- Lexikon
- Physik Abitur
- 2 Mechanik
- 2.7 Gravitation
- 2.7.3 Körper in Gravitationsfeldern
- Raumfahrt zum Mond
Die Eroberung des Mondes war nicht nur eine technische Herausforderung, sondern bis zu gewissem Grade auch eine Systemauseinandersetzung zwischen den damals führenden Mächten, den USA und der Sowjetunion. Die Wissenschaftler beider Staaten vollbrachten zahlreiche Pioniertaten im Bereich der Raumfahrt, beginnend mit dem Start des ersten künstlichen Erdsatelliten (Sputnik 1 am 4. Oktober 1957 durch die Sowjetunion) über die erste erfolgreiche Mondlandung der Amerikaner 1969 bis zum gemeinsamen Aufbau einer Internationalen Raumstation (ISS) ab 1998, der gegenwärtig noch nicht völlig abgeschlossen ist.
In den sechziger Jahren kam es zwischen den USA und der Sowjetunion zu einem regelrechten Wettlauf zum Mond, beginnend mit unbemannten Sonden und endend mit dem mehrfachen erfolgreichen Besuch der Mondoberfläche durch amerikanische Astronauten in den Jahren 1969-1972.
Bereits 1959 umrundete die sowjetische Sonde „Luna 3“ den Mond und lieferte erste Bilder von der Rückseite des Erdtrabanten, die aufgrund der gebundenen Rotation des Mondes von der Erde aus nicht zu sehen ist. Weitere wichtige Schritte waren eng mit dem sowohl von den USA als auch von der UdSSR angezielten bemannten Flug zum Mond verbunden:
In den USA begannen nach dem „Sputnikschock“ des Jahres 1957 intensive Bemühungen, den Vorsprung der sowjetischen Wissenschaftler im Bereich der Weltraumfahrt aufzuholen und nachzuweisen, dass die USA in diesem Bereich mindestens genauso leistungsfähig oder sogar führend sind.
Das spektakulärste Projekt, das dabei in Angriff genommen wurde, war der bemannte Flug zum Mond. Ausgangspunkt dafür war eine Rede des US-amerikanischen Präsidenten JOHN F. KENNEDY, die er am 25. 5. 1961 hielt. In dieser Rede sagte er vor dem Kongress u. a.:
„Der Weltraum steht uns offen, und wir lassen uns in unseren Bestrebungen, an seiner Bedeutung teilzuhaben, nicht von den Leistungen anderer beeinflussen. Uns drängt es zur Raumfahrt, denn an allen Unternehmungen der Menschheit muß der freie Mensch voll und ganz teilhaben können. Ich bin der Ansicht, daß es sich unsere Nation zum Ziel setzen sollte, noch vor Ende dieses Jahrzehnts eine bemannte Mondlandung durchzuführen und die Besatzung wohlbehalten zur Erde zurückzubringen. Kein Raumfahrtprojekt dieser Epoche wird für die Menschheit so eindrucksvoll und für die weitere Erforschung des Alls so bedeutend sein wie dieses, und keines wird sich so schwer verwirklichen lassen. Es wird nicht ein Mensch allein zum Mond fliegen, sondern ein ganzes Volk.“
Realisiert wurde dieses Projekt 1969. Bis dahin waren aber noch zahlreiche Schritte zu gehen, insbesondere im wissenschaftlich-technischen Bereich. Wesentliche Schritte auf dem Weg zum Mond waren:
Am 16. Juli 1969 begann die entscheidende Mission: Apollo 11 mit den drei Astronauten NEIL ARMSTRONG, MICHAEL COLLINS und EDWIN ALDRIN startete in Richtung Mond. Am 19. Juli bog Apollo 11 planmäßig in eine Mondumlaufbahn ein und näherte sich allmählich der Mondoberfläche bis auf 85 km. NEIL ARMSTRONG und EDWIN ALDRIN stiegen in die Mondfähre um, MICHAEL COLLINS blieb im Mutterschiff, das weiter den Mond umkreiste. Am 21. Juli 1969 betrat NEIL ARMSTRONG als erster Mensch die Mondoberfläche. Kurz darauf folgt EDWIN ALDRIN. NEIL ARMSTRONG kommentiert die Direktübertragung, die ca. 600 Millionen Menschen im Fernsehen verfolgten, mit den Worten:
Ich bin am Fuß der Leiter. Die LM (lunar module)-Füße drücken nur ein oder zwei Zoll in die Oberfläche ein, obwohl sie sehr feinkörnig wirkt, wenn man näherkommt. Sie ist fast wie Puder. Ich steige jetzt vom LM herunter.
