Die Anfänge – frühe Hochkulturen – Antike

Auf der Stufe des Homo erectus („Frühmensch“), der eine ausgeprägte Werkzeugkultur pflegt, entwickelt der Mensch ein ästhetisches Bewusstsein und beginnt seine Umwelt zu gestalten.

Im Zeitalter des Homo sapiens („wissender Mensch“ ) ab ca. 150 000 v.Chr. erhält die Musik schließlich einen festen Platz im Alltag und es bilden sich magisch-religiöse Zeremonien heraus. Die Einbettung der Musik in kultische und rituelle Zusammenhänge ist durch Höhlenmalereien (ab 32 000 v.Chr.) belegt, die einen ausgeprägten Schamanismus ebenso illustrieren wie ein universistisches Weltbild. Diesem Denken nach sind Natur, Geist und Gesellschaft im Sinne einer Harmonie zwischen Mensch und Kosmos untrennbar miteinander verbunden.

Mit der sogenannten „neolithischen Revolution“ (Neolithikum = Jungsteinzeit) ab ca. 11 000 v.Chr. breiten sich Ackerbau und Viehzucht aus. Die damit verbundene Sesshaftwerdung des Menschen ist die Voraussetzung für die Entstehung der frühen Hochkulturen in Mesopotamien, Ägypten, Indien, China, Alt-Amerika und Alt-Afrika. Obwohl die frühen Hochkulturen nacheinander und relativ unabhängig voneinander aufkommen, setzt auf der ganzen Welt die Spaltung der Gesellschaft in Klassen und Schichten ein. Dieser Ausdifferenzierung der Gesellschaft folgt auch die Musikkultur, die fortan funktional (an Anlässe) und sozial (an Gesellschaftsschichten) gebunden ist. Neben der magisch-religiösen Musik beginnen sich die Volksmusik (Bauernmusik, Arbeitsmusik) und die Kunstmusik (Palast- und Hof-Musik) zu etablieren.

Die antike griechische Kultur knüpft an Elemente der frühen Hochkulturen an, vor allem an solche aus Babylonien und Ägypten. Sie entfaltet sich mit der Entstehung der Polis („städtisches Gemeinwesen“) ab dem 8. Jh. v.Chr. In der griechischen Antike wird Musik als Gesamtkunstwerk, als Einheit von Tanz-, Ton- und Dichtkunst (mousiké) verstanden. Vor allem aber ordnen die griechischen Philosophen wie PYTHAGORAS, PLATON, ARISTOTELES und ARISTOXENOS die Musik den mathematischen Wissenschaften zu und übertragen ihre Weltvorstellung von der Zahl als Prinzip aller Dinge auf die Musik. Mit dieser auf Zahlenrelationen beruhenden Musikauffassung, aus der das griechische Tonsystem resultiert, schlägt auch die Geburtsstunde der Musiktheorie.

Das frühe Christentum, das ab 50 n.Chr. expandiert, übernimmt wesentliche musiktheoretische Elemente der griechischen Antike und integriert diese in die abendländische, europäische Tradition. Die praktische, heidnisch-kultische Musik der Antike aber weicht der asketischen und kunstfeindlichen Grundhaltung des Christentums.

Östliche Beduinen brachten in ihren Karawanen die neue vorderasiatisch-syrische Leier mit nach Ägypten, die als Kithara dann in der griechischen Antike eine wichtige Rolle spielte.(Bildnis des APOLLO mit Kithara, Fresko, römischer Meister um 50 n. Chr.)

Östliche Beduinen brachten in ihren Karawanen die neue vorderasiatisch-syrische Leier mit nach Ägypten, die als Kithara dann in der griechischen Antike eine wichtige Rolle spielte.(Bildnis des APOLLO mit Kithara, Fresko, römischer Meister um 50 n. Chr.)

Die Anfänge – frühe Hochkulturen – Antike - Gemälde, Geschichte der Leier

Ca. 4,4 Mio. v.Chr.

Mit dem Australopithecus („Affenmensch/Vormensch“) in Ost- und Südafrika bilden sich die elementaren Fähigkeiten des Menschen heraus. Hierzu gehören die systematische Arbeit mit einfachsten Werkzeugen sowie das Denken und die Kommunikation in einer Laut- und Gestensprache.

Ca. 3 Mio. v.Chr.

In gleitendem Übergang werden die spezifisch menschlichen Fähigkeiten und Fertigkeiten – darunter die Musik – entwickelt.

Ca. 2,4 Mio. v.Chr.

