THOMAS BAYES wurde im Jahre 1702 (das genaue Geburtsdatum ist nicht bekannt) in London geboren. Er erhielt (standesgemäß) privaten Unterricht, einer seiner Lehrer war möglicherweise der französische Mathematiker ABRAHAM DE MOIVRE (1667 bis 1754), der sich zu jener Zeit als Emigrant in England aufhielt. Wie sein Vater schlug THOMAS BAYES die Laufbahn als Geistlicher ein und wurde Priester der presbyterianischen Kirche. Zunächst unterstützte er seinen Vater, 1720 erhielt er eine eigene Stelle in Tunbridge Wells, südöstlich Londons. Hier lebte er bis zu seinem Tode am 17. April 1761.
THOMAS BAYES war ein sehr vielseitiger Mensch. Er war Geistlicher und Philosoph, er beschäftigte sich sowohl mit Gottesbeweisen als auch mit der Physik ISAAC NEWTONs (1643 bis 1727).
Bekannt wurde er vor allem durch eine (vermutlich im Jahre 1750 verfasste) Abhandlung unter dem Titel „An Essay Towards Solving a Problem in the Doctrine of Chances“. Das Manuskript wurde von einem Freund BAYES' in dessen Nachlass gefunden, an die Royal Society of London (mit der THOMAS BAYES auch zu Lebzeiten in Verbindung gestanden hatte) eingereicht und 1763 veröffentlicht.
In dieser Arbeit befindet sich jene Formel, die wir heute als bayessche Formel (bzw. Satz oder Theorem von BAYES) bezeichnen. Diese beschreibt die Wahrscheinlichkeit, dass ein Ereignis E auf eine bestimmte Ursache U zurückzuführen ist (unter der Voraussetzung, dass die absoluten Wahrscheinlichkeiten von E und U sowie die Wahrscheinlichkeit von E, falls U vorliegt, bekannt sind).
Die bayessche Formel blieb lange Zeit unverstanden und wurde demzufolge wenig beachtet, sie findet sich wieder in der zwischen 1812 und 1814 veröffentlichten Darstellung der Wahrscheinlichkeitsrechnung von PIERRE SIMON DE LAPLACE (1749 bis 1829).
Bedeutung erlangte die Formel erst Ende des 20. Jahrhunderts als Ausgangspunkt für (nun mögliche) kompliziertere logisch-statistische Wahrscheinlichkeitsüberlegungen. So wurde im Jahre 1992 die International Society for Bayesian Analysis gegründet, die die Anwendung entsprechender Theorien und Methoden in Industrie und Wissenschaft (etwa in der Biologie und in der Medizin) fördert.