Institutionalisierung der Alltags- und Produktästhetik
In der Architektur und im Alltagsdesign gab es durchaus Aspekte, die in die neuen Richtlinien passten und unter anderem Namen übernommen wurden. Ebenso wurden auch avantgardistische Kunstrichtungen und -bewegungen konsequent elimeniert wurden. So verschwand das moderne Material Stahl vollständig aus dem Bereich des Baus und der Alltagsästhetik, da es der Rüstungsindustrie vorbehalten war. Dafür gab es wieder vorrangig Holz und Stein.
Die Institutionalisierung der Alltags- und Produktästhetik in Ämtern, wie „Schönheit der Arbeit“ oder „ Reichsheimstättenamt“ hatte das Ziel der Schaffung einer Einheitskultur durch Gleichschaltung aller Künstler.
Ablehnung der künstlerischen Moderne
Die Schließung des Bauhauses war vor allem ein politischer Akt. Trotz Ablehnung der künstlerischen Moderne wurden einige prinzipielle gestalterische Richtlinien, z.B. Einfachheit und Klarheit der Formen, Verwendung billiger Materialien (Sperrholz, Bakelit) und preiswerte Massenproduktion übernommen. Die Vereinnahmung vieler Ziele sozialer Reformbewegungen mögen auch einige Mitglieder des Deutschen Werkbundes dazu bewogen haben, sich im „Kampfbund für deutsche Kultur“ oder im Amt „Schönheit der Arbeit“ zu organisieren.
Politik der Vereinnahmung
Ein prägnantes Beispiel für die Politik der Vereinnahmung ist der Volkswagen. Ideologisch als Belohnung für entbehrungsreiche Arbeitsjahre propagiert, sollte er ein preiswertes Massenprodukt für die Bevölkerung werden. Aber die Idee ist keinesfalls ein Geniestreich der Nationalsozialisten, sondern wurde schon viel früher geboren.
FERDINAND PORSCHE (1875–1951) arbeitete schon seit den 1920er-Jahren an der Entwicklung eines Kleinwagens. Erst als die privaten Investoren wegen des zu hohen Verkaufsrisikos vor der Produktion zurückschreckten, wandte er sich an die Regierung. Die Stromlinienform wurde zur Bioform und damit rassisch und technologisch als mustergültig deklariert.