- Lexikon
- Kunst
- 2 Kunstgeschichte
- 2.3 Renaissance (Neuzeit)
- 2.3.1 Begriffsbestimmung
- Renaissance (1400–1620)
Zeitgleich mit dem Beginn der Renaissance durchlebte das Europa nördlich der Alpen die Spätgotik (bis um 1500). Abzugrenzen von dieser Definition sind:
Man darf unter dem Begriff Renaissance nicht lediglich die kulturelle Wiedergeburt der Antike verstehen. Denn die bildende Kunst dieser Epoche ahmte nicht einfach die wesentlichen Motive und Ausdrucksformen der Antike nach, sondern griff sie kritisch auf und entwickelte sie eigenständig weiter. Kunsthistorisch bedeutsam wurde die Malerei, welche viele spätere Kunstepochen- und Stile entscheidend prägte.
Die Renaissance war gekennzeichnet durch:
Entdeckung der Welt und des Raums | Befreiung des Individuums aus kirchlicher und höfischer mittelalterlicher Ordnung | Befreiung von den schematischen Bildsprachen des Mittelalters |
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große geographische Entdeckungen:
| Humanismus geistige Erneuerung (ERASMUS Reformation
Buchdruck | Mensch = Maß aller Dinge
Natur- Zentral- Tafelmalerei Wandmalerei Schloss- und Bürgerbauten Sakralbauten |
Allgemein wird zwischen
unterschieden.
GUIDO DI PIETRO (etwa 1400–1455) wurde wohl um 1387 in Vicchio di Mugello (Provinz Florenz) geboren. Früh schlug er die geistliche Laufbahn ein. Als Bruder des Klosters San Domenico in Fiesole nahm er den Namen FRA GIOVANNI DA FIESOLE an. In der Kunstgeschichte ist er jedoch unter dem Namen FRA ANGELICO bekannt nach seinem Beinamen BEATO ANGELICO. Er wurde 1982 selig gesprochen.
MASACCIO war der Begründer der Renaissancemalerei. Er wurde als TOMMASO DI SER GIOVANNI DI SIMONE CASSAI am 21. Dezember 1401 in San Giovanni Valdarno geboren. Sein berühmtestes Werk ist das „Trinitätsfresko“ in Santa Maria Novella (1424), das die Gesetze der Zentralperspektive anwendet. Zeitgenossen meinten, hier tatsächlich vor einer Nische innerhalb der Kirche zu stehen. MASACCIO starb, erst 27-jährig, um 1428 in Rom.
Das italienische Universalgenie LEON BATTISTA ALBERTI wurde am 14. Februar 1404 in Genua geboren. Er war nicht nur Kunst- und Architekturtheoretiker, sondern verfasste auch Komödien und Gedichte. Er war Mathematiker und Architekt. ALBERTI starb am 25. April 1472 in Rom.
Auf der Grundlage der Entdeckungen FILIPPO BRUNELLESCHIs (1377–1446) schuf MASACCIO (TOMMASO DI SER GIOVANNI DI SIMONE CASSAI, 1401–1428) mit der „Heiligen Dreifaltigkeit (Trinität)“ („Trinitätsfresko“) um 1427 ein erstes Fresko, das die Zentralperspektive in der Malerei anwendet.
Seit 1441 wurde der Gürzenich, eine städtische Festhalle im Zentrum von Köln, im spätgotischen Stil errichtet. Die Bauarbeiten waren 1447 abgeschlossen.
Der italienische Baumeister und Maler DONATO BRAMANTE wurde 1444 in Monte Asdrualdo im Appenin geboren. Sein symmetrischer und völlig harmonisch wirkender Rundtempel im Hof von San Pietro in Montorio versucht, die Vorstellungen des Renaissancearchitekten von einem idealen Bau zu verwirklichen:
Das Erdgeschoss zeigt eine runde Cella mit offenem Säulenportikus aus 16 Säulen. Darüber erhebt sich das Obergeschoss, in dem rechteckige Nische und Muschelnische symmetrisch alternieren. Der Bau wird durch eine Kuppel bekrönt.
Sein Landsmann Andrea Palladio (Andrea di Pietro, 1508–1580) sagte anerkennend über den Architekten: „Er war der erste, der gute Architektur ans Licht brachte“. BRAMANTE starb am 11. März 1514 in Rom.
