Benny Goodman

Wie bei fast jeder Stilrichtung der Musik gibt es auch beim Jazz bestimmte Namen, die immer wieder fallen, wenn von wichtigen Entwicklungsabschnitten dieser Musik gesprochen wird. Einer dieser Namen ist BENNY GOODMAN. Nachfolgend werden einige bedeutende Stationen seines Lebens aufgezeigt, verstärkt allerdings die 1930er-Jahre, die ihn als US-amerikanischen Jazzmusiker besonders bekannt machten.

Kinder- und Jugendzeit

BENJAMIN DAVID GOODMAN, wie sein vollständiger Name lautete, wurde am 30. Mai 1909 in Chicago, Illinois geboren. Er war der Sohn jüdischer Einwanderer aus Russland. Im Alter von 9 bis 10 Jahren begann BENNY mit ersten Übungen auf der Klarinette. Von da an genoss er einen zweijährigen Klarinetten-Unterricht bei FRANZ SCHOEPP. Erste Erfolge ließen nicht lange auf sich warten.

  • So spielte BENNY GOODMAN bereits mit 12 Jahren im Theaterorchester und in verschiedenen anderen Tanzkapellen seiner Heimatstadt mit.
  • Nebenbei verdiente er sich sozusagen etwas Taschengeld, indem er auf einigen Ausflugsdampfern des Michigansees eine Kostprobe seines Könnens gab.

Ungefähr zur gleichen Zeit beendete BENNY GOODMAN seinen Unterricht bei FRANZ SCHOEPP und orientierte sich dafür an mehreren anderen Vorbildern – vor allem was die Spieltechnik betraf. So sah er einige große Solisten und Bands der 1920er-Jahre als seine Idole an; unter anderem

  • KING OLIVERS Creole Jazz Band – mit LOUIS ARMSTRONG (1900–1971) und
  • verschiedene Vertreter des Chicago Jazz.

Nach der Mitgliedschaft in der High-School-Band „Austin High Gang“ in Chicago (um 1924) und in der Band von ART KASSEL (um 1925) bekam BENNY GOODMAN ein Engagement beim New Yorker Orchester von BEN POLLACK. In dieser Band, die damals eine der führenden Bands in Chicago war, spielte er von 1925 bis 1929. In jene Zeit fallen auch die ersten Plattenaufnahmen, die BENNY GOODMAN 1926 mit dem BEN-POLLACK-Orchester machte. Zwei Jahre später, also noch während der Zeit bei BEN POLLACK, fing er an, Schallplatten unter seinem eigenen Namen zu veröffentlichen.

Die eigene Band

Nach seinem Ausstieg aus dem BEN-POLLACK-Orchester war BENNY GOODMAN bis 1933 ein sogenannter Freelance-Musiker (also freischaffend) in New York. In dieser Zeit ist die Arbeit an unterschiedlichen Projekten zu verzeichnen, zum Beispiel seine Mitwirkung bei

  • den GEORGE-GERSHWIN-Shows „Strike up the band“ und „Girl crazy“.
  • Außerdem spielte er mit verschiedenen Bands und Einzelkünstlern, die zur damaligen Zeit nationalen Bekanntheitsgrad genossen. So zum Beispiel mit ARNOLD JOHNSON, RED NICHOLS, ISHAM JONES und TED LEWIS.

Da BENNY GOODMAN inzwischen kein Unbekannter der Szene war und insbesondere seine spieltechnischen Fähigkeiten auf dem Instrument geschätzt wurden, entwickelte er sich Anfang der 1930er-Jahre vor allem in New York zum gesuchten Studiomusiker.

Das eigentliche Ziel allerdings, welches BENNY GOODMAN sich schon vor einer gewissen Zeit gesteckt hatte, war die eigene Band. Der erste Versuch in dieser Richtung – ebenfalls Anfang der 1930er-Jahre – war die Formation „BENNY GOODMAN & His Orchestra“. Aus dieser Besetzung heraus wurden bereits Platten veröffentlicht, und mit dem Titel „He’s not worth your tears“ erregte man zumindest schon einmal Aufmerksamkeit in den US-Charts (Januar 1931).

Schließlich 1934 war es dann soweit, dass BENNY GOODMAN seine erste eigene Big Band gründete. Sie bestand aus 13 Musikern und vereinte zum ersten Mal weiße und schwarze Musiker. Unter den Bandmitgliedern waren einige Künstler zu finden, die in der weiteren Entwicklung der Jazzmusik noch Bekanntheitsgrad erringen sollten, zum Beispiel

  • TOMMY DORSEY oder
  • EDDIE LANG.

