Die Klaviermusik war bis ins 18. Jh. hinein grundsätzlich auf allen Klavieren ausführbar, das Auseinanderfallen des Repertoires erfolgte erst mit der Trennung der Sphären weltlich und kirchlich, bei der die Orgel auf den geistlichen Bereich festgelegt wurde, der Entstehung des modernen Konzertbetriebs und der Scheidung der Literatur für Liebhaber und Virtuosen.
In der zweiten Hälfte des 18. Jh. wurde unter „Klavier“ vorwiegend das Clavichord, seit etwa 1800 das Pianoforte (der Flügel) und ab der 2. Hälfte des 19. Jh. das Pianino verstanden.
musizierende Kinder
Auf der Orgel wurde seit dem 9./10. Jh. in einfacher Weise einstimmig intoniert oder Choral gespielt. Ebenso wie beim mittelalterlichen Organum und den kleineren Pfeifenklavieren (Positiv, Portativ, Regal, im 13./14. Jh.) wird der Klang durch ein Gebläse (muskel-, später maschinenbetrieben) erzeugt, das Luft durch Pfeifen pumpt, die über die Klaviatur geöffneten und geschlossen werden.
Ab dem 14. Jh. wurden Orgeln mit mehreren Klaviaturen für Hände, Ellbogen und Füße ausgestattet, durch Register konnte die Luft auf verschiedene Pfeifensätze dirigiert, also die Klangfarbe geändert werden.
Die ersten Saitenklaviere kamen im 14. Jh. auf. Das Clavichord (von lat. corda, „Saite“) ging aus dem Monochord hervor, dessen verschiebbare Stege durch Tasten mit Tangenten ersetzt wurden: Am hinteren Tastenende ist ein schmales metallenes Stäbchen befestigt, das beim Drücken der Taste emporgehoben wird und die meist zweichörigen Saiten anschlägt und zugleich abteilt. Zwischen den Saiten eingeflochtene Tuch- oder Filzstreifen verhindern das Mitschwingen des einen abgeteilten Saitenteils.
Seit dem 15. Jh. war das Clavichord in Mittel- und Nordeuropa weitverbreitet, es diente insbesondere zur Hausmusik und zum Unterricht. Der Klang ist zart, weich und modulationsfähig im Unterschied zum rauschenden und scharf umrissenen Klang des Cembalos.
Das Cembalo (auch: Clavicembalo; kleinere Modelle: Spinett, Virginal, Arpicordo) funktioniert mit Zupfmechanik. Vorläufer war das Psalterium, das im 14. Jh. mit Klaviatur und Mechanik versehen wurde. Beim Cembalo sitzt auf dem Tastenende eine sogenannte Docke mit einer beweglichen Zunge, aus der ein Kiel hervorragt. Beim Drücken der Taste reißt der Kiel in der Aufwärtsbewegung die Saite an, wird die Taste losgelassen, bringt ein oben an der Docke befestigter Dämpfer die Saite zur Ruhe.
Cembali mit zwei Manualen sind seit dem späten 16. Jh. nachweisbar, durch Handzüge oder Pedaltritte können mehrere Reihen von Docken ein- und ausgeschaltet und somit wie auf der Orgel die Register und damit die Klangfarbe gewechselt werden. Dynamikwechsel wird durch Zu- und Abnahme von Stimmen, kaum durch den Anschlag erzielt.
Das Cembalo war neben der Orgel im 16. bis 18. Jh. das hauptsächlich eingesetzte Klavier zum solistischen und konzertanten Spiel sowie seit dem 17. Jh. zum Generalbassspiel.
Beim Pianoforte (Hammerklavier) wird der Ton mittels Hammermechanik erzeugt. Per Tastendruck wird ein Hammer mit leder- oder filzbezogenem Kopf gegen die Saite geschleudert, ist also auf dem letzten Teil seines Weges nicht mehr in Kontakt mit Taste und Finger. Daher ergeben sich erweiterte Dynamikmöglichkeiten, die auch für den Namen des Instruments bestimmend waren: ein Klavier, auf dem man leise und laut spielen kann.
Pianofortes wurden ab dem frühen 18. Jh. gebaut und konnten sich mit verfeinerter Mechanik gegen die anderen Saitenklaviere durchsetzen. Bis Mitte des 19. Jh. wurden Hammerflügel durch den Umbau von Cembali und Tafelklaviere durch Umbau von Clavichorden gewonnen.
Als verbreitetste Form setzte sich zum Hausgebrauch ab 1820 das Pianino durch, als ein platzsparendes aufrechtes, rechteckiges Pianoforte mit vertikal oder schräg laufenden Saiten, die knapp über dem Boden beginnen.
Stand: 2010
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