Die wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Umbrüche des 19. und 20. Jahrhundert haben Leben und Wirken von PHILIPP LENARD wesentlich geprägt. Als ein hervorragender Experimentalphysiker untersuchte er eine Reihe physikalischer Escheinungen und trug damit wesentlich zur Entwicklung der Physik bei. In politischer Hinsicht nahm er eine stark antisemitische Haltung ein, bekämpfte nicht nur den „Juden EINSTEIN“, sondern auch dessen physikalische Erkenntnisse, versuchte eine „Deutsche Physik“ zu schaffen und war einer der treuesten Anhänger der deutschen Faschisten.
Leben und Wirken
PHILIPP LENARD wurde am 7. Juni 1862 in Preßburg, dem heutigen Bratislava in der Slowakei, geboren. Sein Vater war Weinhändler. Gegen den Willen seiner Familie schlug er die wissenschaftliche Laufbahn ein. Er begann sein Studium in Budapest und Wien, studierte dann ab 1883 in Heidelberg und promovierte dort 1886.
Anschließend war er in Heidelberg als Assistent tätig, ging 1890 nach einem Forschungsaufenthalt in England nach Breslau und war von 1891-1894 Mitarbeiter von HEINRICH HERTZ (1957-1894) in Bonn. Von ihm erhielt er wesentliche Anregungen zu seinen Experimenten.
Seine erste Professur in Breslau, die er danach antrat, gab er wegen der mangelhaften Experimentiermöglichkeiten bald wieder auf. Es folgten Berufungen nach Heidelberg (1897) sowie nach Kiel (1898). Schließlich ging LENARD 1907 als Direktor des Physikalischen und Radiologischen Instituts wieder nach Heidelberg.
Seit etwa 1910 wollte oder konnte PHILIPP LENARD der Entwicklung der modernen Physik nicht mehr folgen. Der Rückgang an eigener wissenschaftlicher Produktivität ging einher mit einem zunehmenden Engagement an politischen Problemen. Aus LENARDs extremem Nationalismus und Antisemitismus erwuchs eine erbitterte Gegnerschaft zu A. EINSTEIN, dessen Relativitätstheorie er als „jüdisches Rechengetue“ diffamierte. Er stellte der seiner Meinung nach „jüdischen Physik“ die durch das Experiment beweisbare „Deutsche Physik“ entgegen. Letztere wurde Teil der nationalsozialistischen Ideologie.
Bemerkenswerte wissenschaftliche Leistungen waren nicht mehr zu verzeichnen. PHILIPP LENARD lebte nach Ende des Zweiten Weltkrieges zurückgezogen und starb am 20. 5. 1947 in Messelhausen (Baden).
Wissenschaftliche Leistungen
HEINRICH HERTZ hatte beobachtet, dass Katodenstrahlen dünne Metallfolien durchdringen können. Dadurch angeregt, führte PHILIPP LENARD die Katodenstrahlen durch das von ihm entwickelte „LENARD-Fenster“ (Öffnung der Entladungsröhre mit dünner Aluminiumfolie verschlossen) in die freie Luft bzw. in Vakuum hinaus. Er erkannte, dass Katodenstrahlen kleinste negativ geladene Teilchen sind und folgerte aus Messungen zur Absorption der Teilchen in Stoffen, dass Atome keine kompakten Kugeln sind, sondern ein System von kleinsten „Kraftzentren“ mit großen leeren Zwischenräumen. Diese lenardschen „Dynamiden“, wie er sie bezeichnete, bahnten den Weg zum rutherfordschen Atommodell.
Grundlegend waren auch seine experimentellen Arbeiten zum äußeren lichtelektrischen Effekt. Anknüpfend an Arbeiten von H. HERTZ und W. HALLWACHS fand LENARD, dass in einer Fotozelle durch das einfallende Licht Elektronen freigesetzt werden. Zwischen 1899 und 1902 erkannte er, dass mit steigender Lichtintensität zwar die Menge der Elektronen, nicht aber deren Geschwindigkeit wächst. Letztere ändert sich nur bei Änderung der Frequenz des Lichtes. Diese Erscheinung deutete A. EINSTEIN 1905 mithilfe der Lichtquantenhypothese. Die Erscheinung, dass Gase durch UV-Licht ionisiert werden, wurde nach seinem Entdecker als LENARD-Effekt bezeichnet.
LENARD trug auch der Erklärung der Phosphoreszenz bei: Nach seiner Meinung sei sie durch Abgabe und Rückkehr eines Elektrons zum Atom bestimmt.
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Stand: 2010
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