Der Compton-Effekt

Photonen können mit Elektronen wechselwirken. Besonders deutlich zeigt sich das, wenn man Grafit Röntgenstrahlung aussetzt: Grafit enthält Elektronen mit vernachlässigbar kleiner Austrittsarbeit. Man kann diese Elektronen als frei oder als lose gebunden ansehen. Trifft ein Röntgenphoton auf ein freies Elektron, so kommt zu einer Wechselwirkung, so wie sie in Bild 1 dargestellt ist. Man spricht von einer Streuung des Photons. Nach der Streuung hat das Photon eine kleinere Frequenz und damit eine größere Wellenlänge als zuvor. Es besitzt damit auch eine kleinere Energie. Die Energieverringerung beim Photon ist nach dem Energieerhaltungssatz gleich der Energievergrößerung beim Elektron. Für das System Photon - Elektron gilt auch der Impulserhaltungssatz. Auf das Elektron wird nicht nur Energie, sondern auch Impuls übertragen. Man kann sich folglich die Wechselwirkung zwischen Photon und Elektron energetisch wie einen elastischen Stoß vorstellen.
Entdeckt wurde dieser Effekt im Jahre 1922 von dem US-amerikanischen Physiker ARTHUR HOLLY COMPTON (1892-1962). Er wird nach ihm als COMPTON-Effekt bezeichnet. Für die Entdeckung dieses Effekts wurde COMPTON 1927 mit dem Nobelpreis für Physik geehrt.

Um die Änderung der Wellenlänge beim Photon auszurechnen, wendet an den Energieerhaltungssatz und den Impulserhaltungssatz auf das System Photon - Elektron an und erhält folgendes Ergebnis:

Für die Wellenlängenzunahme Δ λ des Röntgenphotons in Abhängigkeit von seiner Richtungsänderung, dem Streuwinkel, gilt:

Δ λ = λ ' λ Δ λ = h m e c ( 1 cos β ) λ Wellenlänge vor der Streuung λ ' Wellenlänge nach der Streuung h plancksches Wirkungsquantum m e Masse eines Elektrons c Lichtgeschwindigkeit β Winkel , um den das Photon aus seiner ursprünglichen Richtung abgelenkt wird

Die Konstante h m e c bezeichnet man als COMPTON-Wellenlänge. Diese hat einen Wert von:

λ C = h m e c λ C = 6,626 10 34 J s 9 ,109 10 -31 kg 2,998 10 8 m s -1 λ C = 2,426 10 12 m Damit kann man für die Gleichung auch schreiben: Δ λ = λ C ( 1 cos β )

Eine Interpretation dieser Gleichung ergibt:
Die Wellenlängenänderung ist unabhängig von der Frequenz des auftreffenden Photons. Deshalb macht sie sich bei kleinen Wellenlängen (hohen Frequenzen) prozentual am stärksten bemerkbar, z.B. bei Röntgenphotonen. Sie tritt aber auch bei Photonen anderer Frequenzen auf.

Herleitung der Gleichung für die Wellenlängenzunahme

Für den Stoß eines Photons gegen ein als ruhend angenommenes Elektron gelten der Energie- und der Impulserhaltungssatz der klassischen Mechanik.
Für die Energie gilt:
h f 0 = h f + 1 2 m e v 2
Für den Impuls gilt:
h f 0 c = h f c + m e v
Ausgehend von Bild 2 erhält man für die Impulse unter Anwendung des Kosinussatzes den Ausdruck:
( m e v ) 2 = ( h f 0 c ) 2 + ( h f c ) 2 2 h f 0 c h f c cos β ( m e v ) 2 = h 2 c 2 ( f 0 2 + f 2 2 f 0 f cos β ) Die Division durch m e ergibt: m e v 2 = h 2 m e c 2 ( f 0 2 + f 2 2 f 0 f cos β )

Setzt man den Ausdruck in den oben genannten Energieerhaltungssatz ein, so erhält man:
h f 0 = h f + h 2 2 m e c 2 ( f 0 2 + f 2 2 f 0 f cos β ) Aus dieser Gleichung folgt durch Umstellung für die Frequenzänderung: f 0 f = h 2 m e c 2 ( f 0 2 + f 2 2 f 0 f cos β ) Da für alle praktisch vorkommenden Fälle f 0 f f 0 ist , kann man f 0 2 f 2 f 0 f setzen . Damit erhält man: f 0 f = h f 0 f 2 m e c 2 ( 1 + 1 2 cos β ) oder vereinfacht: f 0 f = h f 0 f m e c 2 ( 1 cos β )
In etwas anderer Schreibweise erhält man:
f 0 f = f 0 f c h m e c ( 1 cos β ) oder nach Multiplikation mit c f 0 f : f 0 c f 0 f f c f 0 f = h m e c ( 1 cos β ) Mit c f = λ erhält man als Gleichung für die Zunahme der Wellenlänge: λ λ 0 = h m e c ( 1 cos β )

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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