Beim Homo habilis („geschickter Mensch“) können elementare Sprachfähigkeiten anhand von Gehirnabdrücken im Schädel relativ sicher belegt werden. Mit der Entwicklung von Wort- und Gestensprache sind die Voraussetzungen für ein Musikmachen gegeben, das aus dem Singen von Wortsprache (Vokalmusik) und der geräuschhaft-klanglichen Gestaltung von Gestensprache (Instrumentalmusik) besteht. Durch diese Synthese von Klang und Sprache wird Musik zum klanglichen Kommunikationsmittel.

Ca. 1,5 Mio. v.Chr.

Der Homo erectus („Frühmensch“) verbreitet sich von Afrika aus über die gesamte Alte Welt. Die Nutzung des Feuers, das Abhalten nächtlicher Zeremonien sowie die Entwicklung einer ausgeprägten Werkzeugkultur stellen den Homo erectus auf eine neue Stufe der Menschheitsentwicklung. Verfeinerte Werkzeugtechniken und Werkzeuggestaltungen, wie etwa die Verzierung von Steinwerkzeugen mit „schönen“ Mineralien-Einschlüssen, zeugen erstmals von einem ästhetischen Bewusstsein des Menschen.

Ca. 300 000 v.Chr.

Erste Anzeichen eines elementaren metrisch-rhythmischen Bewusstseins lassen sich anhand geordneter, rhythmischer Kerben und Schnitte auf Arbeitsinstrumenten nachweisen.

Ca. 150 000 v.Chr.

Der Homo sapiens („wissender Mensch“) lebt in einer arbeitsteilig organisierten Gemeinschaft und entwickelt Ansätze eines magisch-religiösen Bewusstseins, in das die Musik eingebunden wird.

Ca. 50 000 v.Chr.

Knochenpfeifen aus Rentier-Zehengelenken und anderen Knochenmaterialien gehören zu den ältesten Instrumentenfunden. Diese aus durchbohrten Tierknochen bestehenden Pfeifen erzeugen nur einen Ton und werden daher auch als Signalpfeifen bezeichnet.

Ab ca. 32 000 v.Chr.

Höhlenmalereien belegen die Existenz umfassender Zeremonien (Jagd- und Fruchtbarkeitsmagie) mit Tanz, Musik und Verkleidung sowie Ansätze zum Schamanismus. Musik wie Musikdenken sind von der Auffassung einer Harmonie zwischen Natur, Gesellschaft und Geist geprägt. Die Integration der Musik in rituelle Gebrauchsweisen schreitet voran.

Um 30 000 v.Chr.

Eine Knochenflöte in einer Höhle in Geißenklösterle auf der Schwäbischen Alb weist einen Tonvorrat von mindestens 5 Tönen auf.

Ca. 11 000 v.Chr.

Die sogenannte neolithische Revolution (Neolithikum = Jungsteinzeit) bringt die Entwicklung von Ackerbau und Viehzucht und führt zur Sesshaftigkeit des Menschen. Der Mensch beginnt zu produzieren und seine natürliche Umwelt den eigenen, menschlichen Bedürfnissen anzupassen. Die Musik wird fester Bestandteil kultischer Zusammenhänge (beispielsweise Fruchtbarkeitsriten).

7000 v.Chr.

In Çatal Hüyük, der vermutlich größten Siedlung der Steinzeit in Anatolien, entsteht die Abbildung Tanzende Jäger. Diese Wandmalerei zeigt eine Gruppe von Tanzenden mit Musikinstrumenten.

3000–2000 v.Chr.

Erste Schriftzeugnisse können ca. 3000 v.Chr. in den frühen Hochkulturen nachgewiesen werden. Diese entstehen in Mesopotamien, Ägypten, Indien, China, Alt-Amerika und Alt-Afrika. Sie bilden sich nacheinander und relativ unabhängig voneinander aus. Gemeinsam ist ihnen die Weiterentwicklung der Schrift sowie die Differenzierung der Musikkultur nach sozialen Sphären und funktionalen Zusammenhängen. Neben der magisch-religiösen Musik etabliert sich die Volksmusik (Bauern- und Arbeitsmusik) und Kunstmusik (Palast- und Hofmusik).

Ein Mosaik (um 2450 v.Chr.) auf einem Königsfriedhof der sumerischen Stadt Ur zeigt eine Siegesfeier mit einer Trink- und Kultszene, auf der ein Leierspieler (Tragleier mit Stierkopf) und eine Sängerin abgebildet sind. Aufgrund ihrer Herkunft werden diese Mosaike als Standarte von Ur bezeichnet.

