Walter Gropius

WALTER GROPIUS – Lehrer und Wegbereiter der modernen Industriearchitektur

Der am 18. Mai 1883 in Berlin geborene WALTER GROPIUS ist vor allem als Gründer und Leiter des Bauhauses in Weimar bekannt geworden.

Seine Schulung als Architekt erhielt er zunächst um 1903 an der Technischen Hochschule in München und nach ersten praktischen Erfahrungen in einem Berliner Architekturbüro an der Technischen Hochschule in Berlin-Charlottenburg.
1908 trat er in das Büro des Berliner Architekten und Designers PETER BEHRENS ein, der es für die Aufgabe des Architekten hielt, Industriebauten und Gegenstände des Alltags zu entwerfen und zu gestalten. So war GROPIUS auch für die Allgemeine Elektrizitäts-Gesellschaft (AEG) tätig.

1910 eröffnete Gropius ein eigenes Büro, für das er ADOLF MEYER als Mitarbeiter gewann. Gemeinsam mit ihm entwarf er das Firmengebäude des Fagus-Werkes in Alfeld an der Leine, das als eines der bedeutendsten Beispiele moderner Industriearchitektur in Europa gilt.

1915 heiratete GROPIUS ALMA MAHLER, die Witwe des Komponisten GUSTAV MAHLER und spätere Ehefrau des Dichters FRANZ WERFEL. Die Ehe wurde 1920 geschieden.

1918 wurde GROPIUS Direktor der Kunstgewerbeschule in Weimar. 1919 gründete er dort das Bauhaus, dessen Direktor er bis 1928 war. Nach seinem Rücktritt wirkte GROPIUS als Architekt in Berlin.

Infolge der Machtergreifung der Nationalsozialisten emigrierte GROPIUS 1934 nach London, wo er bis 1937 mit EDWIN MAXWELL FRY eine berufliche Partnerschaft einging, aus der unter anderen das Impington Village College bei Cambridge hervorging. 1937 bis 1952 lehrte GROPIUS an der Harvard University in Cambridge (Mass.). 1938 bis 1941 unterhielt er eine Bürogemeinschaft mit dem Architekten und Designer MARCEL BREUER, der auch an der Harvard University lehrte. Bis zu seinem Tod am 5. Juli 1969 lebte GROPIUS vornehmlich in Lincoln (Mass.), wo er 1938 auch sein eigenes Wohnhaus errichtet hatte.

WALTER GROPIUS – Gründer des Bauhaus

1918 hatte WALTER GROPIUS die Direktion der Weimarer Kunstgewerbeschule übernommen, die er im darauf folgenden Jahr durch Zusammenschluss mit der Hochschule für Bildende Kunst unter dem Namen „Bauhaus“ mit neuem Programm weiterführte und für die Kunst und Architektur der europäischen Avantgarde öffnete.
Als Mitarbeiter begannen unter GROPIUS zunächst JOHANNES ITTEN, LYONEL FEININGER, GERHARD MARCKS und ADOLF MEYER mit der Lehre und Ausbildung der Studierenden. Das Lehrerkollegium wurde bald erweitert und zunehmend international.

1920 wurde GEORG MUCHE Lehrer am Bauhaus, 1921 PAUL KLEE und im selben Jahr OSKAR SCHLEMMER, 1922 WASSILY KANDINSKY, 1923 LÁSZLÓ MOHOLY-NAGY. GROPIUS selbst entfaltete eine weithin beachtete Publikationstätigkeit und Öffentlichkeitsarbeit.

Das anfängliche Ziel der Ausbildung war orientiert an einer Zusammenführung der Künste und des Handwerks durch eine methodisch aufgebaute, auf Wahrnehmung und Gestaltung elementarer Formen gründende Ausbildung, wobei handwerklich-technisches Können als unerlässliche Grundlage des künstlerischen Schaffens galt. Einer Vorlehre, die eine Einführung in die künstlerischen Gestaltungsmittel war, folgten die erweiterte Formlehre und die eigentliche Mitarbeit in den Werkstätten.

Eingangsbereich des Bauhauses in Weimar;

Eingangsbereich des Bauhauses in Weimar;

Walter Gropius - Eingangsbereich des Bauhauses in Weimar

Die anfänglich vertretene These der Einheit von Kunst und Handwerk wurde durch die Einbeziehung der Technik erweitert und somit der Weg zur industriellen Formgebung geöffnet.