Zu den frühesten Darstellungen einer bestimmten Landschaft gehört die Ansicht des Genfer Sees im Petrusaltar des KONRAD WITZ („Der wunderbare Fischzug“, 1444).
VEIT STOSS lebte im Übergang von der Gotik zur Renaissance in Deutschland. Er wurde um 1448 in Horb am Neckar geboren. In seinem Todesjahr wurde IWAN IV. („der Schreckliche“) russischer Zar und FRANCISCO PIZARRO eroberte das Inka-Reich. Der in Nürnberg und Krakau tätige STOSS zählt zu den facettenreichsten und kunstfertigsten Bildhauern der Zeit um 1500. Er arbeitete in Holz und Stein, war aber auch als Kupferstecher und Maler aktiv.
Das berühmteste Werk des Holzschnitzers ist der Krakauer Hochaltar für die Marienkirche, aber nicht weniger eindrucksvoll ist der „Englische Gruß“in der Nürnberger St. Lorenzkirche.
Von besonderer Ausdrucksraft ist der Marienaltar (1477–1489) in der Marienkirche von Krakau (heute Kraków, Polen), den STOSS schuf. Es ist mit 11 x 13 m der größte Schnitzaltar Europas. Die ca. 2,7 m großen Skulpturen wurden aus Lindenholz geschnitzt, die tragende Konstruktion ist aus Eichenholz gefertigt. Die Haupttafel des Retabel in Krakau beschreibt Tod und Himmelfahrt Marias. Im Zentrum des unteren Bildteils sinkt Maria sterbend in die Arme eines Apostels, darüber sind Himmelfahrt und Krönung Mariens in Begleitung des Hl. Adalbert dargestellt. Die Flügel beinhalten Szenen aus dem Leben Marias und Jesus’. VEIT STOSS starb am 22. September 1533 in Nürnberg.
Der holländische Maler HIERONYMUS BOSCH wurde ca. 1450 in ’s-Hertogenbosch geboren. Seine fast hermetischen Malereien geben bis heute Rätsel auf. Gewiss sind sie für eine einfache Deutung offen, doch kann man sie darauf nicht reduzieren, ohne dem Werk des Malers Unrecht zu tun. Im Werk von Bosch wird der obsessive Detailreichtum zur Darstellung von Charakterzügen des Menschen umgedeutet. Irdische Lebensfreude und Vergänglichkeitsdrastik kontrastieren in seinen Bildern auffallend.
Für den heutigen Betrachter scheint es sich eben um hermetische Werke zu handeln, deren Entschlüsselung kaum möglich ist. Fantasiewesen gesellen sich zu geradezu realen Gestalten, Monster und Mutationen scheinen der Hölle entstiegen, kontrastieren zu lichtdurchscheinenden engelsgleichen Wesen, der Mensch begegnet der Hölle und dem Himmel gleichzeitig: ein gemalter Albtraum. Diese Allegorien für Versuchungen, Todsünden und Höllenstrafen können ebenso als satirische Sittenbildmalerei verstanden werden.
Dieser Formenreichtum der Figuren und diese fantasiereiche Bildsprache gilt als Vorwegnahme des Surrealismus. Zu den Meisterwerken Bosch’s gehören
HIERONYMUS BOSCH wurde am 9. August 1516 in ’s-Hertogenbosch begraben.
LEONARDO DA VINCI, eines der Universalgenies der Renaissance, wurde am 15. April 1452 in Anchiano bei Vinci geboren. Er machte sich nicht nur als Maler einen Namen – wobei er allein schon durch die „Mona Lisa“ Unsterblichkeit erreicht hätte – sondern auch als Bildhauer, Architekt, Arzt und Ingenieur.
Er führte die damals noch streng verbotenen ersten Sektionen von Leichen durch, um hinter das Geheimnis des menschlichen Körpers zu kommen, und erfand Fluggeräte, von denen man heute weiß, dass sie durchaus flugfähig waren, sowie hölzerne, panzerähnliche Fahrzeuge. DA VINCI starb am 2. Mai 1519 auf Schloss Clos Lucé, Amboise.
