Der Begriff „virtuoso“ kam mit Musikern und Künstlern wie etwa dem Komponisten JOHANN ADOLF HASSE (1699–1783) nach Deutschland. HASSE wirkte ab 1727 in Venedig und heiratete dort die Sopranstin FAUSTINA BORDONI (1695–1781), mit der er 1734 zu AUGUST DEM STARKEN (1673–1733) an dessen Dresdener Hof ging, wo er bis 1763 tätig war.
In Deutschland bezeichnete der Begriff im 18. Jh. zunächst Musiker, die sich mit außerordentlichen theoretischen, kompositorischen oder praktischen Fähigkeiten auszeichneten. Erst Mitte des 18. Jh. verengte sich der Begriff auf den ausübenden Musiker, auf den Concertisten (konzertierenden Musiker). Durch die Fortschritte im Geigenbau standen vor allem die Violine und damit die Geiger im Vordergrund des frühen Virtuosentums. Die italienischen Geiger
galten im Deutschland des 18. Jh. als Inbegriff des Virtuosen.
Schon im Verlauf des 18. Jh. erhielt der Begriff aber auch eine negative Bedeutung. Die spieltechnische Akrobatik wurde als seelenlose Artistik dem Wesen der Musik und ihrer Poesie fremd und abträglich angesehen.
„Virtuosengeklimper“
nannte der Komponist ROBERT SCHUMANN (1810–1856) die auf spektakuläre Wirkungen zielenden Virtuosen. Einer der ganz Großen unter den Virtuosen, der Pianist und Komponist FRANZ LISZT (1811–1886) hielt dem entgegen, echte Virtuosität sei
„nicht ein Auswuchs, sondern ein notwendiges Element der Musik“.
Der Pianist und Komponist FRANZ LISZT (1811–1886) war einer der ganz großen Virtuosen.
Viele Virtuosen des 19. Jh. waren nicht nur ausübende Musiker, sondern – wie FRANZ LISZT – notwendigerweise auch als Komponisten tätig, um für ihre einzigartigen spieltechnischen Fertigkeiten Musikstücke zu schaffen, an denen diese Fertigkeiten möglichst eindrucksvoll demonstriert werden konnten.
Der Violinist und Komponist NICCOLÒ PAGANINI (1782–1840) auf einem Gemälde von GEORG FRIEDRICH KERSTING (1785–1847)
Aus der Erweiterung der spieltechnischen Möglichkeiten resultierten dann vielfach neue kompositorische Ausdrucksmöglichkeiten. In diesem Sinne verkörperten vor allem
In der Folgezeit überwogen die negativen Bedeutungen, das heißt, der Begriff wurde vermieden oder – im Sinne einer eher zirzensischen Akrobatik am Instrument, der gleichsam sportlichen Meisterung außerordentlicher spieltechnischer Schwierigkeiten – einer beseelten Interpretation der Musik gegenübergestellt. Zwischen einem Musiker und einem Virtuosen wurde nun ein Gegensatz gesehen und Letzterer für eine Veräußerlichung der Spieltechnik verantwortlich gemacht.
Erst in den letzten Jahrzehnten hat sich wieder ein unbefangener Gebrauch des Begriffs durchgesetzt. Der Virtuose gilt heute in allen Bereichen der Musik als ein Musiker, der mit einer brillanten Spieltechnik auf seinem Instrument die von ihm dargebotene Musik zur Vollkommenheit bringt.
Zu bedeutenden Virtuosen der Gegenwart gehören u.a.:
NIGEL KENNEDY (* 1956) gehört zu den bedeutendsten Violinisten der Gegenwart.
Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.
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