- Lexikon
- Mathematik Abitur
- 1 Denk- und Arbeitsweisen der Mathematik
- 1.2 Grundbegriffe der Mathematik
- 1.2.3 Definitionen
- Rekursive Definitionen spezieller Zahlenfolgen
Für die meist rekursiv definierte sogenannte FIBONACCI-Folge gilt:
Als Anfangsteil der Folge ergibt sich hieraus:
Die Folge ist benannt nach dem italienischen Mathematiker LEONARDO VON PISA (etwa 1180 bis etwa 1250), der den Beinamen FIBONACCI trug. LEONARDO soll auf die Zahlen dieser Folge gestoßen sein, als er die folgende (hier in heutiger Sprechweise formulierte) Frage untersuchte:
LEONARDO nahm dieses Problem in sein 1202 erschienenes Buch „Liber abaci“ auf, dessen Hauptanliegen es war, die Überlegenheit des arabischen Zahlensystems gegenüber dem römischen Zahlensystem aufzuzeigen. Er beschreibt darin ausführlich, wie sich die Anzahl der Kaninchenpaare Monat für Monat berechnen lässt und bemerkt abschließend, dass man so bis zu einer unendlichen Zahl von Monaten weiterrechnen kann.
Inzwischen gibt es eine Vielzahl populärer Einkleidungen des gekennzeichneten mathematischen Sachverhalts. Ein Beispiel dafür sei noch genannt:
Für kleine n ist der Sachverhalt noch leicht zu übersehen. Sei etwa . Dann gilt das in der folgenden Tabelle Zusammengestellte.
Stufe n | Anzahl der Möglichkeiten, Stufe n zu erreichen |
1 | 1 |
2 | 1; nämlich genau zweimal 1 Stufe |
3 | 2; nämlich genau dreimal 1 Stufe oder einmal 1 Stufe und einmal 2 Stufen |
4 | 3; nämlich (1, 1, 1, 1), (1, 1, 2), (1, 2, 1) |
5 | 5; nämlich (1, 1, 1, 1, 1), (1, 1, 1, 2), (1, 1, 2, 1), (1, 2, 1, 1), (1, 2, 2) |
Für bis würde sich diese „Möglichkeiten-Folge“ mit den Zahlen 8, 13, 21, 34, 55, 89, 144 fortsetzen – und das sind genau die Glieder der FIBONACCI-Folge.
Anmerkung: Es lässt sich zeigen, dass der Quotient zweier aufeinander folgender Glieder der FIBONACCI-Folge dem Grenzwert zustrebt, d.h., je weiter man in der Folge fortschreitet, desto genauer gilt .
Eine weitere bekannte rekursiv definierte Folge ist die sogenannte (3n + 1)-Folge.
Für sie gilt:
Wie man sieht, hängt das Aussehen der von der Wahl des Startwerts ab. Man erhält beispielsweise
Schon diese Beispiele lassen erkennen, dass die Folgenglieder immer gleich 1 bleiben, falls die 1 jemals erreicht wird. Die Anzahl der Schritte bis zu diesem Fall hängt offenbar vom Startwert ab. Bis heute offen ist aber nun die Frage, ob die für alle Werte von endlich ist, ob die 1 also immer erreicht wird.
Mit der Klärung dieses Problems haben sich zahlreiche Wissenschaftler beschäftigt. So machte sich beispielsweise der polnisch-amerikanische Mathematiker und Physiker STANISLAW MARCIN ULAM (1906 bis 1984; in den USA u.a. an der Entwicklung der Wasserstoffbombe beteiligt) um die Verbreitung der mit der verbundenen Fragen verdient, weshalb diese Folge auch ULAM-Folge genannt wird.
COLLATZ-Problem – nach dem deutschen Mathematiker LOTHAR COLLATZ (1910 bis 1990) – und Syracus-Algorithmus sind weitere Namen für die Vermutung, dass diese Folge irgendwann bei 1 endet. Seit den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts ist eine schnell wachsende Zahl von Publikationen hierzu erschienen, ohne dass jedoch bislang ein Beweis für die genannte Vermutung gelang.
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