TILMAN RIEMENSCHNEIDER gilt als bedeutendster spätgotischer Bildschnitzer in Mainfranken ab 1490. Er wurde um 1460 in Heiligenstadt in Thüringen geboren und starb am 7. Juli 1531 in Würzburg. Er belieferte das fränkische Gebiet mit einer Vielzahl von Figuren und Altären. RIEMENSCHNEIDER war in seinem Stil und der Auswahl seiner Themen beeinflusst vom holländischen Realismus.
Im Werk des Würzburger Künstlers zeigt sich das Bedürfnis, sakrale Würde durch persönliche, menschliche Nähe auszudrücken und die Heiligen in Beziehung zum menschlichen Alltag zu setzen. In seinen Bildwerken setzte sich RIEMENSCHNEIDER zum Ziel, das Leiden Christi bildhaft wiederzugeben. Mit großer innerer Anteilnahme widmete er sich seinen Hauptthemen: der Passion und der Beweinung Christi.
In seiner Wahlheimat Würzburg erlebte RIEMENSCHNEIDER den Deutschen Bauernkrieg von 1524–1525. Im Jahr des Ausbruchs des Krieges war der Holzschnitzer zugleich Bürgermeister von Würzburg. Offensichtlich mischte er sich mit den Bürgern seiner Stadt in die Bauernproteste ein, denn er wurde 1925 auf der Festung Marienberg für zwei Monate in Kerkerhaft genommen, gemeinsam mit anderen Ratsherren der Stadt. Zuvor aber wurden an einem einzigen Tag, am 4. Juni, 8000 Bauern von den Landsknechten des Truchsess’ von Waldburg getötet. Einige Kunsthistoriker und Literaten wollen in RIEMENSCHNEIDERS eindrucksvollem Spätwerk die Schreie der Getöteten hören bzw. sehen.
Der Maler und Grafiker ALBRECHT DÜRER wurde am 21. Mai 1471 in Nürnberg geboren. Er war der bedeutendste Vertreter der deutschen Renaissance. Er war Schüler des spätgotischen Malers und Holzschnitzers MICHAEL WOLGEMUT (1434–1519). In dessen Stil begann er zu malen. Auf Reisen nach Venedig lernte er die damals größten Renaissancemaler Italiens kennen. Seitdem beschäftigte ihn die Problematik der Perspektive. Er setzte sich mit kunsttheoretischen Methoden mit Malerei und Grafik auseinander. DÜRER führte das Aquarell als eigenständige Kunstform ein, er stach auch seine Kupferplatten selbst. DÜRER starb am 6. April 1528.
Der wohl neben DA VINCI bedeutendste Künstler der italienischen Hochrenaissance war MICHELANGELO BUONARROTI. Er war Bildhauer, Maler, Architekt und Dichter. MICHELANGELO wurde am 6. März 1475 in Caprese im Casentino nördlich von Arezzo geboren. In allen Künsten brachte er Bedeutsames hervor. Aus nur einer Marmorsäule schlug er das Ideal des Renaissancemenschen: den David von Florenz.
Die Decke sowie die Altarwand der Sixtinischen Kapelle freskierte er so kunstvoll, dass noch nachfolgende Generationen bis in die heutige Zeit darüber staunen. Die Kuppel der größten Kirche der Christenheit ist sein genialer Entwurf. Als Dichter war er weniger bekannt, doch schrieb er, heute fast zu Unrecht vergessene, gefühlvolle Hymnen und Lieder. Als Baumeister und Maler rühmte ihn GIORGIO VASARI (1511–1574) und er forderte die Künstler auf, in der Manier des großen Florentiners zu malen. Damit hatte er ein neues Zeitalter der Kunst eingeläutet: den Manierismus. MICHELANGELO starb am 18. Februar 1564 in Rom.
Finanziert von den Kaufleuten der Stadt Krakau (heute Kraków, Polen) schuf VEIT STOSS (um 1448–1533) von 1477 bis 1489 mit dem Marienaltar, dem Hochaltar für die dortige Marienkirche den größten geschnitzten Flügelaltar der deutschen Gotik.
Der Renaissancemaler TIZIAN (um 1477/1488–1576) wurde um 1477 (nach anderei Angaben um 1488) in Pieve di Cadore in Venetien geboren. Er hieß eigentlich TIZIANO VECELLIO und war der Hauptvertreter der venezianischen Schule und als solcher „Erster Maler Venedigs“.
