Melodie (griech.: melos = Lied, Gesang) ist in allen Kulturen eines der ältesten Grundelemente der Musik. Sie war Bestandteil der Entwicklung menschlicher Sozialkultur: Auf Tierhörnern erzeugte Signalmotive, Gesänge als Ausdruck sozialer Zusammengehörigkeit oder bei Beschwörungsritualen haben vermutlich schon die Entstehung frühester menschlicher Sozialgefüge begleitet.
Die stilistischen Merkmale von Melodie sind in den Kulturen der Welt sehr vielfältig. In der volkstümlichen europäischen Tradition liegt das Schwergewicht auf formaler Geschlossenheit und leichter Singbarkeit, während in der Melodik anderer Kulturen improvisatorische Elemente, mikrotonale Tonhöhenschwankungen oder formale Offenheit eine wichtige Rolle spielen. Innerhalb der abendländischen Musiktradition gibt es auch zwischen den einzelnen Epochen große Unterschiede in der stilistischen Ausprägung der Melodik.
Hauptkriterium für die unverwechselbare Gestalt einer Melodie ist ihre Kontur, die reine Abfolge von Tonhöhen, aus denen sich die Intervalle ergeben. Wichtig für die Individualität einer Melodie sind auch ihre Rhythmik und Metrik; hier gibt es große Unterschiede zwischen den Melodien der Weltkulturen.
Beispiel: Melodie einer brasilianischen Samba, daneben die reine melodische Kontur:
Vielen Musikkulturen und -stilen gemeinsam ist die Pentatonik, in ihrer ursprünglichen Form eine Art von Rufmelodik, wie man sie aus der frühen Phase des kindlichen Musiklernens oder aus dem archaischen Bluesgesang kennt. Tonsystem und unterschiedliche Einteilungen des Oktavraums spielen dabei noch keine Rolle.
Beispiel: Pentatonisches Rufmotiv und daneben die vollständige pentatonische Skala:
In den Musikkulturen der Welt haben sich unterschiedliche Materialskalen entwickelt: In einigen Kulturen enthält das Tonmaterial mehr als 20 Stufen, andere kommen mit fünf- oder oder sechstönigem Tonmaterial aus.
Die verwendeten Instrumente sind entsprechend gestimmt, und der Melodiecharakter der einzelnen Musiktraditionen unterscheidet sich stark.
In der abendländischen Musiktradition hat sich ein Tonsystem mit zwölf „äquidistanten“ Stufen entwickelt, das auf dem Halbtonschritt als kleinstem Intervall aufgebaut ist.
Einige Begriffe:
Auf der Pariser Weltausstellung 1889 lernte der französische Komponist CLAUDE DEBUSSY das javanische Gamelan-Orchester kennen und war von dem fremden Tonsystem mit seiner unregelmäßigen Aufteilung der Oktave fasziniert. Er versuchte den Klangeindruck der Skalen als Pentatonik oder Ganztonleiter, also mit den Mitteln des europäischen zwölftönigen Tonsystems, zu interpretieren und in die eigene Tonsprache umzusetzen.
Viele Melodien, vor allem solche aus dem Stilbereich des Volkslieds und der Klassik, tragen einen Harmonieverlauf in sich, der durch rhythmisch oder melodisch herausgehobene akkordeigene Töne repräsentiert wird. Akkordfremde Töne finden sich eher als Durchgangsnoten auf unbetonten Zählzeiten. Zahlreiche Melodien enthalten zusätzliche harmonische Elemente in Form von Dreiklangsbrechungen (melodisch zerlegten Akkorden).
Beispiel: Das Thema der „Kleinen Nachtmusik“ von WOLFGANG AMADEUS MOZART besteht aus Dreiklangsbrechungen, die den harmonischen Verlauf deutlich zeigen: G-Dur-Dreiklang aufwärts, Dominantseptakkord auf D abwärts.
Melodien kan man nach ihrem Charakter unterscheiden:
Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.
Ein Angebot von