JOHN CAGE wurde am 05.09.1912 in Los Angeles geboren. Sein Vater JOHN MILTON CAGE war Ingenieur und Erfinder. JOHN CAGE war schon sehr früh an Musik interessiert, zeigte aber auch eine große Begabung für Literatur und Fremdsprachen. 1930 machte er eine fast zweijährige Europareise. Zurück in den USA, studierte er 1932–1937
Zu seinen Lehrern gehörten die Komponisten
Der im kalifornischen Exil lebende ARNOLD SCHÖNBERG unterrichtete ihn privat und in seinen Kursen an der University of California (LA) unter der Bedingung, dass CAGE sein Leben der Musik widmet.
Bereits früh wurde CAGE zu einem eigenständigen Vertreter der musikalischen Avantgarde. 1935 heiratete er XENIA ANDREYEVNA KASHEVAROFF (Scheidung 1946) und siedelte nach mehrmaligem Wohnsitzwechsel 1942 nach New York über. Durch Gelegenheitsarbeiten und Lehrtätigkeiten an verschiedenen Colleges verdiente er seinen Lebensunterhalt.
In New York lernte er die bildenden Künstler
kennen, die ihn in seiner kompositorischen Entwicklung stark beeinflussten. Ebenfalls von großem Einfluss auf CAGE waren
Mit der fernöstlichen Philosophie setzte sich dann später in den 50er-Jahren sehr intensiv auseinander. Angeregt dadurch arbeitete er in seinen Kompositionen häufig mit Stille als musikalischem Element. Auch die spätere Arbeit CAGEs mit Zufallsoperationen findet hier eine philosophische Grundlage.
1938 ging er als Dozent an die Cornish School in Seattle und gründete dort ein Schlagzeugensemble. In Seattle lernt CAGE seinen späteren Lebensgefährten MERCE CUNNINGHAM (1919–2009) kennen. CUNNINGHAM, Choreograf und Tänzer, hatte ein Ensemble für Modernen Tanz ins Leben gerufen, dessen musikalische Leitung CAGE bis 1968 übernahm. Für CUNNINGHAM schrieb CAGE Ballettmusiken, die dieser choreografierte. Hier arbeitete er auch mit Bildenden Künstlern z.B. mit ROBERT RAUSCHENBERG zusammen.
1941 wurde CAGE Professor für experimentelle Musik an der Chicago School of Design. 1946–48 entstanden seine „Sonatas and Interludes für präpariertes Klavier“. Ab 1949 wurde JOHN CAGE auch international bekannt, vor allem in Europa. Um 1950 verwendete er das erste Mal Zufallsoperationen und das uralte chinesische Weisheitsbuch „I-Ging“ für seine kompositorische Arbeit.
1950 und 1951 schrieb er
unter Einbeziehung von Zufallsoperationen, die die Reihenfolge der Melodiebausteine bestimmen. Dies sollte sich als eine musikgeschichtliche Revolution erweisen. CAGE nahm damit seine Person (das Subjekt) aus dem kompositorischen Zusammenhang heraus und erklärte automatische und aleatorische Prozesse (zufallsgesteuerte Prozesse) zum kompositorischen Prinzip.
Eines seiner bekanntesten Werke ist „4'33"“ (1952) für ein beliebiges Instrument oder eine Kombination von Instrumenten. Hier sitzen die Vortragenden innerhalb eines vorgegebenen Zeitraums (4’33’’) an ihren Instrumenten, sie spielen jedoch nicht, denn CAGE „komponierte“ Stille. Die eigentliche Musik sind also die zufälligen Geräusche der Umgebung und auch die des Publikums. Somit wird auch der Zuhörer Teil der Komposition. Der Zufall lässt dabei die Aufführung zu einem einmaligen Ereignis werden.
1952 bis 1957 benutzt CAGE die Unebenheiten von holzartigem Papier, die er markierte, um musikalische Parameter seiner Kompositionen z.B. die Tonhöhe zu bestimmen. Seine Notationen sind oft grafisch, teilweise bezog er
Die Kompositionen und theoretischen Ansichten JOHN CAGEs haben auf die Avantgarde weltweit eine unglaublich große Wirkung ausgeübt. Er beeinflusste erheblich die kritische Auseinandersetzung mit serieller Musik und gab Anstoß, den traditionellen Werkbegriff in Frage zu stellen. In Europa präsentierte JOHN CAGE erstmals auch sein präpariertes Klavier. In seinen Werken für präpariertes Klavier, wie z.B.
werden Gegenstände zwischen die Saiten geklemmt, um Verfremdungen und Tonverzerrungen zu erzeugen.
1952 begann JOHN CAGE seine Lehrtätigkeit am Black Mountain College. Zwei Jahre später zog er aufs Land nach Stony Point in eine anarchistisch-pazifistische Kooperative, wo er bis 1969 lebte. An der New School of Social Research in New York begann er 1956 eine Lehrtätigkeit. CAGE wurde hier auf Kunstströmungen wie
ungeheuer einflussreich.
1957/58 entstand sein „Concerto for Piano and Orchestra“, das er mit dem Pianisten DAVID TUDOR (1926–1996) realisierte. TUDOR war der wichtigste Interpret seiner Werke. Mit ihm konnte CAGE verschiedene Spieltechniken erproben, um das Spektrum der Klangfarben seiner Kompositionen zu erweitern.
In den sechziger Jahren experimentierte CAGE dann auch mit dem Computer („HPSCHD“, 1967–1969). 1975 verwendete er Pflanzenmaterialien in „Child of Tree“. Er bediente sich für den Musikbereich ungewöhnlicher Materialien und Apparaturen (Nägel, Uhren, Tonbänder etc.) und löste die Grenzen zwischen
auf. Auch dadurch gehört er zu den wichtigsten innovativen Komponisten des 20. Jahrhunderts, der Anstoß für grundsätzliche Neuerungen in allen Kunstbereichen gab.
1987, bevor er für zwei Jahre die Charles-Eliot-Norton-Professur der Harvard University innehatte, begann er eine neue Gruppe von Werken zu komponieren. In diesen Stücken, die meist Zahlen im Titel tragen – z.B.
verkleinerte er deutlich den Rahmen, in dem der Zufall operieren konnte. Auch die Möglichkeiten des Materials schränkte er ein. Den Ablauf der Komposition organisierte er, indem er Zeitspannen bestimmte, innerhalb derer die Interpreten Anfang und Ende der einzelnen Klänge selbst festlegen können.
1990 schrieb CAGE schließlich seine erste Oper „Europeras 3&4“, die in London uraufgeführt wurde. JOHN CAGE starb am 12. August 1992 an den Folgen eines Schlaganfalls in New York.
CAGE hinterließ mehr als 350 musikalische und audiovisuelle Werke, unzählige literarische und theoretische Texte, viele Zeichnungen und Gemälde sowie Hörspiele und Filme.
Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.
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