Die Big Band insgesamt erlangte mit ihrer Perfektion innerhalb von wenigen Jahren eine große Anerkennung, und zwar nicht nur bei Jazzfans, sondern auch bei einer ganzen Reihe von Musikkennern außerhalb des Jazzbereiches. So trug BENNY GOODMANs Orchester zusammen mit anderen Swingbands maßgeblich dazu bei, dass sich ein neuer Big Band-Stil entwickeln konnte, der sich bald über Amerika hinaus auf der ganzen Welt ausbreitete. Vor allem die Presse war es, die GOODMAN als den King of Swing feierte.

Aber auch die Radiostationen waren an BENNY GOODMANs Big Band interessiert, und so kam es, dass über 15 Jahre verteilt zahlreiche eigene Radioprogramme gestaltet werden konnten, die zum Teil wöchentlich auf Sendung waren:

  • „Let’s dance” (1934)
  • „Camel Caravan” (1937 bis 1949)
  • „Old Gold” (1941).

In der Carnegie Hall

Einen der größten Höhepunkte seiner Künstlerkarriere erlebte BENNY GOODMAN am 16. Januar 1938 in New York. In der Carnegie Hall, in welcher bis zu diesem Zeitpunkt nur klassische Konzerte gespielt worden waren, sollte erstmalig ein Jazzkonzert stattfinden, was bereits im Vorfeld von vielen Kritikern als negativ gewertet wurde. Schließlich waren es sonst Größen der klassischen Kompositionskunst, die in diesem Konzerthaus zu hören waren (oder zu sehen, wenn sie sogar selbst dirigierten). Es hatte sich inzwischen aber auch unter den Jazzmusikern herumgesprochen, dass in der Carnegie Hall eine besonders gute Akustik herrschen sollte, weshalb man auch so sehr an diesem Konzert interessiert war.

Das Konzert selbst wurde (wenn auch nur mit einem einzigen Mikrofon, welches über den Köpfen der Musiker hing) mitgeschnitten. Zum Glück, denn es waren Größen der Jazzmusik vertreten, deren Namen auch heute noch in Kennerkreisen mit Bewunderung ausgesprochen werden, zum Beispiel:

  • COUNT BASIE – Piano
  • TEDDY WILSON – Piano
  • LIONEL HAMPTON – Vibraphon
  • BOBBY HACKETT – Kornett
  • GENE KRUPA – Schlagzeug

Das Konzert wurde zu einem riesigen Erfolg. Vor allem war dies BENNY GOODMAN zu verdanken, denn er war es, der letztendlich in musikalischer wie auch teilweise in organisatorischer Hinsicht dieses Ereignis vorbereitete. Nochmals erwähnt werden muss an dieser Stelle auch, dass hier wiederum schwarze und weiße Musiker gemeinsam auf der Bühne standen, was für die damalige Zeit eigentlich ein musikalisches und gesellschaftliches Tabu darstellte. BENNY GOODMAN war also auch in dieser Hinsicht einer der wichtigen Wegbereiter.

Musiker kommen – Musiker gehen

Bereits 1939 veröffentlichte BENNY GOODMAN seine Autobiographie „The Kingdom of Swing“ (deutscher Titel: „Mein Weg zum Jazz“). Schon hier wurden Tendenzen erwähnt, die Änderungen im künstlerischen Leben GOODMANs bedeuteten.

  • Einerseits betrifft dies die fehlende Kostanz seiner Besetzungen, wobei BENNY GOODMAN diese Tatsache durchaus nicht negativ gesehen hat. So sind seine Arbeiten mit einem Trio oder Sextett aus heutiger Sicht als ebenso wertvoll einzustufen wie seine Big-Band-Werke. Hinzu kommt, dass sich die Zusammenarbeit fast immer mit Musikern abspielte, die entweder schon einen gewissen Namen innerhalb der Jazzmusik hatten oder zumindest sich auf dem aufstrebenden Ast befanden. Als Beispiel wäre hier der früh verstorbene Gitarrist CHARLIE CHRISTIAN zu nennen, der die E-Gitarre in den Jazz einbrachte und außerdem den Übergang vom Swing zum Bebop mit einleitete. Ein anderes wichtiges Beispiel wäre das BENNY GOODMAN Quartett, in welchem neben GOODMAN selbst die oben schon erwähnten Musiker TEDDY WILSON, GENE KRUPA und LIONEL HAMPTON mitspielten.
     