Sein koloristischer Realismus ist an der holländischen Schule orientiert. Der sinnliche Farbeindruck seiner Bilder beeindruckte bis ins 19. Jahrhundert Maler, wie
TIZIAN gelingt es, durch Farbunterschiede und Lichteffekte die Oberflächen der Dinge plastisch erscheinen zu lassen, typisch ist die Kontrastierung von warmen und kalten Farben in seinen Werken. Er starb am 27. August 1576 in Venedig.
Der als „Madonnenmaler“ in die Kunstgeschichte eingegangene Renaissancemaler RAFFAEL wurde vermutlich am 6. April 1483 in Urbino geboren. Das genaue Geburtsdatum ist nicht überliefert. Den 6. April nennt GIORGIO VASARI (1511–1574) in seinen „Viten“. In den Quellen wird RAFFAEL nach seinem Geburtsort auch RAFFAEL DA URBINO bzw. nach seinem Vater RAFFAELLO SANTI oder RAFFAELLO SANZIO genannt. Er starb am 6. April 1520 in Rom. Zu seinen bedeutendsten Werken gehören das berühmte Madonnenbildniss „Die Sixtinische Madonna“ von 1513 (heute in der Galerie Alte Meister, Dresden) sowie sein Fresko „Die Schule von Athen“ von 1510/1511, das sich in den Stanzen des Vatikans, Rom, befindet.
Der Renaissancemaler CORREGGIO (1489/1494–1534) wurde als ANTONIO ALLEGRI wohl um 1489 (andere Quellen nennen den August 1494) in Correggio in der italienischen Provinz Reggio Emilia geboren. Aus Correggio stammten LUDOVICO ARIOSTO (1474–1533) und TORQUATO TASSO (1544–1595), zwei damals sehr berühmte Renaissanceschriftsteller. Den Letzteren, TASSO, wählte JOHANN WOLFGANG GOETHE (1749–1832) in einem Drama als Titelhelden. Berühmt sind die Tafelbilder des Malers CORREGGIO, die sich viele Barockmaler, u.a. GUIDO RENI (1575–1642), wegen ihrer Vertikalität und des faszinierenden Helldunkels zum Vorbild nahmen. CORREGGIO starb am 5. März 1534 in seiner Heimatstadt.
LEONARDO DA VINCI begann 1495 im Refektorium des Dominikanerklosters Santa Maria delle Grade, Mailand mit der Freskierung seines zentralperspektivisch angelegten Abendmahls (1495–1498). Er legte das Bild so an, dass es wie ein zweiter, erhöhter Raum im Speisesaal des Klosters erschien. Den Brüdern des Klosters musste es so erscheinen, als säßen die Jünger mit Jesus an der Spitze der Tafel. Der Abt saß, den Heiligen gegenüber, auf der anderen Seite des Raumes.
Der Begriff Design wurde erstmals von GIORGIO VASARI (1511–1574) im 16. Jahrhundert gebraucht als Disegno, was so viel wie Zeichnung oder Skizze, aber auch künstlerische Idee eines Werkes bedeutete. Das „Disegno interno“ beinhaltete das Konzept, das „Disegno esterno“ das vollendete Kunstwerk selbst. Aus der Verbindung von Naturwissenschaften und Kunst entwickelte sich das Design (Kunsthandwerk).
Einer der talentiertesten italienischen Maler war PARMIGIANINO. Er hieß eigentlich GIROLAMO FRANCESCO MAZZOLA und wurde am 11. Januar 1503 in Parma geboren. Sein Können bewies er mit dem Selbstporträt im konvexen Spiegel von 1524, das er auf einer hölzernen Halbkugel malte. Somit gab er ihm eine täuschende Echtheit. PARMIGIANINO starb am 24. August 1540 in Casalmaggiore bei Parma.