Dann sprach er den berühmten Satz:
That's one small step for a man; one gigant leap for mankind. (Übersetzt wird dieser Satz meist als: Das ist ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein gewaltiger Sprung für die Menschheit.)
Dieser „Sprung“ erfolgte am 21. 7. 1969 um 3.56 MEZ. Die beiden Astronauten hielten sich 22 Stunden auf dem Mond auf, darunter 2 Stunden außerhalb der Mondfähre. Am 24. Juli um 17.51 MEZ landete die Rückkehrkapsel im Pazifik und wurde durch einen Flugzeugträger geborgen. Der Flug war auch aus wissenschaftlicher Hinsicht von Interesse. Die Astronauten brachten etwa 21 kg Mondgestein mit auf die Erde.
Das Apollo-Programm wurde mit den Mondflügen von Apollo 12 (November 1969), Apollo 13 (April 1970), Apollo 14 (Januar 1971), Apollo 15 (Juli 1971) und Apollo 16 fortgesetzt. Die letzte Apollo-Mission erfolgte im Dezember 1972. An der auf dem Mond verbliebenen Landestufe von Apollo 17 ist eine Plakette mit folgender Inschrift angebracht:
„Hier beendete der Mensch seine erste Erkundung des Mondes. Dezember 1972 A. D. Möge sich der Geist des Friedens, in dem wir kamen, im Leben der ganzen Menschheit widerspiegeln.“
Das 10-jährige Apollo-Programm kostete ca. 100 Mrd. Mark. Auf seinem Höhepunkt waren ca. 400 000 Fachkräfte in mehr als 20.000 Firmen dafür eingesetzt.
Für das Mondlandeunternehmen, dessen technischer Leiter der Deutsche WERNHER VON BRAUN (1912-1977) war, wurde eine Rakete entwickelt, die bis heute als die mächtigste je entwickelte Rakete gilt - die Saturn V. Auch an der Entwicklung dieser Rakete war WERNHER VON BRAUN maßgeblich beteiligt. BRAUN war bis 1945 als technischer Leiter der Heeresversuchsanstalt Peenemünde tätig und nahm entscheidend an der Entwicklung der deutschen Rakete A 4, bekannter unter dem Namen V 2, teil. Er und viele andere Mitarbeiter aus Peenemünde gingen 1945 in die USA und arbeiteten weiter in der Raketenforschung.
Die Saturn V hatte folgende Abmessungen und Parameter:
Höhe | 112 m |
Startmasse mit Nutzlast | 2890 t |
Masse der Treibstoffe | 2525 t |
Länge der 1. Stufe | 42 m |
Durchmesser der 1. Stufe ca. | 10 m |
Treibstoffmasse für die 1. Stufe | 2000 t |
Treibstoffdurchsatz 1. Stufe | 13,5 t/s |
Masse Mondfähre insgesamt | 14, 69 t |
Masse Aufstiegsteil der Mondfähre | 4,67 t |
Auch die Sowjetunion hat Versuche unternommen, Menschen zum Mond zu schicken. Über diese Versuche ist nur wenig bekannt, manches wurde durch amerikanische Spionagesatelliten erkundet.
So wurde in den sechziger Jahren auch in der Sowjetunion eine Großrakete, vergleichbar mit der Saturn V, entwickelt. Diese Rakete, die N-1, war 1968 flugbereit und wurde mehrfach von amerikanischen Satelliten auf der Startrampe fotografiert. Daneben gab es auch Ansätze für eine bemannte Mondumkreisung.
Beim ersten Startversuch der N-1 am 21. Februar 1969 trat nach 70 s ein Feuer in der 1. Stufe auf, der zweite Start einer N-1 am 3. Juli 1969 misslang ebenfalls. Nach ca. 10 s Aufstieg schalteten sich wegen eines Feuers alle Triebwerke ab. Die vollbetankte Rakete fiel auf die Rampe zurück, explodierte und richtete schwere Schäden an. Auf weitere Versuche wurde verzichtet.
Die sowjetischen Wissenschaftler konzentrierten sich in der Folgezeit auf unbemannte Flüge. Bemerkenswert sind dabei vor allem zwei Flüge: Im September 1970 landete die sowjetische Sonde „Luna 16“ weich auf der Mondoberfläche, entnahm Bodenproben und kehrte auf die Erde zurück. Im September 1970 folgte „Luna 17“. Mit dieser Mission wurde ein automatisches Fahrzeug „Lunachod“ auf die Mondoberfläche transportiert. Mit seiner Hilfe konnten zahlreiche Untersuchungen durchgeführt werden.
Nach Beendigung des Apollo-Programms wurde folgende wissenschaftliche Bilanz gezogen:
Ein Angebot von