  • Eine zweite Tendenz, die die Autobiographie vorausschauend andeutete, war der beginnende Verfall der Swing-Ära. Vor allem Mitte der 1940er-Jahre wurde die Arbeit der amerikanischen Big Bands fast unmöglich, so dass auch BENNY GOODMAN sein Orchester vorübergehend auflösen musste. Es sollte auch mehrere Jahre dauern, bis schließlich 1955 wieder eine Big Band unter der Leitung von BENNY GOODMAN gegründet wurde. Zwischenzeitlich hatte er 1950 in kleiner Besetzung seine erste Europa-Tournee unternommen; Tourneen durch Nord- und Südamerika folgten.

BENNY GOODMANs weitere Laufbahn ab Mitte der 1950er-Jahre

Bereits 1956 erschien ein Film über BENNY GOODMANs Leben unter dem Titel „Die BENNY GOODMAN Story“. In die Rolle GOODMANs schlüpfte der Schauspieler STEVE ALLEN. Die Musik allerdings spielte GOODMAN selbst ein.

Es folgten im Laufe der Jahre zahlreiche Auftritte und Tourneen. Dabei zeichnete sich ab, dass das Publikum zunehmend aus den sogenannten eingefleischten Jazz-Fans bestand. Die „breite Masse“ dagegen ließ sich immer mehr von der aufkeimenden Rockmusik-Entwicklung beeinflussen und verlor zum Teil das Interesse am Jazz. Darin zeigt sich aber gleichzeitig die Größe BENNY GOODMANs, denn für viele weniger bekannte Jazz-Musiker bedeutete die schwindende Popularität der Jazzmusik gleichzeitig das Aus. BENNY GOODMAN dagegen traf bis in die 1980er-Jahre hinein auf ein begeistertes Publikum. Stellvertretend seien nachfolgend nur einige wichtige Stationen seiner späteren Erfolge genannt.

  • Zunächst wäre da die 1956 stattfindende Tournee in den Fernen Osten zu erwähnen.
  • Der erste Auftritt in Deutschland erfolgte 1958.
  • Ein weiterer Meilenstein in GOODMANs Entwicklung stellte 1961 der gemeinsame Auftritt mit den Londoner Philharmonikern dar.
  • Ein Jahr später unternahm BENNY GOODMAN eine Tournee durch die Sowjetunion.
  • Auch der Auftritt in der New Yorker Carnegie Hall geriet nicht in Vergessenheit, und so wurde nach 40 Jahren (also 1978) ein Jubiläumskonzert veranstaltet.
     

BENNY GOODMANs Bedeutung für die Musik

Am 13. Juni 1986 starb BENNY GOODMAN in New York. Rückblickend kann man sagen, dass er fast sein gesamtes Leben der Musik und insbesondere dem Jazz gewidmet hatte. Was seinen Erfolg betrifft, so wird er zeitweilig sogar mit ELVIS PRESLEY (1935–1977) verglichen, der mit dem Rock’n’Roll ähnlich zu begeistern wusste.

Wie schon erwähnt wurde, hatte für BENNY GOODMAN die Rassentrennung in der Musik keinen Platz. Er hatte das Ziel, auch Musik schwarzer Komponisten einem jungen weißen Publikum näherzubringen und diese Musik von schwarzen und weißen Musikern zusammen spielen zu lassen.

Von der musikalischen Seite her scheute er sich, eine Musik zu machen, die zu sehr ins Schlagerhafte reichte. Vielmehr entwickelte er virtuose Spieltechniken, mit welchen er schwierigste Läufe zum Klingen brachte. In diesem Zusammenhang sollte ebenfalls der melodische Einfallsreichtum und die Gabe zu imposanten Improvisationen erwähnt werden. Im Laufe der Zeit entstanden auch Bearbeitungen von Werken

  • MOZARTs,
  • BARTOKs oder
  • HINDEMITHs.

Hier allerdings gingen die Expertenmeinungen doch sehr auseinander, zumal ja gerade Bearbeitungen fast immer extrem Ansichts- und Geschmackssache sind.Während seiner Karriere erreichte BENNY GOODMAN über 160 Hiteintragungen in die amerikanischen Charts, unter anderem 16-mal Platz 1. Bei der jährlichen Grammy-Verleihung wurde er

  • 1975 für sein Carnegie Hall Jazz Konzert,
  • 1982 für seinen Titel „Sing Sing Sing“ und
  • 1987 für „And the angels sing“ bedacht.

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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