ANDREA PALLADIO war unbestritten der wohl bedeutendste Architekt der Renaissance. Er wurde als ANDREA DI PIETRO am 30. November 1508 in Padua geboren. Die Stadt, die einst so mächtig wie Venedig war, hatte im Geburtsjahr PALLADIOs ihre frühere Bedeutung bereits verloren. DONATELLO (Donato di Niccolò di Betto Bardi, um 1386–1466) Und ANDREA MANTEGNA (1431–1506) hatten zwar in ihren Mauern gewirkt, PALLADIO aber wurde fern seiner Heimatstadt, in Vicenza nahe Venedigs, zum Steinmetzen ausgebildet. Die Stadt, in der die berühmte Villa Capra La Rotonda (um 1567–1571 geplant und erbaut) errichtet wurde, blieb, wie das fast benachbarte Venedig seine Hauptwirkungsstätte. Beim Entwurf der Villa Rotonda hatte PALLADIO sich an den antiken römischen Rundtempeln orientiert. Somit schuf er einen Idealbau der italienischen Renaissance. PALLADIO starb am 19. August 1580 in Vicenza.
Der italienische Begründer der modernen Kunstgeschichtsschreibung GIORGIO VASARI wurde am 30. Juli 1511 in der italienischen Stadt Arezzo geboren. Er war der Biograf florentinischer Künstler, hatte jedoch selbst eine Malerlehre genossen und verdiente sich als Hofmaler der MEDICI seinen Unterhalt. Hier hatte er Kontakt zu bedeutenden Künstlern wie RAFFAEL (vermutl. 1483–1520), LEONARDO DA VINCI (1475–1564) oder MICHELANGELO (Michelangelo Buonarroti, 1475–1564).
Auf seinen Reisen durch Italien sammelte VASARI Informationen zum Leben und zu den Kunstwerken früherer und zeitgenössischer Künstler. Sein bedeutendstes kunsthistorisches Werk sind die „Le Vite de' più eccellenti architetti, pittori et scultori italiani“ („Viten“, erschienen 1550), in denen er in drei Bänden die Biografien von Architekten, Malern und Skulpteuren versammelte. Dieses Werk gilt als wichtigste Informationsquelle über die Künstler der italienischen Renaissance. VASARI starb am 27. Juni 1574 in Florenz.
Zwischen 1516 und 1518 entstand eines der Hauptwerke TIZIANs (Tiziano Vecellio, um 1488–1576), die sogenannte „Assunta“, die Himmelfahrt Mariens.
Der Mönch MARTIN LUTHER (1483–1546) veröffentlichte am 31.10.1517 in der anhaltinischen Stadt Wittenberg seine 95 Thesen gegen den Ablass und für die Reformation der Kirche. Dieses Datum gilt den Protestanten als Gründungstag ihres Glaubens. In der Folge dieses Papiers und der Predigten LUTHERs kam es zu zahlreichen Bilderstürmen in den Kirchen. Viele bedeutende Werke der Kunst gingen unwiederbringlich verloren.
Aber es wurde auch eine neue, protestantisch orientierte weltliche Kunst geschaffen, deren bedeutendster Vertreter LUTHERs Zeitgenosse LUCAS CRANACH DER ÄLTERE (1472–1553), war. Er illustrierte u.a. auch eine Bibelübersetzung seines Freundes LUTHER. CRANACHs Sohn, LUCAS CRANACH DER JÜNGERE (1515–1586), übernahm nach dem Tod des Vaters dessen Werkstatt und entwickelte die protestantische Kunst seines Vaters weiter.
Manierismus (Maniera = soviel wie Eigenart) als erste gesamteuropäische Kunstbewegung meint die Werke, die – nach GIORGIO VASARI (1511–1574) – in der „Maniera di Michelangelo“ entstanden, also den Spätstil MICHELANGELOs (Michelangelo Buonarroti, 1475–1564) nachzuahmen trachteten. Es war für Jahrhunderte die letzte stilbildende Epoche, die aus Italien kam. Manierismus umfasst die Zeit etwa zwischen 1520 und 1600, die durch Reformation und Gegenreformation gekennzeichnet ist.
Der von MICHELANGELO beeinflusste IL ROSSO FIORENTINO (d.i. GIOVANNI BATTISTA DI IACOPO, 1494–1540) ging als Hofmaler nach Paris und begründete dort die Schule von Fontainebleau (École de Fontainebleau). In Frankreich wird so der Manierismus genannt. In der Zeit des Manierismus baute man nördlich der Alpen nicht mehr Burgen, sondern Schlösser.
