Kraftwerk

Von der „ORGANSIATION“ zum „KRAFTWERK“

KRAFTWERK geht auf eine 1968 in Düsseldorf von den beiden Musikstudenten

  • RALF HÜTTER (* 20. August 1946 Krefeld) und
  • FLORIAN SCHNEIDER-ESLEBEN (* 7. April 1947 Düsseldorf)

unter dem Namen ORGANISATION gegründetes Jazz-Rock-Projekt zurück. Dem Unternehmen war wenig Erfolg beschieden, obwohl es 1969 in England sogar zu einer Plattenveröffentlichung kam und beide über eine solide Konservatoriums-Ausbildung in mehreren Instrumenten verfügten. Sie zogen die Konsequenz und sich ins eigene Studio, „KlingKlang“, zurück, aus dem sie 1970 mit dem aus diversen elektronischen Klängen und der ungewöhnlichen Unterstützung gleich von zwei Schlagzeugern (ANDREAS HOHMANN, KLAUS DINGER) zusammengebastelten Album „KRAFTWERK“ (1970) unter eben diesem Namen wieder auftauchten. Produziert hatte das Debüt CONNY PLANK (1938–1987), einer der innovativsten deutschen Musikproduzenten. Diesmal gelang der Durchbruch nahezu über Nacht. Der synthetische Electronic-Sound lag voll im Zug der Zeit. Er bediente gleichermaßen das Tanzbedürfnis des Publikums wie er sich auch für spektakuläre Bühnenpräsentationen eignete – damals noch ein Spagat, der nun wenigen gelang.

Musik als Mensch-Maschinen-Symbiose

Die beiden Sound-Bastler realisierten sofort, dass sie auf eine Goldader gestoßen waren und begannen, das für die damalige Zeit revolutionäre Konzept einer elektronisch generierten „Maschinen-Musik“ systematisch auszubauen. Die beiden Schlagzeuger, die an ihrer Debüt-LP noch mitgewirkt hatten, ersetzten sie durch elektronisches Schlagwerk und arbeiteten nun als Duo weiter. Die Texte ihrer „Songs“, die Titel trugen wie

  • „Strom“,
  • „Spule 4“,
  • „Wellenlänge“ oder
  • „Megahertz“,

wurden auf ein Minimum von wenigen Worten reduziert, die Stimmen häufig verfremdet, sodass ein roboterhafter Gesamteindruck entstand, der auf der Bühne mit einer Art „Anti-Show“ – minimalen mechanischen Bewegungen – effektvoll in Szene gesetzt war. 1974 hatten sie mit „Autobahn“ einen außergewöhnlichen Hit auch auf dem US-Markt. Das gleichnamige Album erreichte 1975 Platz 5 der amerikanischen LP-Charts und die Singleversion des Titelsongs schaffte es bis auf Platz 25, damals eine Sensation, die den legendären Ruf von KRAFTWERK als eine der ganz wenigen in den USA überhaupt wahrgenommenen nicht englischsprachigen Künstler bis in die Gegenwart hinein begründete. Das Album war mit WOLFGANG FLÜR (* 1947, perc) und KLAUS RÖDER (* 1946, vi, g, keyb) eingespielt worden, was aus der Band wieder ein Quartett machte. RÖDER wurde 1975 von dem Schlagzeuger KARL BARTOS (* 1949, dr) abgelöst, womit KRAFTWERK erneut die ungewöhnliche Besetzung von zwei Schlagzeugern aufwies. In dieser Formation entstanden die beiden Alben

  • Radio-Aktivität“ (1975) und
  • Trans-Europa-Express“ (1977),

die KRAFTWERK zu einer der einflussreichsten Bands der 1970er-Jahre machten. Mit

  • Mensch-Maschine“ (1978) und
  • Computerwelt“ (1981)

wurde die futuristische Techno-Ästhetik mit Einflüssen des russischen Konstruktivismus der 1920er-Jahre verbunden und in einer Reihe von minimalistischen Songs entfaltet.

Danach wurde es deutlich ruhiger um KRAFTWERK. Die sogenannte Neue Deutsche Welle bedeutete auch für KRAFTWERK, wie für viele Rockbands der älteren Generation, einen Verlust an Medienpräsenz und Popularität, zumal sich die Musiker jeder Anpassung an den veränderten Zeitgeschmack verweigerten. Mit „Electric Café“ erschien 1986 zwar ein weiteres Album, das aber außerhalb der deutlich kleiner gewordenen Fangemeinde kaum noch wahrgenommen wurde. 1990 verließen WOLFGANG FLÜR, der kurzzeitig durch den Toningenieur FRITZ HILPERT (* 1949) ersetzt wurde, und KLAUS RÖDER, den der Tontechniker HENNING SCHMITZ (* 1950) ablöste, das Unternehmen KRAFTWERK, das sich mittlerweile in esoterischen Experimenten im eigenen „KlingKlang-Studio“ erging. Das 1991 erschienene Album „The Mix“ enthielt nur noch Bearbeitungen früherer Kompositionen, die der digitalen Herausforderung in der Musikproduktion zu begegnen suchten.

Das Comeback

Auch wenn das Duo HÜTTER/SCHNEIDER aus der Öffentlichkeit verschwunden schien, für Musiker blieben die avantgardistischen Klangexperimente von KRAFTWERK eine ständige Quelle der Inspiration. Als AFRIKA BAMBAATAA (* 1960) im Rahmen seines einflussreichen Electro-Funk-Konzepts auch auf KRAFTWERKs „Trans-Europa-Express“ zurückgriff, erschloss er die Altmeister des Electronic Rock der Hip-Hop-Generation, was ungeahnte Folgen haben sollte. Die Musik KRAFTWERKs inspirierte die DJs zu eigenständigen Klangbasteleien, in die nicht selten gesampelte KRAFTWERK-Zitate integriert waren.

  • Als für solche elektronisch generierten Sound-Collagen in Detroit der Begriff „Techno“ geprägt wurde, war eine neue Musikform entstanden, für die KRAFTWERK mit ihrer Musik unmittelbar Pate gestanden hatten.

Im Mai 1997 tauchten sie in Luton nahe London im Rahmen der Techno-Veranstaltung „Tribal Gathering“ nach längerer Abwesenheit erstmals wieder mit großem Erfolg in der Öffentlichkeit auf. Für die EXPO 2000 schufen sie als Auftragswerk den offiziellen EXPO-Jingle.

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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