- Lexikon
- Mathematik Abitur
- 13 Wahrscheinlichkeitstheorie
- 13.1 Zufallsexperimente
- 13.1.4 Wahrscheinlichkeitsverteilung; Rechenregeln für Wahrscheinlichkeiten
- Axiome der Wahrscheinlichkeitsrechnung
Eine erste mathematische Definition (häufig als klassische Definition bezeichnet) des Begriffs Wahrscheinlichkeit geht auf den französischen Mathematiker PIERRE SIMON DE LAPLACE (1749 bis 1827) zurück.
Er untersuchte vor allem solche Zufallsexperimente, bei denen es keinen Grund zu der Annahme gibt, dass die Chance für das Eintreten irgendeines seiner Ergebnisse größer ist als eines der anderen Ergebnisse.
Für diesen Fall definierte LAPLACE die Wahrscheinlichkeit eines Ereignisses A folgendermaßen:
Für den Aufbau einer umfassenden Wahrscheinlichkeitstheorie erweist sich ein solches Herangehen allerdings als zu eng. Heute wird die Wahrscheinlichkeit axiomatisch definiert.
Eine Funktion P, die jeder Teilmenge A einer endlichen
(Ergebnis-)Menge eine reelle Zahl zuordnet, heißt Wahrscheinlichkeitsverteilung (Wahrscheinlichkeitsfunktion oder auch Wahrscheinlichkeitsmaß), wenn sie folgenden drei Bedingungen genügt:
Hat man es mit einer Ergebnismenge zu tun, die nicht endlich ist, so muss das Axiom 3 folgendermaßen erweitert werden:
Diese axiomatische Definition geht auf den russischen Mathematiker ANDREJ NIKOLAJEWITSCH KOLMOGOROW (1903 bis 1987) zurück. Er veröffentlichte sie im Jahre 1933. Die sich darauf gründende Wahrscheinlichkeitstheorie ist daher noch ein sehr junger Zweig der Mathematik.
Für die praktische Handhabung dieser abstrakten axiomatischen Definition der Wahrscheinlichkeit ist es sinnvoll, sich folgende Interpretationen zu vergegenwärtigen:
Aufgrund der Interpretation 2 erwartet man, dass die durch das kolmogorowsche Axiomensystem definierte Wahrscheinlichkeitsverteilung P die gleichen grundlegenden Eigenschaften wie die relativen Häufigkeiten besitzt.
Dies trifft in der Tat zu, denn man kann die folgenden Rechenregeln für Wahrscheinlichkeiten aus dem kolmogorowschen Axiomensystem herleiten, was für die Güte dieses Axiomensystems spricht.
Auch in Situationen, in denen man die Wahrscheinlichkeiten weder durch lange Versuchsreihen noch durch logische Überlegungen bestimmen kann, werden neben qualitativen Bewertungen von Chancen wie „Höchstwahrscheinlich wird die Hofpause heute abgeklingelt“ oder „Es ist fast unmöglich, dass wir für dieses Projekt noch kurzfristig einen Sponsor finden werden“ ebenso quantitative, also zahlenmäßige Bewertungen vorgenommen. Jedoch tragen diese Bewertungen stark subjektiven Charakter. Man nennt sie deshalb subjektive Wahrscheinlichkeiten.
Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.
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