2000–1000 v.Chr.

Die altbabylonische Überlieferung des früher entstandenen sumerischen Gilgamesch-Epos ist das erste erhaltene Epos (ca. 2000 v.Chr.), in dem sowohl gesungene als auch rezitativische Vorträge nachgewiesen werden können.

Ab etwa 1800 v.Chr. lassen sich in der altbabylonischen Kultur Indizien für ein heptatonisches (siebenstufiges) Tonsystem finden.

Um 1500 v.Chr. entstehen die sogenannten „Veden“, die zu den ältesten heiligen Schrifttümern in Indien gehören und aus 4 Büchern („Rigveda“, „Sâmaveda“, „Altharvaveda“ und „Yajurveda“) bestehen. Der „Rigveda“ ist die früheste Sammlung von kultischen Liedern und wird durch die altindische Priesterschicht, die Brahmanen, überliefert. Als Teil der Verehrung des Gottes Brahma werden die Texte des „Rigveda“ an einen rezitierenden, d.h. freigesprochenen, am natürlichen Sprachfluss orientierten Vortrag gebunden und sind der obersten Kaste vorbehalten.

1000–800 v.Chr.

Um 1000 v.Chr. entsteht mit den „Upanishaden“ eine weitere vedische Sammlung von kultischen Texten, die sich als philosophische Auslegungen des Brahmanismus verstehen lassen. Diese mystisch-esoterischen Schriften sind an einen metrisch-gebundenen Vortrag, d.h. festgelegten Rhythmus geknüpft.

Ein Relief aus der Zeit des Königs ASSURNASIRPAL II. (883–859 v.Chr.) zeigt einen Triumphzug mit grausamen militärischen Ritualen und musikalischen Elementen. Das Tanzen mit Löwenmasken, tanzende Spieler einer Langhalslaute, abgeschnittene Köpfe von Besiegten sowie Musikanten mit waagerecht gehaltenen Winkelharfen und Trommelspieler weisen auf eine militärische (nicht religiöse) Funktion der Musik hin.

800–700 v.Chr.

Das „Si-King“ („Buch der Lieder“, 8. Jh. v.Chr.) in China beinhaltet ca. 300 Liedtexte ohne Melodien und steht für einen ausgeprägten Universismus. Musik wird zum Spiegel der Umwelt und des menschlichen Innenlebens. Diesem kosmologischen Denken von einem direkten Zusammenhang zwischen Erde, Mensch und Universum entsprechen auch die chinesische Instrumenten-Klassifikation, das Tonsystem, Kalenderbezüge und Rituale.

HOMER ist der älteste griechische Dichter und Verfasser der „Ilias“ sowie der „Odyssee“. Beide Epen werden im Kontext der sich herausbildenden griechischen Poliskultur (Polis = „städtisches Gemeinwesen“) um 750 v.Chr. schriftlich aufgezeichnet und schildern sowohl die vokalen als auch instrumentalen Musikpraktiken der griechischen Antike. Im Vordergrund steht der Sänger (Aöden), der in einem rezitativartigen Vortrag von einem Leierinstrument (Kithara oder Lyra) begleitet wird. Die in der „Ilias“ und in der „Odyssee“ enthaltenen Sagen um Orpheus, Apollon, Dionysos usw. werden zu zentralen Musikmythen in der abendländischen Musikkultur.

In Analogie zur griechischen Musikkultur entwickelt sich ab etwa 750 v.Chr. auch die römische Musikkultur auf der Basis der Polis. Stärker als die griechische Musik bleibt die römische Musik an archaische Kulte gebunden. Ein Beispiel für die frühe römische Musik sind die Prozessionsmusiken der Arval-Bruderschaft, einer aus 12 Mitgliedern bestehenden Kult- und Priestergemeinschaft.

600–500 v.Chr.

Die griechische Dichterin und Aristokratin SAPPHO AUF LESBOS verfasst eine Vielzahl von Gedichten für den musikalischen Vortrag (Ode). Ihr außergewöhnlicher Ruf als Hauptvertreterin des lyrischen Gesangs bringt ihr in der Nachwelt den Ehrennamen als „Zehnte Muse“ ein. In neun Büchern sind ihre Lieder für Einzel-, Chor- und Wechselgesang festgehalten.

KONFUZIUS (KUNG FUTSE, 551–479 v.Chr.) begründet vor 500 v.Chr. mit dem Konfuzianismus eine auf Staat und Gemeinwesen bezogene ethisch-kosmologische Theorie. Aufgrund der Wirkungskraft von Musik auf den Menschen und die Gesellschaft werden musikalische Phänomene in direkte Beziehung gesetzt zur Erhaltung von Staat und Gesellschaft.

