Wiener Walzer

Denkmal von JOHANN STRAUSS (Vater, 1804–1849) (links) und JOSEPH LANNER (1801–1843) im Wiener Rathauspark

Denkmal von JOHANN STRAUSS (Vater, 1804–1849) (links) und JOSEPH LANNER (1801–1843) im Wiener Rathauspark

Wiener Walzer - Denkmal von Johann Strauss (Links) und Joseph Lanner

Der Wiener Walzer geht auf einen im letzten Drittel des 18. Jh. im österreichisch-bayrischen Raum entstandenen Drehtanz im 3/4-Takt zurück. Dieser wiederum basiert auf ähnlich gearteten Volkstänzen wie vor allem

  • dem Ländler und
  • dem Deutschen Tanz und
  • deren regionalen Ausprägungen als Steirer, Dreher usw.

Das Walzen als Form des Einzelpaartanzes, die Drehung der Paare in geschlossener Tanzhaltung um sich selbst, dabei die Tanzfläche umrundend, bildete hier seit dem Mittelalter den Abschluss des Tanzreigens.

Die Verselbstständigung zu einem eigenständigen Tanz vollzog sich dann im Bürgertum. Es griff diese Tanzpraxis begeistert auf - nicht zuletzt angesichts der erotischen Komponente, die aus dem unvermeidlichen Körperkontakt der Tänzer resultierte und die als Ausdruck einer gegen die erstarrten Konventionen der feudalen Aristokratie gerichteten Lebenshaltung erschien.

Moralische Verurteilungen, Streitschriften wie die 1797 von SALOMON JAKOB WOLF verfasste

„Erörterung der wichtigsten Ursachen der Schwäche unserer Generation in Hinsicht auf das Walzen und Beweiss, dass das Walzen eine Hauptquelle der Schwäche des Körpers und Geistes unserer Generation sey“

sowie lokale Verbote dieses Tanzes waren die Folge, die jedoch den Siegeszug des Walzers im Bürgertum nicht aufzuhalten vermochten.

Musikalische Merkmale

Im Wien des 19. Jh. erhielt der Walzer schließlich seine klassische Ausprägung, die ihn weltweit bekannt machte und nationale Varianten wie

  • den Boston in den USA oder
  • den langsamen English Waltz in Großbritannien

entstehen ließ. Mit einem minimalen Vorziehen des zweiten Viertels im Takt (dem „Wiener Nachschlag“) wurde er der drehenden Körperbewegung optimal angepasst, was ihm einen gleichsam schwebenden Charakter verlieh.

Zugleich erhielt er nun eine musikalisch geschlossene, durch Introduktion und Coda umrahmte Form, die auf einer Folge von fünf Einzelwalzern (Walzerkette) aufbaut. Jeder Einzelwalzer besteht aus je zwei kontrastierenden sechzehntaktigen Teilen, deren erster auch wiederholt werden und so die eigentlich zweiteilige zur dreiteiligen Form erweitert werden konnte (AB oder ABA).

Vorbild dafür war CARL MARIA VON WEBERs (1786–1826) „Aufforderung zum Tanz“ (op. 65) aus dem Jahre 1819, das dem formalen Aufbau des Wiener Walzers die Vorlage lieferte. Das typisch „wienerische“ Idiom im Melodieduktus ging auf Eigentümlichkeiten der bayrisch-österreichischen Volksmusik zurück.

Entwicklung

Einen Vorläufer des Wiener Walzers schuf der Kappellenleiter MICHAEL PAMER (1782–1827) mit seinen mit zwei Violinen, Streichbass und chromatischer Harmonika besetzten Quartett-Walzern. Er war es auch, der die standardisierte Begleitformel des Wiener Walzers mit Grundton auf dem ersten, Quartsextakkord auf dem zweiten und dritten Viertel aufbrachte.

Als Folge einer wachsenden Tanzbegeisterung im ersten Drittel des 19. Jh., die riesige Tanzetablissements in Wien entstehen ließ, trat an die Stelle des Quartetts (später auch Sextett- und Septettbesetzungen) im Wiener Walzer dann der große Orchesterapparat, so dass in ihm volksmusikalische Tanzmusiktraditionen mit den Traditionen der sinfonischen Musik in Orchesterbehandlung und Satzweise zusammenliefen.

JOHANN STRAUSS (Sohn, 1825–1899), der „Walzerkönig“

JOHANN STRAUSS (Sohn, 1825–1899), der „Walzerkönig“

Von JOHANN STRAUSS (Sohn, 1825–1899) ist das schließlich auf eine künstlerische Höhe geführt worden, die ihm mit Gastspielen in ganz Europa und selbst in den USA schon zu Lebzeiten Weltgeltung und den Beinamen „Walzerkönig“ einbrachte. In seinen Kompositionen stehen die zu einem Walzer gehörenden Einzelwalzer untereinander in einem musikalisch-thematischen Zusammenhang, dem eine Art poetisches Programm, das im Titel vorgegeben ist, zugrunde liegt. Die bekanntesten Beispiele dafür und zugleich klassisch gewordene Zeugnisse des Wiener Walzers insgesamt aus seinem Schaffen sind:

  • „An der schönen blauen Donau“ (op. 314; 1867),
  • „Frühlingsstimmen“ (op. 140; 1882) und der
  • „Kaiserwalzer“ (op. 437; 1888).

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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