- Lexikon
- Musik
- 2 Musik in Theorie und Praxis
- 2.2 Instrumente, Instrumentation und Ensembles
- 2.2.4 Bigband, Blas- und Streichorchester
- Kammermusikalische und orchestrale Formationen
Als Kammerorchester bezeichnet man ein kleines Orchester, welches in seiner Größe allerdings sehr stark variieren kann. Die zugehörige Bezeichnung Kammermusik stammt aus der Zeit um 1600. Gemeint war damals mit der Kammer ein großer Wohnraum in einem fürstlichen Schloss. In diesem Raum, der im Vergleich zu den Schlosssälen trotzdem klein erschien, wurde dann musiziert.
Kammerorchester waren hauptsächlich in den Diensten von Herzögen und anderen Adligen zu finden, die genug finanzielle Mittel hatten, um sich ein eigenes kleines Orchester zu leisten.
Eine volle Kammermusikbesetzung umfasst in der Regel nicht mehr 25 Musiker. Einige Instrumentenstimmen werden dabei solistisch besetzt. Insgesamt sind die Grenzen zu anderen vor allem größeren Orchesterarten fließend.
Aber auch nach unten hin ist es relativ schwierig zu entscheiden, ab wann man von einem Kammerorchester spricht – schließlich kann Kammermusik ja auch solistisch dargeboten werden. Deshalb sollen nachfolgend die Besetzungsmöglichkeiten nur aufgelistet werden, ohne dass dabei entschieden wird, was davon schon als Orchester zählen könnte:
Neben Orchestern mit gemischter Besetzung gibt es eine ganze Reihe von Besetzungsmöglichkeiten, bei denen man sich auf eine Instrumentengruppe oder auch nur ein Instrument daraus beschränkt. Die Varianten hierzu sind vielfältig, wobei häufig aus der Orchesterbezeichnung die entsprechende Besetzung schon deutlich wird. So gibt es beispielsweise Streich-, Blas-, Blechblas-, Akkordeon- oder Zupforchester. Speziell für solche Orchester bieten zahlreiche Musikverlage passende Bearbeitungen von Werken an, die ursprünglich für eine andere Besetzung geschrieben wurden. Es gibt aber genauso Kompositionen, die von Grund auf für die jeweilige Besetzung ausgelegt sind.
Das Streichorchester ist von der Ensemble-Stärke her meist in den Bereich eines Kammerorchesters einzuordnen. Die Besetzungsgrundlage bildet das oben erwähnte Streichquartett, wobei nun hier jede Stimme mehrfach besetzt ist. Ergänzt wird die Besetzung in der Regel durch den Kontrabass.
Auch im Bereich des Repertoires orientiert man sich häufig an der Streichquartett-Literatur, die ohne Probleme auf ein Streichorchester übertragbar ist. Der Kontrabass spielt in dem Falle die Cello-Stimme mit – nur um eine Oktave nach unten versetzt.
Ein Blasorchester besteht, wie der Name schon sagt, in den meisten Fällen nur aus Blasinstrumenten. Seltener treten andere Instrumente als Ergänzung hinzu.
Als Besonderheit innerhalb der Besetzung wären an der Stelle die sogenannten Bügelhörner zu erwähnen. Dies ist eine ganze Familie von Instrumenten, die sich leichter anblasen lassen und auch schnellere Tonfolgen erlauben. Der Klang ist weicher als der der anderen Blechbläser. Zu den Bügelhörnern gehören
Die Größe eines Blasorchesters kann ganz unterschiedlich ausfallen.
Kleinere Besetzungen spielen zum Beispiel mit 2 Klarinetten, 2 Hörnern, einer Trompete, einer Posaune, 2 Flügelhörnern, Tenorhorn, Baritonhorn, Tuba und Schlagzeug, welches in der Regel aus einer großen und einer kleinen Trommel sowie den Becken besteht (meist in der tragbaren Ausführung, wie man es auch vom Spielmannszug her kennt).