König FRANZ I. (1515–1547) von Frankreich, ließ das Schloss Fontainbleu von den Italienern ausschmücken. Nach ihm nennt man den neuen Stil auch „François-premier-Stil“ (François I.-Stil). Neben FIORENTINO wirkte der Stuckateur und Architekt FRANCESCO PRIMATICCIO (1504–1570) in Fontainbleu stilbildend. De facto war die Schule von Fontainebleau eine Mischform aus italienischem Manierismus und Elementen der Spätgotik, vor allem in der Malerei, Bildhauerei und Innenarchitektur. Erstmals taucht das sogenannte Rollwerk auf.
Diesem Stil folgte der Henri-deux-Stil, benannt nach König HEINRICH II. (1547–1559) und seinen Nachfolgern. Zwischen 1590 und 1620 zeigten sich in der zweiten Schule von Fontainebleau flämische Einflüsse (TOUSSAINT DUBREUIL, um 1561–1602 u.a.). Das Werk der Radierer, Zeichner und Kupferstecher JACQUES CALLOT (1592–1635) und JACQUES BELLANGE (gest. 1616) wurde durch diese Strömung beeinflusst.
In England herrschten spätgotische bzw. neugotische Kunstformen vor, die nach den Regenten bzw. Herrscherhäusern
In Portugal begann sich ein eigenständiger manieristischer Stil durchzusetzen, der nach MANUEL I. (DEM GLÜCKLICHEN, 1495–1521) Manuelismus bzw. Manuelinische Renaissance genannt wird.
Der Manierismus in Deutschland entstand in Auseinandersetzung mit dem Spätrenaissancestil in Italien sowie der Spätgotik in Deutschland. Zu Zentren der Spätrenaissance (Manierismus) wurden Ende des 16. Jahrhunderts Süddeutschland und Österreich. In Norddeutschland setzte sich ein von den Niederlanden beeinflusster Stil durch.
Im Jahre 1550 veröffentlichte VASARI (1511–1574) mit seinem Buch „Le Vite de' più eccellenti architetti, pittori et scultori italiani, da Cimabue insino a' tempi nostri.“ („Die Lebensgeschichten der hervorragendsten italienischen Architekten, Maler und Bildhauer, von CIMABUE bis in unsere Zeit“) erstmals ein Werk, welches Geschichte und Kunst verbindet und versucht deren Entwicklung darzustellen. Achtzehn Jahre später brachte VASARI sein Werk in einer überarbeiteten Version erneut heraus. Heute gilt die schlicht „Viten“ genannte Sammlung von Künstlerbiografien als wichtigste Informationsquelle über die Künstler der italienischen Renaissance.
Der Barock-Begriff wurde wohl erstmals 1563 von GARCIA DA ORTA (um 1499–1568) gebraucht und ist wahrscheinlich aus der portugiesischen Juwelierbezeichnung für eine schiefe, unregelmäßig gewachsene Perle (barucca/barroco) abgeleitet.
Die Kirche „Il Gesù“, errichtet 1568–1584 in Rom (Vignola, Della Porta), wurde zum Vorbild der meisten Barockkirchen bis ins 18. Jahrhundert.
1570 veröffentlichte ANDREA PALLADIO (1508–1580) „Il quattro libri dell’ architectura“.
Der frühbarocke italienische Maler MICHELANGELO MERISI DA CARAVAGGIO (1571–1610) war ein Meister der Hell-Dunkel-Malerei. Er wurde am 28. September 1571 in Caravaggio (bei Bergamo) geboren. 1590/1591 kam er nach Rom und erhielt in den darauf folgenden Jahren dort zahlreiche Aufträge für Gemälde zur Ausstattung von Kirchen und Kapellen.
Seine realistische Malerei verblüffte seine Zeitgenossen. Als „Maler der Schmutzigen Füße“ bezeichneten sie ihn, weil er einem Gläubigen auf dem Bild „Rosenkranzmadonna“ schmutzige Fußsohlen gemalt hatte. Seine Modelle holte sich CARAVAGGIO von der Straße: Es waren vorwiegend weibliche oder männliche Prostituierte.
