Der Dirigent

Das Dirigieren (von lat.: „dirigere“ = Richtung geben, lenken) im Sinne der Taktgebung, des Taktierens, ist schon sehr alt und selbst in den geschichtlichen frühen Formen des gemeinschaftlichen Musizierens zu finden. Der Taktierende war jedoch bis ins frühe 19. Jh. immer zugleich auch Musizierender, Sänger oder Instrumentalist.

Im Generalbass-Zeitalter fiel die Funktion der Koordinierung des Zusammenspiels dem Spieler des Generalbassinstruments zu, häufig das Cembalo. Mit dem Generalbass bildete sich im 17. Jh. eine musikalisch begründete Form der Führung eines Ensembles heraus. Im 18. Jh. übernahm diese Funktion dann der erste Violinist im Orchester, der Konzertmeister.

Vom Taktieren ist das Dirigieren insofern zu unterscheiden, als es über die bloße Taktgebung hinausgeht. Eine Vorform ist die schon in der Antike aufgekommene Cheironomie (griech. von „cheir“ = Hand und „nomos“ = Gesetz), die Angabe von Tonstufen und Intervallen durch Handzeichen.

  • Komplexere musikalische Strukturen (wie sie mit der Musik des Mittelalters aufkamen),
  • die größer besetzten Chöre und
  • die Entwicklung der Ensembles im 15. Jh.

führten zu der Notwendigkeit, die Musiker durch präzise Zeichengebung zu koordinieren. Hierzu diente der Tactus (lat. = Schlag), der zugleich die Auf- und Niederbewegung der Hand bezeichnet. Der am Cembalo den Generalbass ausführende „Maestro di capella“ hatte grundsätzlich eine ähnliche Funktion wie heute der vor dem Orchester stehende Dirigent. Werke mit großer Besetzung wurden mit einem großen Stock geleitet, der auf den Boden gestampft wurde, um den Takt anzugeben (z.B. in der Pariser Oper).

Hände eines Dirigenten mit Dirigentenstock

Hände eines Dirigenten mit Dirigentenstock

Der Dirigent - Hände eines Dirigenten

Um die Wende zum 19. Jh. dirigierte man noch mit dem Violinbogen, gelegentlich aber auch schon mit dem Taktstock, wobei die Komponisten üblicherweise die Aufführung ihrer Werke noch selbst leiteten. Einer der ersten, die mit dem modernen Taktstock dirigierten, war der Komponist FELIX MENDELSSOHN-BARTHOLDY (1809–1847) in seiner Eigenschaft als Kapellmeister des Leipziger Gewandhausorchesters.

Erst im Verlauf des 19. Jh. bildeten sich schließlich die Berufsdirigenten heraus, die dann die Orchesterleitung übernahmen. Wegweisend war hier der Komponist RICHARD WAGNER (1813–1883), dessen Schrift „Über das Dirigieren“ (1869) die Praxis des Dirigierens, wie sie von den ersten großen Berufsdirigenten –

  • HANS VON BÜLOW (1830–1894),
  • HANS RICHTER (1843–1916) oder
  • FELIX MOTTL (1856–1911) –

geprägt wurde, maßgeblich beeinflusste.

Werke der Neuen Musik erfordern oft eine neue und jeweils ganz auf das Werk abgestellte Zeichengebung. So werden Werke ohne Takteinteilung häufig mit Kreisbewegungen dirigiert, die die Musiker ähnlich wie eine Uhr zu lesen haben. Für die verschiedenen Arten des Vortrags, Intensitätsgrade, improvisatorische Einschübe usw. werden dann Zeichen erfunden. Einige Werke der Avantgarde fordern auch mehrere Dirigenten. Auch JOHANN STRAUSS (Sohn, 1825–1899) dirigierte 1872 beim Weltfriedensfest in Boston ein 800 Mann starkes Orchester mit mehreren Subdirigenten.

Bedeutende Dirigenten in der Geschichte der Musik waren u.a.:

  • FELIX WEINGARTNER (1863–1942),
  • ARTURO TOSCANINI (1867–1957),
  • WILHELM FURTWÄNGLER (1886–1954),
  • HERBERT VON KARAJAN (1908–1989).

 

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

Lexikon Share
Lernprobleme?
 

Mit deinem persönlichen Nachhilfe-Tutor Kim & Duden Learnattack checkst du alles.

  • KI-Tutor Kim hilft bei allen schulischen Problemen
  • Individuelle, kindgerechte Förderung in Dialogform
  • Lernplattform für 9 Fächer ab der 4. Klasse
  • Über 40.000 Erklärvideos, Übungen & Klassenarbeiten
  • Rund um die Uhr für dich da

Einloggen