Der Begriff „Chanson“ erhielt zu Beginn des 18. Jh. in den „Dîners du Caveau“ genannten Versammlungen von Künstlern, Gelehrten und Literaten eine neue Prägung. Zwischen 1726 und 1735 versammelten sich führende Pariser Intellektuelle jener Zeit regelmäßig in dem Pariser „Café du Caveau“ zum gemeinsamen Essen, wobei sie gesellschaftskritische, satirische oder poetische Verse auf bekannte Melodien (Timbres) zur Aufführung brachten.
In diesem Zusammenhang entstand in der Tradition des städtischen populären Liedes der Straßensänger ein Vortragslied eigener Art, das von den Pariser Literaten aufgegriffen und zu einer poetisch-musikalischen Ausdrucksform von inhaltlicher und künstlerischer Verbindlichkeit weiterentwickelt wurde.
Der erste berühmte Chansonnier in diesem Sinne war der Dichter und Sänger MARC-ANTOINE DESAUGIERS (1772–1827), Autor von „Paris à cinq heures du matin“ (1802), einem legendär gewordenen Chanson zur Melodie eines Tanzes aus dem frühen 18. Jh. Zum ersten großen Star des Chansons im Range eines französischen Nationaldichters wurde PIERRE-JEAN DE BÉRANGER (1780–1857).
Eine Fortsetzung fand diese Tradition in den Pariser Konzert-Cafés, den „Cafés chantants“ der zweiten Hälfte des 19. Jh. Gegen Ende des Jahrhunderts gaben die Bühnen der Cabarets eine wichtige Plattform für das Chanson ab, das hier von seinen Verfassern in der Regel auch selbst vorgetragen wurde (Poètes-chansonniers), eine Entwicklung, die sich insbesondere mit dem Namen von ARISTIDE BRUANT (1851–1925) verband.
Seitdem versteht sich das Chanson als ein instrumental begleitetes Vortragslied, das ein literarisch formuliertes poetisches Anliegen im Text musikalisch umsetzt und transportiert. In der französischen Tradition sind die Texte dabei oft skuril, ironisch oder melancholisch, immer aber von einer an Zwischentönen reichen Poesie, die ein Kennzeichen des Chansons darstellt.
In der musikalischen Gestaltung folgt das Chansons mehr oder weniger ausgeprägt den jeweiligen Entwicklungstrends der populären Musik. Auf die heutige Gestalt des französischen Chansons hatte insbesondere der Jazz in Form der kleinen Ensembles des Swing einen nicht unerheblichen Einfluss. In anderen Ländern ist das Chanson musikalisch allerdings weit weniger festgelegt.
Als Begründer des modernen französischen Chansons in diesem Sinne gilt CHARLES TRENET (1913–2000). Er prägte zugleich einen Interpretationsstil, der auf der persönlichen Ausstrahlungskraft des Interpreten basiert und seither zum Chanson dazugehört. Neben ihm war es vor allem EDITH PIAF (1915–1963), die mit Chansons von RAYMOND ASSO (1901–1968) diesem Interpretationsstil zum Durchbruch verhalf.
Beide feierten Ende der 1930er-Jahre im Pariser „Théâtre de l’ABC“ immense Erfolge und wurden zum Vorbild für eine ganze Reihe bedeutender Chanson-Interpreten und -Schöpfer in Frankreich wie die Dichter, Musiker und Sänger
Durch sie erhielt das Chanson einen eigenständigen Charakter, der es auch außerhalb der französischen Tradition etablierte und zu einem selbstständigen Genre der populären Musik werden ließ.
Namhafte deutsche Vertreter des Chansons sind:
CHARLES AZNAVOUR (* 1924)
Stand: 2010
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