Es war im Wesentlichen GROPIUS’ Wirken, aufgrund dessen die Verlegung vom Handwerklichen auf die industrielle Fertigung und Formgebung erfolgte, um mit dieser zu einer rationelleren und funktionelleren Gestaltung und Bauweise zu gelangen.

Als das Bauhaus 1924 unter politischem Druck Weimar verlassen musste, nahm GROPIUS das Angebot des Bürgermeisters von Dessau an, die Schule dort in einem neuen Gebäude weiterzuführen. WALTER GROPIUS und ADOLF MEYER errichteten in Dessau 1925/26 neue Werkstätten-, Lehr- und Wohngebäude für die Hochschule für Gestaltung. Ihren frühen Bauten vergleichbar, brachten GROPIUS und ADOLF MEYER die Abteilungen Arbeit, Wohnen, Gemeinschaftsleben und Verwaltung in selbstständigen, auch äußerlich voneinander unterschiedenen Trakten unter, die aber im Grundriss miteinander verbunden waren.

1928 wurde HANNES MEYER GROPIUS’ Nachfolger als Leiter des Bauhauses, mit dem sich ein materialistischer, produktionsorientierter Funktionalismus durchsetzte. Als LUDWIG MIES VAN DER ROHE 1930 die Leitung des Bauhauses übernahm und bis zur Schließung der Schule durch die Nationalsozialisten 1933 inne hatte, wurde das Bauhaus vornehmlich zu einer Architektenschule mit Betonung handwerklicher und materialbezogener Qualität.

An der Internationalisierung des Architekturgeschehens, wie es für die späten 1920er-Jahre charakteristisch war, hatte das Bauhaus entscheidenden Anteil. So prägte man geradezu folgerichtig für die rationale, auf GROPIUS und MIES VAN DER ROHE zurückgehende Richtung der modernen Architektur die Bezeichnung „International Style“. In ihrer inhaltlichen Bestimmung blieb diese aber ähnlich unscharf wie der oft synonym gebrauchte Funktionalismus-Begriff. Gemeint ist damit in der Regel die Akzentuierung der praktischen, an den Erfordernissen der alltäglichen Nutzung eines Gebäudes orientierte Gestaltung.

Neue Wege der Industriearchitektur und Grundlagen für die Architektur des 20. Jahrhunderts

1911 bis 1914 wurde das Fagus-Werk in Alfeld an der Leine nach den Entwürfen von WALTER GROPIUS und ADOLF MEYER gebaut. GROPIUS, der bei PETER BEHRENS gelernt hatte, dass ein Architekt funktionale Bauten des Alltags zu gestalten habe und der mit der 1909 errichteten AEG-Turbinenhalle bereits einen der frühesten modernen Industriebauten entworfen hatte, beschritt hier gemeinsam mit seinem Büropartner ADOLF MEYER ganz neue Wege in der Industriearchitektur: Der dem Ablauf der Produktion folgende Grundriss spiegelt sich in einem Außenbau mit verglasten Fassaden wider. 1914 wurde nach GROPIUS’ Entwürfen die Fabrikanlage für die Deutsche Werkbundausstellung in Köln errichtet.

Pragmatisches und sozialverantwortliches Handeln, das GROPIUS bereits am Bauhaus propagierte, wurde zum Grundsatzprogramm der Architekturschule in Cambridge und des von GROPIUS gegründeten Architektenteams TAC (The Architects Collabortive). Es fand nach dem Zweiten Weltkrieg im Harvard Graduate Center (1948–1950) und im Beitrag für das Hansaviertel in Berlin (1955–1957, anlässlich der Interbau-Ausstellung 1957) seinen Niederschlag.

Zu GROPIUS’ Spätwerken gehören die US-Botschaft in Athen (1956–1916), das Pan Am Building in New York (1958–1963) und die Porzellanfabrik Rosenthal in Selb (1965–1967). Nach seinen Plänen wurde 1976–1979 postum in Berlin das Bauhaus-Archiv errichtet.

GROPIUS’ richtungsweisende Rolle für die Architektur des 20. Jahrhunderts findet auch Ausdruck in seinen Schriften „Idee und Aufbau des Staatlichen Bauhauses Weimar“ (1923), „Architektur. Wege zu einer optischen Kultur“ (1956) und „Die neue Architektur und das Bauhaus“ (1965).

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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