohl beide die gleiche Temperatur haben.

Will man die Temperatur eines Körpers genau angegeben, so muss man sie mit einem Thermometer messen. Die Temperatur kann dann z. B. folgendermaßen angegeben werden:

ϑ = 20 ° C     oder      T = 293  K

Möglich ist auch die Angabe in anderen Temperaturskalen, z. B. in der Fahrenheit-Skala oder in der Reaumur-Skala.

Von der gemessenen Temperatur eines Körpers zu unterscheiden ist die Temperatur, die wir wirklich empfinden.

Die Lufttemperatur, die wir empfinden, wird als gefühlte Temperatur bezeichnet.

Diese gefühlte Lufttemperatur ist von vielen Faktoren abhängig, beispielsweise

  • von der Luftfeuchtigkeit,
  • von der Windgeschwindigkeit,
  • davon, ob die Sonne scheint oder nicht,
  • von der Art unserer Bekleidung,
  • davon, ob wir körperlich tätig sind, uns bewegen oder in Ruhe sind.

Die gefühlte Temperatur ist damit von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich. Manchmal wird aber im Wetterbericht neben der gemessenen Temperatur auch eine gefühlte Temperatur angegeben. Diese im Wetterbericht angegebene gefühlte Temperatur bezieht sich auf einen Modell-Menschen.
Der Deutsche Wetterdienst verwendet dazu das Klima-Michel-Modell. Das ist ein computersimulierter Durchschnittsmensch mit folgenden Eigenschaften:

  • männliche Person im Freien,
  • Größe 1,75 m und Masse 75 kg,
  • etwa 35 Jahre alt,
  • geht mit normaler Geschwindigkeit von 5 km/h,
  • ist entsprechend der Witterung bekleidet.

Für einen solchen Modell-Menschen gelten folgende Festlegungen:

Empfindunggefühlte Temperatur
kühl
leicht kühl
behaglich
leicht warm
warm
-26 °C ... -13 °C
-13 °C .... +5 °C
+5 °C .... +17 °C
+17 °C ... +26 °C
+26 °C ... +32 °C

Wenn also im Wetterbericht z. B. eine gemessene Temperatur von 7 °C und eine gefühlte Temperatur von -10 °C verkündet wird, dann würde das der Modellmensch als leicht kühl empfinden. Für den Einzelnen ist das bestenfalls eine Orientierung. Du selbst oder eine andere Person können eine Lufttemperatur von 7 °C ebenso, aber auch anders empfinden.

Beachte: Das Klima-Michel-Modell des Deutschen Wetterdienstes ist ein mögliches Modell, das subjektive Temperaturempfinden zu charakterisieren. Es gibt weitere Modelle, die mit anderen Vereinfachungen arbeiten und andere Skalen zugrunde legen. Man ist deshalb gut beraten, bezüglich der Kleidung eher von seinen Erfahrungen auszugehen als von Zahlen, die mitunter ohne Nennen des zugrunde liegenden Modells im Wetterbericht verkündet werden.

Manchmal wird in Wetterberichten statt der gefühlten Temperatur die WINDCHILL-Temperatur angegeben. Diese im Zweiten Weltkrieg in der Luftwaffe der USA entwickelte Temperaturangabe hat nichts mit dem Temperaturempfinden des Menschen zu tun. Es ist vielmehr die Temperatur, bei der in einer bestimmten Zeit ¼ Liter Wasser in einem Plastikrohr zu Eis wird.

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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