EDGARD VARÈSE wurde am 22.12.1883 in Paris als Sohn eines italienischen Ingenieurs und einer Französin geboren. Er studierte gegen den Willen seines Vaters Musiktheorie und Klavier in Paris:
Nach Beendigung seines Studiums lebte der junge Komponist bis 1913 in Berlin, wo er 1910 sein inzwischen verschollenes Orchesterwerk „Bourgogne“ uraufführte. 1913 kehrte er für zwei Jahre in seine Geburtsstadt zurück und machte die Bekanntschaft mit ERIC SATIE (1873–1916). 1915 brach er schließlich nach New York auf, was neben Paris zu seiner zweiten Heimatstadt wurde. Er erhielt 1927 die amerikanische Staatsbürgerschaft.
Sein musikalisches Debüt in Amerika gab er als Dirigent der Uraufführungen des „Requiem“ von HECTOR BERLIOZ (1803–1869) im Jahre 1917.
schlagen sich auch in seinen Kompositionen nieder. So lehnt sich VARÈSEs Postulat einer „metrischen Simultaneität“ an das Konzept der Gleichzeitigkeit von Verschiedenem in der bildenden Kunst an. Während Maler wie FERNAND LÉGER (1881–1955) zeitliche Wirkung in ihren Bildern zu erzielen suchten, strebte der Komponist nach räumlichen Dimensionen seiner Musik. Er war 1921 Begründer
in denen er sich jeweils für Verbreitung und Anerkennung neuer Musik engagierte. Der gescheiterte Versuch, ein Zentrum für elektroakustische Experimente aufzubauen, stürzte den Komponisten 1936 in Depression und eine zehn Jahre andauernde Schaffenskrise. In dieser Zeit lehrte er Komposition an der Arsuna School of Fine Art in Santa Fe (ab 1937), ab 1948 auch an der Columbia University New York, und gründete hier 1953 den „New York Chorus“ für Renaissance- und Barockmusik.
Zu Beginn der 1950er-Jahre widmete sich VARÈSE verstärkt dem Sammeln von und Experimentieren mit Geräuschen, die er mithilfe einer Ampex-Tonbandmaschine aufzeichnete. In den holländischen „Philips“-Laboratorien entstand so 1957 die reine Tonbandmusik „Poeme électronique“ (für 3 Tonbandgeräte und 425 Lautsprecher), die im Folgejahr zur Weltausstellung in Brüssel zur Aufführung kam. Mit seinem letzten, allerdings fragmentarisch gebliebenen Werk „Nocturne“ – datiert auf das Jahr 1961 – wendet sich EDGARD VARÈSE noch einmal der Instrumentalmusik zu. 1965 verstirbt der Komponist in New York an einer Thrombose.
GUSTAV MAHLER (1860–1911)
Das Schaffen VARÈSEs ist geprägt durch seine musikalischen Vorbilder
mit denen er auch selbst bekannt war.
Gegenüber seinem ehemaligen Förderer RICHARD STRAUSS allerdings, der ihm zur Uraufführung seiner frühen sinfonischen Dichtung „Bourgogne“ 1910 in Berlin verhalf, geht er später auf Distanz.
„Bourgogne“ oder auch das spätere „Amérique“ (1918–22/27) sind exemplarisch für blockhafte Schichtungen, die auch das Schaffen seiner musikalischen Vorbilder prägen und mit denen VARÈSE versucht, eine räumliche Entfaltungskraft seiner Kompositionen umzusetzen. Hierbei bedient er sich der Dynamik und Rhythmik, die als Bestandteil einer neu aufgefassten Kontrapunktik verstanden werden müssen:
Ebenso wie dieser neuartige Umgang mit der Dynamik eines Orchesters setzt VARÈSE ungewöhnliche Instrumente bzw. Klangkörper ein, wie das zu Beginn seines Jahrhunderts entwickelte Theremin oder aber Alarm-Sirenen, die er neben traditionellen Orchesterinstrumenten besetzen lässt. Beispielhaft hierfür ist das zwischen 1929 und 1931 entstandene „Ionisation“ – eine Komposition für 13 Schlagzeuger, Klavier und 2 Sirenen.
Innovativ ist auch seine Verwendung von Klangaufzeichnungen und synthetisch erzeugten Klängen, die durch das Magnettonband ermöglicht wird. Der Komponist ist mit dessen Hilfe in der Lage, aufgenommene Alltagsgeräusche zu verarbeiten (wie in „Amérique“), oder aufgezeichnete Klänge ihrerseits zu bearbeiteten und in das eigentlich aufgeführte Werk zu integrieren. Auf diese Weise sorgt das späte „Déserts“ (1954) für einen Skandal und empört Konzertbesucher.
Die Werke von VARÈSE bestehen in experimenteller Musik für Orchester, Soloinstrumente sowie Tonband, darunter:
Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.
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