In großen Blasorchestern sind die genannten Instrumente in größerer Zahl vorhanden. Außerdem kommen oft noch Flöten, Oboen, Fagotte und eventuell ein Saxophonsatz sowie Pauken und anderes Schlagwerk hinzu.
Das Repertoire der Blasorchester sieht ganz unterschiedlich aus. Klassische Werke werden ebenso gespielt wie Bearbeitungen von Titeln aus dem Rock- und Schlagerbereich. Ebenfalls wichtig sind die Blasorchester auf dem Gebiet der Militärmusik, die relativ häufig als Freiluftmusik praktiziert wird.
Ein Posaunenchor ist ein Bläser-Ensemble, welches in die Kirchenmusik eingebunden ist. Es besteht in der Regel aus Blechblasinstrumenten, vor allem Trompeten, Flügelhörner und Posaunen. Häufig ist auch eine Tuba vertreten, andere Instrumente nur gelegentlich.
Im 18. Jahrhundert gab es die ersten Posaunenchöre. Seit dieser Zeit haben sich die Aufgaben dieser Musikergemeinschaft mehrfach verändert. Zunächst wollte man eine bewusste Abgrenzung von den Militärblaskapellen. Andererseits gab es größere Probleme mit Vertretern der traditionellen Kirchenmusik, die diese neuere Form nicht als Musik der Kirche anerkennen wollten.
Im 20. Jahrhundert lockerte sich die strenge Umgangsweise mit dem Posaunenchor etwas. So wurden jetzt beispielsweise auch weibliche Ensemble-Mitglieder akzeptiert. Aber ebenso von der Stilistik her gab es Veränderungen. So ließ man es zu, dass auch Elemente der weltlichen Musik in den Bereich des Posaunenchors einflossen. Dies waren zunächst Anklänge aus vergangenen Epochen (zum Beispiel aus der Barockzeit, mehr aber aus der Romantik). Später kamen aber sogar Einflüsse aus der Rockmusik und dem Jazz hinzu.
Die musikalischen Aufgaben eines Posaunenchors sind in der heutigen Zeit recht vielfältig. Sowohl im religiösen Bereich (zum Beispiel bei Gottesdiensten, Gemeindefeiern oder Hochzeiten) als auch bei weltlichen Anlässen kommen die Ensembles zum Einsatz.
Bei den Musikern handelt es sich im Normalfall um keine Berufsmusiker, sondern Laienspieler, die das Musizieren eher als Freizeitbetätigung auffassen. Die entsprechende Leitung eines Posaunenchors kann zum Beispiel der Kirchenmusiker der Gemeinde übernehmen. Aber recht häufig sind es auch hier Laien, die sich um die Aufgabe der musikalischen Leitung kümmern und durch Schulungen die benötigten Kenntnisse dafür erwerben.
Der Begriff Big Band (auch Big Band) ist die Bezeichnung für das Jazz-Orchester. (Im deutschen Sprachraum verwendete man eine gewisse Zeit den Ausdruck Unterhaltungsorchester.)
Die eigentliche Form der Big Band wurde im Wesentlichen in der sogenannten Swing-Ära geprägt. Aber bereits zuvor gab es einige Ensemble-Formen, die den Weg hin zur Big Band bereiteten.
Zu nennen wären hier vor allem die meist sehr stark besetzten Brassbands, die sich aus verschiedenen Blechbläsern zusammensetzten. Andere Formen waren die Unterhaltungsorchester von Vaudeville-Theatern oder auch die frühen Jazzbands in New Orleans.
In der Big Band spricht man weniger von Instrumentengruppen, sondern es hat sich zum Teil der Begriff Sektion durchgesetzt. Dementsprechend unterteilt man das Jazz-Orchester
Der Gesamtklang der Big Band hängt einerseits ab vom Arrangeur, welcher genau die realisierbare Stimmführung und die technischen Möglichkeiten der entsprechenden Instrumente kennen muss, um das Klanggebilde effektvoll zu gestalten. Genauso wichtig ist aber die spielerische Exaktheit und das Einfühlungsvermögen der Musiker. Das Schlüsselwort hier heißt Improvisation.
Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.
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