Komponisten der Vorklassik

Stilprägend war die bürgerliche Auffassung, die als Gegengewicht zur nüchternen Welt des Geschäfts und gegenüber Verstand und Konstruktion, das Gefühl und die Fantasie in den Vordergrund stellte. Sowohl die institutionelle Entwicklung eines öffentlichen Konzertwesens als auch die private Musikpflege im häuslichen Rahmen bildeten die Grundpfeiler für die bürgerliche Musikkultur, die für jedermann zugänglich und verständlich sein sollte. Aus diesem Grund zeichnen sich die vorklassischen Strömungen auch durch Einfachheit und Natürlichkeit aus. Musik diente nicht länger einzelnen Anlässen (Tanz, Gottesdienst usw.), sondern wurde als eigenständiges Objekt um ihrer selbst willen aufgeführt und gehört. Das schloss auch übergreifend-allgemeine Zwecke wie Bildung und ästhetische Selbstverwirklichung ein. Als Hauptvertreter der Vorklassik gelten insbesondere

  • die Söhne JOHANN SEBASTIAN BACHs (1685–1750) sowie
  • der Komponistenkreis am Hof des Kurfürsten KARL THEODOR VON DER PFALZ (1724–1799) in Mannheim, die sogenannte Mannheimer Schule.

Wichtige Komponisten der Vorklassik

JOHANN CHRISTIAN BACH
* 05.09.1735 Leipzig
† 01.01.1782 London

  • war ein deutscher Komponist, der sogenannte „Mailänder Bach“ oder „Londoner Bach“. Er war der jüngste Spross von JOHANN SEBASTIAN BACH (1685–1750) und dessen zweiter Frau ANNA MAGDALENA WILCKEN (1701–1760). J. CH. BACH ging zunächst nach Berlin, wo ihn unter anderem sein älterer Bruder CARL PHILIPP EMNUEL BACH (1714–1788) unterrichtete. Fasziniert von der italienischen Oper zog es ihn 1754 nach Bologna. 1760 wurde er zweiter Organist am Mailänder Dom und konvertierte zum Katholizismus.
  • Obwohl die italienische Schreibart einen immensen Einfluss auf sein kompositorisches Schaffen hatte, folgte J. CH. BACH 1762 einem Ruf des Londoner „King’s Theatre“ und gründete 1765 dort mit CARL FRIEDRICH ABEL (1723–1787) eine der ersten Abonnement-Konzertreihen, die sogenannten „Bach-Abel-Concerts“. Diese gelten als wichtigstes europäisches Konzertunternehmen zwischen 1765 und 1780. Musikhistorisch ist J. CH. BACH für seine Kammermusik und Sinfonik berühmt geworden, welche in hohem Maße WOLFGANG AMADEUS MOZART (1756–1791) beeinflusst hat.

WILHELM FRIEDEMANN BACH
22.11.1710 Weimar
† 01.07.1784 Berlin

  • war ein deutscher Komponist und der älteste Sohn von JOHANN SEBASTIAN BACH und seiner ersten Frau MARIA BARBARA BACH (1684–1720). Aufgrund seines Wirkens in Halle an der Saale wurde er auch „Hallescher Bach“ genannt. W. F. BACH immatrikulierte sich 1729 für Jura, Philosophie und Mathematik. Nach einer Organistenstelle in Dresden trat er das Amt als Kantor in der Liebfrauenkirche in Halle (1746) an und erhielt den Titel des Director Musicus. Wegen längerer Reisen, die er mit seinem Vater unternahm, und häufiger Abwesenheit von Halle wurde er als Kantor entlassen. Er versuchte sich als freier Künstler, blieb jedoch erfolglos. 1774 ging er nach Berlin, wo er zehn Jahre später verarmt und vergessen starb. Trotz seines Scheiterns als institutionell ungebundener Musiker zeugen W. F. BACHs Klaviersonaten und -konzerte von großer Originalität und Expressivität.

JOHANN GEORG LEOPOLD MOZART
* 14.11.1719 (getauft) Augsburg
† 28.05.1787 Salzburg

  • war ein deutscher Komponist. Er zog 1737 zum Studium der Philosophie nach Salzburg und konzentrierte sich ab 1740 auf die Musik. Neben Engagements als Violinist und Kammerkomponist widmete er sich umfangreichen Unterrichtstätigkeiten, die ihm ein hohes Ansehen in Salzburg verschafften. Als Mitglied der „Sozietät musikalischer Wissenschaften“ und Mitarbeiter an den „Historisch-kritischen Beyträgen zur Aufnahme der Musik“ war er bereits vor der Geburt seines Sohnes WOLFGANG AMADEUS MOZART (1756–1791) weithin bekannt.
    Ab 1760 widmete er sich schließlich vollends der Förderung seines Sohnes und unternahm umfangreiche Reisen durch Europa. Nachdem seine Frau ANNA MARIA MOZART (geb. PERTL, 1720–1778) gestorben und WOLFGANG AMADEUS nach Wien übergesiedelt war (1781), ließ er sich wieder als Lehrer in Salzburg nieder.