Im Rahmen der Dionysien (mehrtägige Feste zu Ehren des Ekstase-Gottes Dionysos) entwickeln sich in Griechenland zwei theatralische Haupt-Gattungen: die Tragödie und das Satyrspiel, das die Musik einbezieht und als Urtyp der Komödie gilt.

Um 500 v.Chr. entstehen die beiden großen indischen Nationalepen „Mahâbhârata“ und „Râmâyana“.

Die etruskische Musikkultur ist ein wesentlicher Bestandteil der römischen Musik. Das wichtigste Instrument ist die schalmeienartige Tibia („Schienbeinknochen“), die aus zwei gleichzeitig zu spielenden Röhren besteht (Doppel-Aulos) und bei Ritualtänzen, Begräbnissen, Wettkämpfen, Opfer-Ritualen oder als Arbeitsmusik eingesetzt wird.

Der griechische Philosoph und Mathematiker PYTHAGORAS VON SAMOS (ca. 569–ca. 475 v.Chr.) legt um 500 v.Chr. mit der Einordnung der Musik in die mathematischen Wissenschaften den Grundstein der Musiktheorie. Etwa 530 v.Chr. siedelt er aus politischen Gründen in die griechischen Kolonien Unteritaliens und gründet dort mit den Pytagoreern eine Religionsgemeinschaft. PYTAGORAS’ Musiktheorie bindet sich an die Vorstellung von der Zahl als Prinzip aller Dinge und die Entdeckung, dass musikalische Intervalle auf den gleichen Zahlenrelationen beruhen wie die Bewegung der Gestirne (Sphärenharmonie). Dem antiken Verständnis nach ist die Musik daher Abbild der Weltordnung. Gleichzeitig festigt sich durch die abstrakte und rationale Proportionenlehre der Phytagoreer die Auffassung von einer unhörbaren Musik (musica mundana), die auch dem christlichen Musikdenken immanent ist.

400–300 v.Chr.

Der griechische Philosoph PLATON (427–347 v.Chr.) schreibt etwa 380 v.Chr. die „Politeia“ (Gemeinwesen bzw. „Staat“), in der er die sogenannte Ethos-Lehre radikalisiert. Im Gegensatz zu den Phytagoreern beschäftigt sich PLATON vorrangig mit den philosophischen und sozialen Aspekten der Musik, nicht nur mit deren zahlenmäßigen Gesetzbarkeiten. Zentrale Idee ist der Zusammenhang zwischen Ethos („Gewohnheit, Sinnesart, Charakter“) und Musik. Nach PLATON ist die Welt nach musikalischen Prinzipien geordnet und Musik nimmt einen direkten Einfluss auf die Seele und den Charakter des Menschen. Ausgehend von der sozialen Wirkung von Tonarten, Rhythmen usw. etabliert er den hohen Stellenwert der Musikerziehung in der griechischen Antike.

335 v.Chr. gründet der griechische Philosoph ARISTOTELES (384–322 v.Chr.) als berühmtester Schüler PLATONs (427–347 v.Chr.) in Athen die Peripatos (Wandelhalle) als Schule. In seinen wichtigsten Schriften, der „Poetik“ und der „Nikomachischen Ethik“, entwickelt er die Vorstellung, dass alle Künste – so auch die Musik – nachahmenden Charakter besitzen (Mimesis) und die Musik in besonderem Maße dazu befähigt ist, die seelischen Zustände des Menschen abzubilden. Im Vordergrund seiner „Poetik“ steht des Weiteren die Theorie der Tragödie und ihre reinigende Wirkung (Katharsis).

Mit die Eroberung des Perserreichs durch den Mazedonier ALEXANDER DEN GROSSEN (356–323 v.Chr.) entsteht ab 333 v.Chr. eine griechisch-vorderasiatische Mischkultur (Hellenismus) mit neuen Musikinstrumenten-Typen wie der Leier, der Harfe oder der Laute. Das von PHYTAGORAS (ca. 569–ca. 475 v.Chr.) begründete Verhältnis zwischen Ton- und Planetensystem (Sphärenharmonie) wird übernommen und weiterentwickelt.

Der griechische Mathematiker EUKLID (griech. EUKLEIDES, um 365–ca. 300 v.Chr.) fasst die pythagoreische Musikmathematik in seiner Schrift „Katatorne Kanonos“ (lat. „Sectio canonis“, um 325 v.Chr.) zusammen und veranschaulicht seine Ausführungen anhand der Saitenteilung des Monochords („Einsaiter“).

