Die Sitar besitzt bis zu zwanzig verschiebbare brückenartige Metallbünde, die entsprechend der geforderten Tonreihe am Hals befestigt werden. Es gibt vier Spielsaiten aus Stahl oder Darm, zwei bis drei Bordunsaiten sowie bis zu zwanzig Resonanzsaiten unterhalb der Bünde.
Wichtig für die Klangcharakteristik ist die aus Elfenbein gefertigte Stegplatte: Sie beeinflusst die schwingenden Hauptsaiten. Der Anschlag erfolgt mithilfe eines Metallplektrums. Die Spieltechnik ist recht kompliziert.
Die Praxis der Mehrstimmigkeit ist der klassischen indischen Musik fremd. Die Einstimmigkeit ist umso kunstvoller auf dem Prinzip des Râga aufgebaut, einem melodischen Grundmuster, welches an bestimmte Tonleitern (That) gebunden ist und eine steigende (arohana) und eine fallende (avarohana) Struktur besitzt.
Beispiel für einen Râga (Ausschnitt)
Die Darbietung eines Raga kann sich über Stunden ausdehnen und wird gewöhnlich mit einer langsamen, metrisch nicht gebundenen, improvisierten Introduktion (alap) begonnen. Im folgenden Teil (jor) tritt das rhythmisch-metrische Element hinzu, ohne die Improvisation einzuschränken. Der jor leitet über zum jhala, in dem Temposteigerungen bis zur atemberaubenden Kulmination stattfinden.
Das Musikinstrument für einen Râga ist die Sitar.
Die Sitar erklingt oft in Verbindung mit Tamboura (auch Tanpur, einem Saiteninstrument mit begleitender Bassfunktion) und Tablâ (Kesseltrommel).
Bekanntester Sitar-Spieler (und Komponist) ist RAVI SHANKAR (* 1920), der sowohl dieses Instrument wie die traditionsreiche indische Râga-Tâla-Musik überhaupt in den 1950er- und 1960er-Jahren weltweit popularisierte.
Von großem Einfluss auf die Rockszene war SHANKARs überaus erfolgreiche Auftritte 1967 auf dem Monterey Pop Festival und beim Woodstockfestival 1969.
RAVI SHANKARs älterer Bruder UDAY wirkte bereits in den 1930er-Jahren für die Popularisierung der indischen Tanz- und Musiktradition in Europa.
In der zweiten Hälfte der 1960er-Jahre entwickelte sich eine Richtung in der Rockmusik, die versuchte, rhythmische Tâla-Elemente und melodische Râga-Elemente sowie traditionelle Instrumente der indischen Musik (eben wie die Sitar) zu adaptieren. Diese Rockrichtung wird auch als Râgarock bezeichnet.
Berühmtester Vertreter ist GEORGE HARRISON (1943–2001) von den BEATLES, der bei RAVI SHANKAR Studien betrieb. HARRISONS Neigung zur indischen Philosophie und Musik führte bereits 1965 zum Einsatz der Sitar in „Norwegian Wood“ (JOHN LENNON / PAUL MCCARTNEY, 1965) der BEATLES.
Ein noch bedeutenderes Beispiel ist „Within You, Without You“ (1967). Hier spielen mehrere indische Musiker mit.
Weitere Vertreter sind die Gruppen BIRDS, YARDBIRDS, JEFFERSON AIRPLANE und JOHN MCLAUGHLINS MAHAVISHNU ORCHESTRA. Diese Gruppen experimentierten teilweise schon vor den Beatles ebenfalls mit Klangbildern der indischen Musikkultur.
Rückblickend muss jedoch festgestellt werden, dass eine tatsächliche Synthese von indischer Musik und Rock nicht stattgefunden hat, hauptsächlich wohl deshalb, weil Europäer bzw. Amerikaner schwerlich in der Lage sind, tieferen Zugang zu Inhalt, Symbolkraft und Technik der traditionellen indischen Kultur zu finden.
Trance ist eine 1992 in den USA im kalifornischen Berkeley aufgekommene Techno-Variante, die am „Soft“-Pol des Techno-Spektrums angesiedelt und durch ein pulsierendes Fließen sphärischer Computerklänge gekennzeichnet ist. Häufig sind auch Anklänge an die indische Musik durch Kombination mit Tablâ-Rhythmen und Sitar-Klängen zu finden.
Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.
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