Otto Schott

OTTO SCHOTT lebte in einer Zeit, in der sich in den unterschiedlichsten Bereichen Großbetriebe und Konzerne herauszubilden begannen. Ein Zentrum der Entwicklung der optischen Industrie war das thüringerische Jena. Hier bestand auch großer Bedarf an optischen Gläsern. Das war ein Bereich, dem sich der Chemiker OTTO SCHOTT widmete.

Kindheit, Jugend und Ausbildung

OTTO SCHOTT wurde am 17. Dezember 1851 in Witten an der Ruhr geboren. Sein Vater war Mitinhaber einer Glashütte. So kam SCHOTT schon frühzeitig mit der Glasherstellung in Berührung. Nach dem Besuch der Gewerbeschule und einer halbjährigen Bildungsreise durch Belgien und Frankreich studierte er Chemie an der technischen Hochschule in Aachen. Dort entwickelte sich sein außergewöhnliches Interesse für Glasfragen.

Er promovierte mit einer Arbeit zum Thema „Beiträge zur Theorie und Praxis der Glasfabrikation“. Bei seinen Untersuchungen erkannte er, dass eine Verbesserung der Eigenschaften von Gläsern nur durch systematisches Experimentieren möglich ist. Dabei stellten sich schnell zwei Bereiche heraus, in denen die Gläser zu verbessern waren:

  1. Erforderlich waren bessere thermische Eigenschaften von Gläsern. Die chemische Industrie benötigte immer mehr Gläser, die schnelle Temperaturänderungen vertrugen. Diese Eigenschaft ist auch im Haushalt bedeutsam. Außerdem forderte die immer genauer werdende Messtechnik für den Thermometerbau Glas mit gleichbleibendem Temperaturausdehnungskoeffizienten, das damals nicht zur Verfügung stand.
  2. Die sich entwickelnde optische Industrie stellte neue Anforderungen an Gläser für Linsen: Notwendig waren Gläser mit bestimmter Brechkraft sowie Gläser großer Reinheit. Das war erforderlich, um Farbfehler bei Linsen korrigieren und Linsen mit bestimmten optischen Eigenschaften herstellen zu können.

Der Physiker ERNST ABBE (1840–1905), der in Jena die Zeiss-Werke mit begründete und insbesondere die Mikroskope wesentlich verbessert hatte, sagte einmal:
„Jahrelang haben wir neben wirklicher Optik sozusagen noch Phantasieoptik betrieben...“.
Er hatte mit seinen Mitarbeitern bessere optische Systeme entwickelt, die man aber nicht bauen konnte, weil es die Gläser mit den gewünschten Eigenschaften nicht gab.

Zusammenarbeit zwischen Schott und Abbe

1879 schmolz SCHOTT neuartige lithiumhaltige Gläser und schickte Proben davon an ABBE nach Jena mit der Bitte, sie optisch zu prüfen. Die Gläser waren zwar für optische Zwecke wenig geeignet, ABBE erkannte aber sofort die Erfolgsaussichten in SCHOTTs systematischem Vorgehen. Zwischen den beiden entwickelte sich eine lebhafte Korrespondenz. ABBE präzisierte die Eigenschaften der Gläser für seine „Phantasieoptik“ und SCHOTT ging mit Elan an die Realisierung. Ein erster persönlicher Kontakt entstand, als SCHOTT 1881 nach Jena reiste, um offene Fragen zu klären. Dabei lernte er auch CARL ZEISS kennen.

1882 wurde in Jena von SCHOTT in enge Zusammenarbeit mit ZEISS und ABBE eine provisorische Schmelz- und Forschungsstätte, die spätere „Glastechnische Versuchsanstalt“, eingerichtet und 1883 übersiedelte SCHOTT nach Jena.

Das Jenaer Glas

Durch systematisches Verändern der chemischen Zusammensetzung erzeugte SCHOTT in den folgenden Jahren Gläser mit vielfältigen optische Eigenschaften. Auch eine Reihe glastechnischer Verbesserungen gelang ihm, so die Gewährleistung hoher Homogenität der Schmelze und das Vermeiden von Schlieren und Trübungen.

Angeregt von einem Jenaer Astronomen ging SCHOTT auch an die Verbesserung der thermischen Eigenschaften von Glas. Im November 1884 wurde das bis heute bekannte Jenaer Glas erfunden, ein temperaturfestes Glas, das vor allem für die chemische Industrie sowie für Gläser, Kannen und Töpfe genutzt wurde und wird.

Das der Glastechnischen Versuchsanstalt angeschlossene Glaswerk SCHOTTs war zunächst ein unbedeutender Betrieb. Erst durch das immer stärker verbreitete Jenaer Glas wuchs seine Bedeutung. 1894 beschäftigte SCHOTT 41 Mitarbeiter, 1909 waren es bereits mehr als 1000.

Bereits 1891 hatte SCHOTT auf Anregung seines Freundes ABBE für sich und seine Erben auf den Besitzanspruch verzichtet und das Glaswerk in die Carl-Zeiss-Stiftung überführt, die nach den Vorstellungen von ABBE gegründet worden war.
OTTO SCHOTT leitete sein Unternehmen bis 1919 selbst. Bis 1927 war er noch in der Geschäftsleitung tätig, dann zog er sich ganz zurück. Er starb am 27. August 1935 in Jena.

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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