- Lexikon
- Mathematik Abitur
- 8 Differenzen- und Differenzialgleichungen
- 8.1 Differenzengleichungen
- 8.1.2 Lineare Differenzengleichungen 1.Ordnung mit konstanten Koeffizienten
- Anwendungen von Differenzengleichungen
Ein Konto hat einen Stand , der sich durch Zinsen und Einzahlungen bzw. Abhebungen mit der Zeit ändert; es gilt also . Der Verzinsungszeitraum sei . Die Zinsen werden jeweils am Jahresende auf dem Konto verbucht. Ebenfalls am Jahresende wird eine Rate r auf das Konto eingezahlt oder dem Konto entnommen . Weitere Buchungen gibt es auf dem Konto nicht.
Die Änderung des Kontostandes K kommt also durch die Rate r und durch die Zinsen bei einem Jahreszinssatz p zustande. Es gilt:
Der letzte Ausdruck ist eine lineare inhomogene Differenzengleichung 1. Ordnung der Form , wobei dem entspricht sowie gilt.
Der Kontostand nach dem i-ten Verzinsungszeitraum ergibt sich mit zu:
Am Anfang beträgt der Kontostand ,
woraus sich der Parameter c bestimmen lässt:
Die partikuläre Lösung lautet somit:
bzw.
Die erhaltene Gleichung bezeichnet man als nachschüssige Rentenformel.
Mit dem mathematisch beschriebenen Sachverhalt werden mehrere reale Vorgänge erfasst:
Die verschiedenen Fälle sind in der folgenden Abbildung für bestimmte Parameter gegenübergestellt.
Entwicklung der Kontostände bei verschiedenen Sparformen und bei einem Annuitätendarlehen
Für den Fall des Annuitätendarlehens ist die Berechnung des Kontostandes, der Zinsen und der Tilgung in nachstehender Tabelle aufgeführt.
In der Tabelle kann der Kontostand im i-ten Jahr ausgehend von nach der Differenzengleichung oder der nachschüssigen Rentenformel berechnet werden.
Die Zinsen am Ende des i-ten Jahres ergeben sich aus .
Die Kontostandsänderung ist die Summe der Zinsen und der Rate, kann aber auch als berechnet werden.
Befindet sich ein Körper mit der Temperatur T in einer Umgebung der Temperatur , so wird sich seine Temperatur in Richtung der Umgebungstemperatur so lange ändern, bis ein Temperaturausgleich erfolgt ist. Dabei wird in einer Zeiteinheit die Temperaturänderung umso größer sein, je größer der Unterschied der Temperaturen T und ist.
Es gilt , also auch
oder , wobei k ein auf das Zeitintervall bezogener Temperaturkoeffizient ist, der die Geschwindigkeit des Temperaturausgleichs charakterisiert.
Das newtonsche Abkühlungsgesetz entspricht der linearen homogenen Differenzengleichung .
Dem entspricht und es gilt und .
Da und damit vorausgesetzt werden kann, ist folgende Funktion Lösung der Differenzengleichung:
Ist zur Zeit die Temperatur des Körpers , so kann c bestimmt werden:
und damit
Sind k, und für einen Körper bekannt, so kann nach der erhaltenen Gleichung die Temperatur dieses Körpers zu allen Zeiten berechnet werden. Der umgekehrte Weg ist jedoch auch möglich und praktisch wichtig, um den Temperaturkoeffizienten k eines Körpers oder die Umgebungstemperatur zu bestimmen. Dazu muss eine Folge von Messwerten mit konstantem Zeitabstand zwischen den einzelnen Messungen vorliegen.
Ein Becherglas wird mit Leitungswasser gefüllt und in ein Wasser-Eis-Gemisch getaucht, in dem ein Magnetrührer arbeitet. Über einen Temperaturfühler wird im Abstand von die Temperatur aufgezeichnet. In einem solchen Experiment mit einem 50-ml-Becherglas, ergaben sich die in Tabelle 1 enthaltenen Messwerte. Tabelle 2 enthält die Werte für das .
Das bestätigt, dass die Messwerte einer linearen Differenzengleichung gehorchen. Für die Gerade durch die Messpunkte müssen nun Anstieg und Verschiebung berechnet werden, um die Parameter der Gleichung bestimmen zu können:
Anstieg (berechnet aus erstem und letztem Punkt in Tabelle 2):
, also
Verschiebung (berechnet aus dem erstem Punkt in Tab. 3):
, also
Als die an die Messpunkte angepasste Lösung der Differenzengleichung erhält man somit .
Die Abkühlkurve zeigt sowohl die Messdaten als auch die über die gefundene Differenzengleichung ermittelten Werte. Die kleinen Abweichungen sind durch Messfehler bedingt.
Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.
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