Aufgrund seines von den Zeitgenossen als labil und streitsüchtig beschriebenen Charakters wurde CARAVAGGIO in viele kriminelle Handlungen und Strafprozesse verwickelt, die ihn schließlich zur Flucht aus Rom zwangen.
Seine späteren Gemälde entstanden in Neapel, auf Sizilien und Malta. Mit den in nur wenigen Jahren geschaffenen Gemälden biblischer Szenen, die in distanzloser Nahsicht in das zeitgenössische Milieu verlegt sind und vor einer drastischen Darstellung nicht zurückschrecken, begründete CARAVAGGIO eine neue Tradition europäischer religiöser Malerei. CARAVAGGIO starb am 18. Juli 1610 in Porto Ercole.
AMBROSIUS BOSSCHAERT DER ÄLTERE (1573–1621) war ein berühmter Stilllebenmaler des niederländischen Barock. Er wurde am 18. November 1573 in Antwerpen geboren und starb 1621 in Den Haag.
Der Maler und Radierer des italienischen Barocks, GUIDO RENI, wurde am 4. November 1575 in Bologna geboren. Er war so talentiert, dass er schon mit 13 Jahren zum Gehilfen seines Lehrers und Meisters, des flämischen Malers DENYS CALVAERT (um 1540–1619), avancierte. Nach Aufenthalten in Ravenna (1620), Neapel (1622) und Rom (1627) kehrte er in seine Heimatstadt zurück. Er ist der wohl prominenteste Vertreter der sogenannten Bologneser Schule, die seit dem 14. Jahrhundert eine anerkannt internationale Richtung in der italienischen Malerei repräsentierte. RENI starb am 18. August 1642.
Der niederländische Barockmaler PETER PAUL RUBENS wurde am 28. Juni 1577 in Siegen geboren. Er ist einer der bedeutendsten Maler der flämischen Malschule. Die zahlreichen Aufträge zu erfüllen, zwang RUBENS, eine große und sehr gut organisierte Werkstatt zu gründen, die als die wohl größte Künstlerwerkstatt des Barock gilt. In dieser Antwerpener Werkstatt, die einer durchorganisierten Manufaktur glich, beschäftigte RUBENS viele Gehilfen und Schüler. Aus ihr gingen so bedeutende Künstler wie ANTHONIS VAN DYCK (1599–1641) und JACOB JORDAENS (1593–1678) hervor.
RUBENS Schaffen weist sowohl in seinen Themen als auch der Maltechnik eine enorme Spannweite auf. Diese reicht von relativ intimen Familienbildnissen, von Porträts und Landschaften über monumentale Altarbilder bis zu profanen und mythologischen Szenen. RUBENS ist am 30. Mai 1640 in Antwerpen gestorben.
Einer der bedeutendsten niederländischen Porträtmaler war FRANS HALS (1580/1585–1660). Er wurde zwischen 1580 und 1585 in Antwerpen geboren. Er malte vor allem Genrebilder und Porträts. HALS und REMBRANDT VAN RIJN (1606–1669) schufen schlichte, psychologisch ausdrucksvolle Porträts, besonders in ihren Gruppen- und Selbstporträts. Indem sie die Würdeform des Herrscherbildnisses in die privaten Porträts übernahmen, stellten sie den persönlichen Erfolg der Dargestellten selbstbewusst zur Schau. HALS starb am 26. August 1666 in Haarlem.
Der italienische Baumeister und Maler PIETRO DA CORTONA (1596–1669) wurde am 1. November 1596 in Cortona geboren. Mit GIOVANNI LORENZO BERNINI (1598–1680) gehörte er zu den begabtesten Architekten seiner Zeit. Seine erste große Aufgabe waren Entwurf und Bau von Santi Luca e Martina als erstem einheitlich konzipiertem Sakralbau des Hochbarocks. Er starb am 16. Mai 1669 in Rom.
NICOLAS POUSSIN wurde am 15. Juni 1596 in Villers-enVexin in Frankreich geboren. Nach einer künstlerischen Ausbildung in Paris reiste NICOLAS POUSSIN 1624 über Venedig nach Rom, wo er vor allem die Werke RAFFAELs (1483–1520) und der Antike studierte. Die Jahre 1640 bis 1642 verbrachte POUSSIN wieder in Paris, bevor er sich anschließend endgültig in Rom niederließ, wo er Gemälde historischen, mythologischen und biblischen Inhalts gestaltete.