Der griechische Musiktheoretiker ARISTOXENOS (354–300 v.Chr.) wird häufig als eigentlicher Begründer der antiken Musikwissenschaft bezeichnet, da auf ihn das maßgebliche griechische Tonsystem zurückzuführen ist. Seine Schriften („Elemente der Harmonik“ und „Elemente der Rhythmik“) sind lediglich fragmentarisch überliefert. Trotzdem ist ARISTOXENOS die noch heute gültige Klassifikation der Musik in theoretische Musiklehre (musica theoretica) und praktische Musikausübung (musica practica) zu verdanken.

Nach 332 v.Chr. wird im hellenistischen Alexandria (Ägypten) die Hydraulis (Wasserorgel) erfunden. Die Hydraulis ist ein aus bis zu vier Pfeifen bestehendes Blasinstrument, bei dem die Luft durch Wasserdruck reguliert wird. Sowohl in Griechenland, wo sogar Orgelwettbewerbe stattfinden, als auch bei römischen Gladiatorenwettkämpfen im römischen Zirkus oder im byzantinischen Kaiserkult erfreut sich die „mechanische Panflöte“ großer Beliebtheit.

Unter griechischem Einfluss, vor allem in Unteritalien, entstehen 240 v.Chr. mehrere Musiktheater-Gattungen. Bei den lateinischen Bearbeitungen griechischer Vorlagen handelt es sich vorwiegend um obszöne Possen unter Mitwirkung eines Chores und Tibia-Begleitung.

100 v.Chr.–0

Der römische Universalgelehrte und Historiker MARCUS TERRENTIUS VARRO (116–27 v.Chr.) überliefert die griechische Musiktheorie durch seine Übersetzungen in das Lateinische und überträgt damit auch die griechische Vorstellung vom tönenden All, von der Sphärenharmonie, in die römische Musikkultur. VARRO schafft mit der „Disciplinae“ (neun Bücher) eine umfassende Darstellung des gesamten politischen und religiösen Lebens in der römischen Antike.

Der römische Staatsmann MARCUS TULIUS CICERO (106–43 v.Chr.) trägt in mehreren Schriften zur Herausbildung und Kanonisierung der sieben freien Künste (septem artes liberales) bei. Zu diesen gehören nach griechischem Vorbild Philosophie, Musik, Astronomie, Arithmetik, Grammatik, Geometrie, Rhetorik und Dialektik.

Der Schauspieler PYLADES kultiviert 22 v.Chr. die Pantomime als künstlerische Darstellungsform, in der Gestik, Mimik, Tanz und Akrobatik verschmelzen und dramatische Geschehen ohne Worte aufgeführt werden. Mit der Begleitung des Pantomimen durch Chor und Orchester führt PYLADES eine wichtige Neuerung ein.

Im subsaharischen Afrika bilden sich größere Staaten (Ghana, Zimbabwe etc.). Auf Basis einer schriftlosen Ackerbau- und Händlerkultur entwickeln sich u.a. Trommeln und „sprechende Trommeln“ sowie Tonsysteme mit mehrfachen metrischen Überlagerungen („Polymetrie“).

0–400 n.Chr.

Das frühe Christentum beginnt sich auszubreiten. Die asketische, kunstfeindliche Grundhaltung spiegelt sich in der Reduktion der Musik auf einfachen Psalmengesang und in der Rezitation heiliger Texte wieder.

Das „Natyashastra“ („Lehrbuch der Schauspielkunst“, 1. Jh. n.Chr.) ist die wichtigste Quelle der indischen Musiklehre und wird dem fiktiven Verfasser BHARATA zugeschrieben. Neben Anweisungen zu Dramenbau, Schauspieler- und Sprachtechnik enthält das „Natyashastra“ auch Angaben über das indische Tonsystem und Aufführungspraktiken.

Der Neupythagoreer JAMBLICHOS (etwa 250–ca. 330 n.Chr.) baut Anfang des 4. Jh. die musikalische Zahlenlehre aus. Zur Veranschaulichung innerer Tongesetze und zur Berechnung musikalischer Strukturen führt er den griechischen Buchstaben Lambdoma (L) ein.

391 n.Chr. wird das Christentum zur Staatsreligion. Infolgedessen werden „heidnisch“-antike Kulte unterdrückt und verfolgt. Auch die antike Musik geht als öffentliche, kultische Musik unter, überlebt aber in und als Musiktheorie.

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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