Das Madrigal ist eine zwei- bis sechsstimmiges Liedform. Seinen Ursprung hatte es Anfang des 14. Jh. in Norditalien. Der Ausdruck „Madrigal“ leitet sich vom lateinischen Wort „Matricalis“ ab, was direkt übersetzt „von der Mutter“ heißt und in musikalischer Übertragung Gesang in der Muttersprache oder schlichter, ungekünstelter, natürlicher Gesang bedeutet. Es ist die Bezeichnung einer volkssprachlichen Gattung gesungener Lyrik und verbindet Dichtung und Komposition, denn Dichter und Komponist arbeiten getrennt voneinander. Wesentlich für diese Gattung ist das Moment des Gesanges und der Volkssprachlichkeit. Die Kompositionen zeichnen sich durch einfache Texte, schlichte Harmonik und eine liedhafte Melodieführung aus.
Unter der Herrschaft ELISABETH I. (1558–1603) erblühten in England Wissenschaft und Künste. Die Jahre 1580 bis 1620 gelten als eine bedeutende Periode der Tonkunst und das Madrigal zeigt sich als Lieblingsform dieser Zeit. Es war die Bewunderung der italienischen Kultur, die das elisabethanische Zeitalter charakterisierte und die das aus Italien stammende Madrigal in England etablierte und es hier zu einer eigenständigen Gattung machte. Der erste italienische Madrigalist, der nach England kam, war ALFONSO FERRABOSCO D.Ä. (1543–1578). Er lebte von 1562 bis 1578 in England und war ein aktives Mitglied der „Queen’s Musick“, einer musikalischen Vereinigung. Es ist anzunehmen, dass er sowohl den Hof als auch adlige Amateure mit der Madrigalliteratur vertraut gemacht hat.
Ein Meister des englischen Madrigals war dann der Komponist THOMAS MORLEY (1557–1603). Er gilt als Begründer der englischen Madrigalschule italienischer Herkunft und schrieb eine Vielzahl von Madrigalen, aber auch Kanzonetti, Balletti, Kirchen- und Instrumentalmusik.
MORLEY war nicht nur Komponist, sondern auch Verleger und so stellt die um 1594 veröffentlichte „Madrigalls for four voyces“ die erste Sammlung englischer Madrigale dar. 1601 ließ er „The Triumphes of Oriana“ folgen. Er hatte 26 Komponisten aufgefordert, ein frei gewähltes Gedicht zu vertonen, doch die Endzeile musste für alle die gleiche sein: eine Huldigung an die „fair Oriana“, an die Königin ELISABETH I., die hier mit einer berühmten Gestalt der englischen Literatur verglichen wurde.
MORLEY war ein Freund WILLIAM SHAKESPEAREs (1564–1616), der ihm ideale Vorlagen lieferte und dessen Sonette er vertonte. Außerdem schrieb MORLEY eine Lobeshymne auf das Madrigal, das er die „entzückendste und wertvollste Kunstform“ nannte. Zwischen 1593 und 1601 veröffentlichte er in London Madrigale für 2 bis 6 Stimmen, von denen einige italienische, andere italienische und englische, jedoch die meisten nur englische Texte haben. In seinen Kompositionen verbindet MORLEY einen entschieden englischen Tonfall mit einer Art naiver Frische, die sich grundlegend von den italienischen Kompositionen unterscheidet. Dieser bevorzugt unterhaltende Stil wurde für das englische Madrigal richtungweisend.
Auch andere Komponisten trugen entscheidend zur Gestaltung des Madrigals bei.
Nach dem Tode MORLEYs (und ELISABETH I. im Jahre 1603) ließ die Beliebtheit des Madrigals nach. Bis 1625 wurden weiterhin Madrigale komponiert, danach starb die Gattung aus.
Stand: 2010
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