Karaoke

Entstehung

Karaoke ist Anfang der 1970er-Jahre in der japanischen Stadt Kobe das erste Mal dokumentiert, als eine Bar mit dieser Form der Unterhaltung der Gäste durch die Gäste auf sich aufmerksam machte.

Die Praxis des Karaoke-Singens soll es schon in den 1950er- und 1960er-Jahren in Japan gegeben haben, ausgelöst durch eine amerikanische TV-Unterhaltungsshow. Diese wollte den japanischen Fernsehzuschauern das Mitsingen der ausländischen Hits durch Einblenden des Textes und dessen Verfolgung durch einen im Verlauf des Songs über die Worte springenden kleinen Ball erleichtern.

Einer anderen Version zufolge soll Karaoke in eben jener Sack-Bar in Kobe entstanden sein, die damit in die Geschichte eingegangen ist. Angeblich soll die Erkrankung des zur Unterhaltung angestellten Gitarristen den Eigentümer der Bar auf die Idee gebracht haben, die Tonbänder des Gitarristen mit den vorproduzierten Begleittracks abzuspielen und die Gäste zum Mitsingen zu animieren.

In den 1970er-Jahren wurde daraus zunächst eine Feierabend-Entspannung für japanische Geschäftsleute, die – um Stress abzubauen – eine Karaoke-Bar zum gemeinsamen Singen aufsuchten. In der Folge verbreiteten sich diese Etablissements in ganz Japan und lösten die Entwicklung einer regelrechten Karaoke-Industrie aus.

Die Karaoke-Industrie

Entscheidend für die Verbreitung von Karaoke war ein in Japan entwickelter Kassettentyp, der mit einer Bandschleife in Länge des Titels bestückt war, sodass sich das Band nach dem Abspielen des Titels wieder an seinem Beginn befand. Lästiges Zurückspulen oder das Suchen von Titelanfängen entfiel damit, was wesentlich zur Verbreitung dieser Form von geselliger Unterhaltung beigetragen hat.

Die japanische Plattenfirma Japan Victor Records war dann die erste, die mit sogenannten „Music-Minus-One-Singles“ auf den Markt kam. Sie enthalten den kompletten Titel ohne den Vokalpart auf Vinyl und waren für die Musikboxen bestimmt, die mit einem Mikrofon ausgerüstet wurden. Die Besucher von Bars, die mit solchen Geräten ausgestattet waren, konnten die fehlenden Vokalparts der Songs dann selbst singen.

Tatsächlich gibt es hierfür einen US-Vorläufer, denn das „Music-Minus-One“-Format ist das Produkt einer 1951 in Elmsfort, New York, von IRV KRATKA (* 1925) gegründeten gleichnamigen US-Plattenfirma, die sich darauf spezialisierte, geeignete klassische Musik ohne Soloinstrument auf den Markt zu bringen. Der Solopart konnte dann live hinzugespielt werden.

Das Format erfreut sich noch immer großer Beliebtheit, erlaubt es den musizierenden Laien doch eine Musikdarbeitung „wie die Profis“. Eben dieses Motiv dürfte auch für die immense Popularität von Karaoke verantwortlich gewesen sein, das sich in den 1980er-Jahren rasant über die gesamte Welt verbreitete. Mit dem Mikrofon in der Hand konnte jeder Besucher von Karaoke-Veranstaltungen wenigstens für einen Moment lang ein Star sein.

Die Anfang der 1980er-Jahre eingeführte CD sowie die Weiterentwicklung der Videotechnik ermöglichten die Bereitstellung sehr komfortabler Lösungen anstelle des zunächst üblichen Vertriebs der instrumentalen Begleittracks der tagesaktuellen Hits auf Tonband oder Vinyl. So konnten auf den Karaoke-CDs auch die Texte verfügbar gemacht und über angeschlossene Videosysteme den Sängern zum Absingen auf einem Bildschirm angezeigt werden.

Für Karaoke entstand auch ein eigenes CD-Format (CD+G), das in einem synchronisierten Datenstrom die Textinformation parallel zum Ablauf der Musik über einen Bildschirm scrollt. Auch die heute weitverbreiteten Laserbeamer zur Projektion elektronischer Bildinformationen auf Leinwänden verdanken ihre Entwicklung der Karaoke-Kultur in Japan, denn sie lösten die kleinen, nur dem Sänger einsehbaren Textbildschirme in den Karaoke-Bars ab.

Mitte der 1980er-Jahre gab es keinen einigermaßen populären Song mehr, der nicht in einer in Japan hergestellten Karaoke-Version auf dem Markt war. Diese waren oft in Tonart, Tempo und Arrangement an die Möglichkeiten musikalischer Laien angepasst. Eigens für diesen Einsatz konzipierte Mischpulte erlaubten eine optimale Abstimmung der Instrumentalbegleitung auf die stimmlichen Eigenheiten des jeweiligen Sängers. Karaoke-Player erlauben zudem das „Pitchen“, die elektronische Verschiebung der Tonhöhe der Begleittracks, um sie der Tonlage der Sänger anzupassen.

Eine japanische Besonderheit der Karaoke-Kultur waren die 1984 aufgekommenen und in immensen Stückzahlen verkauften Karaoke-Boxen; schrankähnliche, schallisolierte Miniräume mit eingebauter Video- und Phonotechnik, die in den hellhörigen japanischen Wohnungen das Karaoke-Singen auch zu Hause erlaubten. Home-Karaoke etablierte sich auch in den USA, freilich ohne Karaoke-Box, dafür aber mit entsprechendem Equipment für den Hausgebrauch.

Weltweite Verbreitung

Für die weltweite Verbreitung dieser geselligen Form des Pop-Singens sorgte die japanische Karaoke-Industrie mit ihren Karaoke-Versionen der einschlägigen Chart-Hits. Über Korea, China und Südostasien fanden sie ihren Weg in die USA und von hier aus in die ganze Welt. Spezielle Karaoke-Player für die synchrone Wiedergabe von Bild- und Toninformationen auch als Software-Version für Computersysteme beherrschen inzwischen die Szene. Für die Moderatoren von Karaoke-Veranstaltungen hat sich in Analogie zum DJ die Bezeichnung „KJ“ (Karaoke-Jockey) eingebürgert.

Auch wenn die ungewöhnliche Sangesfreudigkeit und die Bereitschaft eher verklemmter Zeitgenossen, sich vor Publikum singend zu präsentieren, im Verlauf der 1990er-Jahre ihren schlagzeilenträchtigen Charakter verloren haben – die Popularität von Karaoke ist weltweit nach wie vor ungebrochen.

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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