Das Orchesterlied – das Lied für Singstimme mit Orchesterbegleitung – ist weniger als Gattung, vielmehr durch einzelne Werke bekannt, allen voran die zahlreichen Orchesterlieder von GUSTAV MAHLER (1860–1911), dazu gehören u.a.:
HECTOR BERLIOZ (1803–1869, hier auf einem Gemälde von GASPARD FÉLIX TOURNACHON um 1863) komponierte erste Muster der Gattung.
Das Orchesterlied entstand in den 1830er-Jahren, maßgeblich durch HECTOR BERLIOZ (1803–1869). Das klassisch-romantische Kunstlied als Klavierlied findet als Orchesterlied eine geradezu natürliche Fortsetzung. Denn im Prinzip ist es nichts anderes als Sologesang mit Orchester- statt Klavierbegleitung. Sehr oft geht denn auch das Orchesterlied vom Klavierlied aus. Das Orchesterlied ist so
Die Vielfarbigkeit des Orchesters lässt jedenfalls das zur Geltung kommen, was in der relativen Einfarbigkeit des Klaviers klanglich im Verborgenen bleibt. Die klangfarblich-sinnlichen Qualitäten sind daher naturgemäß reicher und tragen zur Attraktivität des Orchesterlieds bei.
Neben dem Liedhaften kommt hier nicht selten das Arienhafte mit dem Gestus
Beeinflusst wurde die Herausbildung des Orchesterlieds von der Konzertarie. Der Aufführungsort, der Konzertsaal, war derselbe. Teils waren diese Arien zunächst nur einfach aus Opern herausgenommen, teils eigens komponiert – LUDWIG VAN BEETHOVENs (1770–1827) „Ah, perfido!“ gehörte zu Standard-Stücken im Konzertrepertoire des 19. Jh.
Noch ALBAN BERG (1885–1935) schreibt 1929 eine Konzertarie „Der Wein“ für Sopran und Orchester (drei Sonette von CHARLES BAUDELAIRE in der Übersetzung von STEFAN GEORGE).
HECTOR BERLIOZ (1803–1869) komponierte erste Muster dieser Gattung:
Bei MAHLER bildet das (häufig zu Zyklen zusammengefasste) Orchesterlied neben den Sinfonien schon quantitativ und hinsichtlich des Stellenwerts im Schaffen ein Zentrum seines Werks, dazu gehören:
Da MAHLER hier zwei Solisten verwendet, die verschiedene lyrisch-epische Rollen spielen – allerdings nie miteinander in Dialog treten –, kommen sogar Elemente der Kantate mit herein. Auch sonst sind die Orchesterlieder mit den Sinfonien durch Übernahmen, Anklänge u.a. vielfältig verflochten – in der 1. Sinfonie (1884/1888) z.B. zitiert MAHLER gleich zweimal als thematisch wichtiger Rolle aus seinen „Liedern eines fahrenden Gesellen“.
Auch in der Neuen Musik findet das Orchesterlied eine Fortsetzung, u.a. mit:
Nach der Zäsur von 1945 lebte die Gattung Orchesterlied weiter, u.a. durch:
HANS WERNER HENZE (1926-2012)
Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.
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