Richard Dedekind

JULIUS WILHELM RICHARD DEDEKIND wurde am 6. Oktober 1831 in Braunschweig geboren. Sein Vater war Jura-Professor am dortigen Collegium Carolinum. Richard war das jüngste von vier Kindern der Familie. Er blieb ein Leben lang unverheiratet und lebte meist mit einer seiner Schwestern zusammen.

Während seiner Schulzeit interessierte sich RICHARD DEDEKIND zunächst für Physik und Chemie, um sich später intensiver der Mathematik zuzuwenden. In Vorbereitung auf ein Universitätsstudium besuchte er ab 1848 das Collegium Carolinum, hier erwarb er grundlegendes Wissen u. a. auf den Gebieten der Infinitesimalrechnung sowie der analytischen Geometrie. 1850 immatrikulierte DEDEKIND an der Göttinger Universität und hörte schon im Herbst eine Vorlesung von CARL FRIEDRICH GAUSS (1777 bis 1855), die ihn sehr beeindruckte. Auch nahm er an einem von den Instituten für Mathematik und Physik gemeinsam durchgeführten Seminar über Zahlentheorie teil.
Vier Semester lang arbeitete DEDEKIND als (letzter) Doktorand bei GAUSS und promovierte im Jahre 1852 zur Theorie der eulerschen Integrale.
RICHARD DEDEKIND wie auch BERNHARD RIEMANN (1826 bis 1866), der zur gleichen Zeit in Göttingen studierte, waren mit der mathematischen Universitätsausbildung in Göttingen (im Vergleich zu der in Berlin erfolgenden) wenig zufrieden, da diese vorrangig auf Gymnasiallehrer abzielte. Beide habilitierten sich deshalb 1854 auf dem Gebiet der Mathematik, und DEDEKIND hielt danach Vorlesungen über Geometrie und Wahrscheinlichkeitstheorie. In den Folgejahren arbeitete er eng mit PETER GUSTAV LEJEUNE DIRICHLET (1805 bis 1859) zusammen, der als Nachfolger von GAUSS nach Göttingen berufen worden war. So hörte DEDEKIND bei DIRICHLET u. a. Vorlesungen über Zahlentheorie und zu partiellen Differenzialgleichungen.
Auf Empfehlung DIRICHLETs wurde RICHARD DEDEKIND 1858 an das Polytechnikum Zürich berufen und hielt hier u. a. eine Vorlesung zur Differenzial- und Integralrechnung. Dabei kam ihm die Idee des sogenannten dedekindschen Schnittes zur Begründung der reellen Zahlen . Als BERNHARD RIEMANN im Jahre 1859 in die Berliner Akademie der Wissenschaften gewählt wurde, traf DEDEKIND dort unter anderem mit solch bedeutenden Mathematikern wie KARL WEIERSTRASS (1815 bis 1897), ERNST KUMMER (1810 bis 1893) und LEOPOLD KRONECKER (1823 bis 1891) zusammen.
Nach Umwandlung des Braunschweiger Collegium Carolinum in eine technische Hochschule im Jahre 1860 erhielt RICHARD DEDEKIND eine Berufung dorthin und verblieb da bis zu seiner Emeritierung im April 1894.

Im Jahre 1872 publizierte DEDEKIND seine Schrift „Stetigkeit und Irrationale Zahlen“. Darin ist die theoretische Fundierung der reellen (irrationalen) Zahlen mithilfe dedekindscher Schnitte enthalten. Durch jene Vorgehensweise erfuhr insbesondere die Mengenlehre GEORG CANTORs (1845 bis 1918), mit dem DEDEKIND in der Schweiz mehrfach zusammengetroffen war, eine Unterstützung.
Des Weiteren gab DEDEKIND Werke von DIRICHLET, GAUSS und RIEMANN heraus. In seinen „Vorlesungen über Zahlentheorie“ ist als fundamentaler Begriff erstmals der des Ideals enthalten. Als einer der bedeutendsten Arbeiten DEDEKINDs gilt das 1879 erschienene Werk „Über die Theorie der ganzen algebraischen Zahlen“.
RICHARD DEDEKIND wurden zahlreiche Ehrungen zuteil, etwa als Mitglied der Akademien in Göttingen, Berlin, Paris und Rom bzw. als Ehrendoktor der Universitäten Braunschweig, Oslo und Zürich. Er war nicht nur ein geschätzter und vielseitiger Mathematiker, sondern er besaß auch eine musikalische Begabung und soll sogar eine kleine Oper komponiert haben.
RICHARD DEDEKIND verstarb im Alter von 84 Jahren am 12. Februar 1916 in seiner Heimatstadt Braunschweig.

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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