FRANZ (FRANTIŠEK) XAVER RICHTER
* 01.12.1709 vermutlich Holleschau (Mähren)
† 12.09.1789 Straßburg

  • war ein böhmischer Komponist, Sänger und Kapellmeister. 1747 wurde er Kammermusiker und Komponist am Hof des Kurfürsten KARL THEODOR VON DER PFALZ (1724–1799) in Mannheim. Er gilt als wichtiger Vertreter der Mannheimer Schule und angesehener Lehrer. Von 1769 bis zu seinem Tod bekleidete er das Amt des Kapellmeisters am Straßburger Münster.

JOHANN STAMITZ (tschech. JAN VÁCLAV ANTONÍN STAMIC)
* 17. oder 19.06.1717 (getauft) Deutsch-Brod (Mähren)
† 27.03.1757 Mannheim

  • war ein deutscher Komponist und Violinvirtuose. Nach seinem Studium in Prag (1734–1735) wurde er 1741 Mitglied der Hofkapelle des Kurfürsten KARL THEODOR VON DER PFALZ (1724–1799) in Mannheim und kurz darauf der höchstbezahlte Violinist in diesem Ensemble. 1754–1755 kann ein Aufenthalt in Paris nachgewiesen werden. Er war der Gründer der Mannheimer Schule und wegweisend für die Entwicklung der Sinfonie, in die er als erster das Menuett integrierte.

CARL STAMITZ
* 08.05.1745 (getauft) Mannheim
† 09.11.1801 Jena

  • war ein deutscher Komponist und Violinist und der Sohn von JOHANN STAMITZ (1717–1757). Bereits als Siebzehnjähriger wirkte er als Violinist in der Mannheimer Schule mit. 1771 wurde er Komponist und Dirigent beim Herzog LOUIS DE NOAILLES (1713–1793) in Paris. Als reisender Virtuose konzertierte er in England, den Niederlanden und Berlin, bis er 1794 in Jena als Leiter der Akademischen Konzerte sesshaft wurde. CARL STAMITZ gilt mit seinen Solokonzerten und Sinfonien als der Vertreter des galanten und empfindsamen Stils.

ANTON STAMITZ
* 27.11.1750 (getauft) Deutsch-Brod (Mähren)
† nach dem 27.10.1796 Paris

  • war ein deutscher Komponist und Violinist. Er erhielt seine musikalische Ausbildung von seinem Bruder CARL STAMITZ (1745–1801) und von JOHANN CHRISTIAN CANNABICH (1731–1798). 1764 wurde er Mitglied des Mannheimer Hoforchesters. 1770 ging er mit seinem Bruder nach Paris und etablierte sich als Musiklehrer. Er unterrichtete dort unter anderem RODOLPHE KREUTZER (1766–1831), der als bedeutendster Violinvirtuose seiner Zeit und als Inspirator zu LUDWIG VAN BEETHOVENs (1770–1827) berühmter „Kreutzer-Sonate“ in die Musikgeschichte eingegangen ist.

GEORG CHRISTOPH WAGENSEIL
* 29.01.1715 Wien
† 01.03.1777 Wien

  • war ein österreichischer Komponist und Pianist. Ab 1739 war er kaiserlicher Hofkomponist, 1741–1750 Organist in der Kapelle der Kaiserinwitwe ELISABETH CHRISTINE (1741–1797) sowie Hofklaviermeister (Klavierlehrer) der kaiserlichen Familie. WAGENSEIL ist einer der bedeutendsten Vertreter der Wiener Schule und direkter Vorläufer der Wiener Klassik. Darüber hinaus fungierte er mit seinen Bühnenwerken als Wegbereiter der Opernreform von CHRISTOPH WILLIBALD GLUCK (1714–1787).

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

Lexikon Share
Lernprobleme?
 

Mit deinem persönlichen Nachhilfe-Tutor Kim & Duden Learnattack checkst du alles.

  • KI-Tutor Kim hilft bei allen schulischen Problemen
  • Individuelle, kindgerechte Förderung in Dialogform
  • Lernplattform für 9 Fächer ab der 4. Klasse
  • Über 40.000 Erklärvideos, Übungen & Klassenarbeiten
  • Rund um die Uhr für dich da

Einloggen