Bedeutend für die Kunstgeschichte wurde er vor allem durch seine „Heroischen Landschaften“ – Bilder, in denen antikisierende Figuren in idyllischen Landschaftsschilderungen in zumeist der antiken Mythologie entlehntem Geschehen wiedergegeben sind. POUSSIN starb am 19. November 1665 in Rom.
Der unbestrittene Meister des italienischen Barocks war GIOVANNI LORENZO BERNINI. Er wurde am 7. Dezember 1598 in Neapel geboren. Anfangs machte er sich einen Namen mit kunstvoll geschwungenen marmornen Figurengruppen, später stieg er zum Nachfolger CARLO MADERNOs (1556–1629) als Baumeister des Petersplatzes auf. Damit meißelte er seine geniale Handschrift in das Gesicht der ewigen Stadt ein.
Er zeichnete von nun an verantwortlich für den gesamten Bezirk von St. Peter, zu der die Gestaltung des Petersplatzes mit den Kolonnaden ebenso gehörte, wie die Innenausstattung des Petersdomes mit der Vierung und den Kuppelpfeilerstatuen, von denen BERNINI den Heiligen Longinus schuf. Der Petersdom wurde zu seiner Lebensaufgabe. Bis zu seinem Tode 1680 konnte BERNINI in Konkurrenz mit nur wenigen anderen überragenden Bildhauern und Architekten das künstlerische Gesicht der Stadt Rom maßgeblich mitbestimmen.
Mit einem großen Mitarbeiterstab agierte er wie ein Großunternehmer, um die zahlreichen Aufträge für Paläste, Kirchen, Brunnenanlagen und festliche Innendekorationen bewältigen zu können. Seine Ideen wirkten in die katholischen Länder weit über die Grenzen Italiens hinaus. Der geniale Baumeister und Skulpteur starb am 28. November 1680 in Rom.
Der geniale spanische Maler DIEGO VELÁZQUEZ wurde am
6. Juni 1599 in Sevilla geboren. VELÁZQUEZ erlernte die Malerei im Atelier seines späteren Schwiegervaters, dem Maler FRANCISCO PACHECO (getauft 1564, gest. 1654). Er begann seine künstlerische Laufbahn mit Genreszenen, bevor er 1623 an den spanischen Hof berufen und 1643 zum Hofmaler ernannt wurde. Er schuf zahlreiche Porträts der spanischen Königsfamilie, darunter das berühmte Gruppenbildnis „Las Meninas“ (1656). Bereits 1635 hatte er das die spanische Geschichte dokumentierende Ereignisbild „Die Übergabe von Breda“ für den Salón de los Reinos in dem östlich von Madrid ausgebauten Schloss Buen Retiro gestaltet. Die meisten seiner Gemälde befinden sich heute in Madrid im Museo del Prado. VELÁZQUEZ starb am 7. August 1660 in Madrid.
ANTHONIS VAN DYCK ist neben PETER PAUL RUBENS (1577–1640) der bedeutendste Maler des flämischen Barock. Er war gerade 19 Jahre alt, als er Meister wurde und eine eigene Werkstatt gründete. Er wurde am 22. März 1599 in Antwerpen geboren. Seit 1632 arbeitete und lebte er in London als Hofmaler. VAN DYCK malte Porträts, allegorische Landschaften und religiöse Szenen. Die Porträtkunst zur Zeit des Barock forderte pathetische Haltung, prunkvolle Gewänder und pompöse Draperien in den Darstellungen. Diesem Bedürfnis kam der Künstler auf geniale Weise entgegen. VAN DYCK starb am 9. Dezember 1641 in London.
Mit den Gemälden „Die Berufung des heiligen Matthäus“ (1599–1600) und „Das Martyrium des heiligen Matthäus“ (1599–1600) begründete MICHELANGELO CARAVAGGIO (1571–1610) um 1599/1600 die sogenannte Hell-Dunkel-Malerei, auch Chiaroscuro genannt. Damit war CARAVAGGIO Vorbild für eine Generation von Malern, die als „Caravaggisten“ in die Kunstgeschichte eingingen.
Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.
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