Peter Paul Rubens

Stationen des Künstlers

PETER PAUL RUBENS wurde am 28.6.1577 in Siegen geboren. Er war der Sohn eines aus dem belgischen Antwerpen stammenden Juristen, der 1568 wegen seines protestantischen Glaubensbekenntnisses nach Deutschland geflohen war und sich 1570 in Siegen mit seiner Familie niedergelassen hatte. 1578 übersiedelte die Familie nach Köln. Nach dem Tod des Vaters (1587) zog die Mutter mit ihren Kindern, die alle inzwischen zum katholischen Glauben übergetreten waren, zurück nach Antwerpen.

RUBENS besuchte in Antwerpen zunächst die Lateinschule und zu dieser Zeit reifte sein Entschluss, Maler zu werden. Seine Lehrer in der Malerei waren der Landschaftsmaler TOBIAS VERHAECHT und ADAM VAN NOORT sowie der in Rom geschulte Romanist OTTO VAN VEEN.

1598 bereits trat RUBENS in die Antwerpener Lukasgilde ein.
1600 reiste er nach Italien und trat in die Dienste des Herzogs VINCENZO GONZAGA in Mantua. Der Hof in Mantua pflegte seit dem 15. Jahrhundert ein außergewöhnliches Mäzenatentum in der Förderung der Künste und Künstler. ANDREA MANTEGNA, GIOVANNI BELLINI, TIZIAN, CORREGGIO und TINTORETTO schufen hier viele ihrer bedeutenden Werke.

Die Gönnerschaft VINCENZOs ermöglichte dem jungen RUBENS zunächst auch Aufenthalte in anderen italienischen Städten, damit er die antiken und zeitgenössischen Meisterwerke studieren konnte. So kam RUBENS 1601 nach Rom, wo er sich mit den Werken MICHELANGELOs und RAFFEALs auseinander setzte. Und hier in Rom erhielt er bereits 1602 seinen ersten öffentlichen Auftrag: drei Altarbilder für die Kirche Santa Croce in Gerusalemme.

1603 wurde RUBENS von VINCENZO GONZAGA in offizieller Mission nach Spanien gesandt, um Geschenke und Bilder an den Hof PHILIPPS III. zu bringen.
1605/06 kehrte RUBENS nach Italien zurück und schuf in Genua zahlreiche Porträts von Mitgliedern der führenden Schicht der Stadt und führte Aufträge aus Kirche und Adel aus.

1608 brach der Künstler angesichts des schlechten Gesundheitszustands seiner Mutter überstürzt nach Antwerpen auf, erreichte die Stadt jedoch nicht mehr vor dem Tod seiner Mutter. In Antwerpen wurde er 1609 zum Hofmaler des spanischen Statthalterpaares ALBERT und ISABELLA ernannt und mit einem hohen Jahresgehalt ausgestattet.

Zahlreiche Aufträge mit religiösen und weltlichen Themen seitens des Hofes, der kirchlichen Orden und des städtischen Patriziats in Antwerpen und Brüssel stärkten nun seine Position als erster Künstler des Landes sowie als „Malerfürst“ in Europa. Er erhielt Aufträge vom Königshof in Frankreich ebenso vom Prince of Wales, von den Wittelsbacher Kurfürsten in München und Düsseldorf, von Genueser Bankiers sowie spanischen Granden.

Im Oktober 1609 heiratete er ISABELLA BRANT, die Tochter des Antwerpener Stadtsekretärs und bezog im Folgejahr ein prächtiges Wohnhaus in Antwerpen. Von dem privaten Glück wie von dem Selbstbewusstsein des Malers, der es zu hohen Staatsämtern und großem Wohlstand gebracht hat, zeugt das „Selbstbildnis mit ISABELLA BRANT in der Geißblattlaube“ (1609/10).

Peter Paul Rubens - Die Geißblattlaube

In kostbarer Kleidung präsentiert sich der Maler mit seiner Frau in einer Geißblattlaube, einem Symbol der treuen Liebe. Nach dem Tod seiner Frau (1626) heiratete RUBENS 1630 die 16-jährige, aus vermögendem Bürgerhaus stammende, HELENE FOURMENT. Er porträtierte sie um 1638 in dem „Das Pelzchen“ genannten Gemälde.

Peter Paul Rubens - Das Pelzchen

Durch diese Heirat und vor allem auch durch seine zahlreichen Auftragsarbeiten vermögend geworden, konnte sich RUBENS in Antwerpen den Kauf von sechs Häusern und des schlossartigen, zwischen Antwerpen und Mecheln gelegenen Landsitzes „Het Steen“ leisten.

1640 starb RUBENS und wurde in einer Kapelle der Antwerpener Jakobskirche beigesetzt. Sein von ihm ab 1615 bewohntes Palais in Antwerpen wurde zum Museum umgestaltet.

Die größte Künstlerwerkstatt des Barock

Die zahlreichen Aufträge zu erfüllen, zwangen RUBENS eine große und sehr gut organisierte Werkstatt zu gründen, die als die wohl größte Künstlerwerkstatt des Barock gilt. In dieser Antwerpener Werkstatt, die einer durchorganisierten Manufaktur glich, beschäftigte RUBENS viele Gehilfen und Schüler.

Aus ihr gingen so bedeutende Künstler wie ANTHONIS VAN DYCK und JACOB JORDAENS hervor. Viele andere selbstständige Meister (FRANS SNIJDERS, JAN WILDENS) waren in den Bildern des Künstlers für bestimmte Details zuständig. Sie waren jeweils spezialisiert für Tierdarstellungen, Stillleben oder Landschaften. Durch Nachstiche seiner Werke entfaltete RUBENS seine Wirkung über ganz Europa.

Der Medici-Zyklus – Malerei und diplomatische Mission

Für die Ausstattung des Palais du Luxembourg unter MARIA VON MEDICI, der Witwe des französischen Königs HEINRICH IV., unternahm Rubens ab 1621 sechs Reisen nach Paris, die zugleich auch diplomatischen Missionen dienten.

Seit 1622 arbeitete Rubens im Auftrag von MARIA VON MEDICI an einem 21-teiligen Gemäldezyklus, der Ereignisse aus dem Leben der Auftraggeberin und ihres verstorbenen Mannes schildert und als Höhepunkt einer politisch-historisch allegorischen Darstellung gilt.

Der Zyklus war für zwei Galerien des neuen Stadtpalais' vorgesehen, nach drei Jahren war der erste Teil von RUBENS und seiner Werkstatt vollendet und konnte bei einer feierlichen Eröffnung der Galerie 1625 präsentiert werden.

Nachdem das Palais 1802 Sitz des Senats wurde, überführte man die Gemälde 1815 in den Louvre, wo sie auch heute noch zu sehen sind.

Der Gemäldezyklus beginnt mit der mythologischen Darstellung der drei Parzen, die an dem Schicksalsfaden der Königin spinnen.

Peter Paul Rubens - Ankunft Maria de' Medicis in Marseille

Es folgen Darstellungen der Geburt der zukünftigen Königin, ihrer Erziehung, ihrer Vermählung in Florenz, ihrer Ankunft in Marseille, der Geburt Ludwigs XIII., der Krönung der Königin sowie aus den Zeiten ihrer Regentschaft.

Peter Paul Rubens - Krönung Maria de' Medicis

Der zweite Teil wurde nicht mehr ausgeführt, da die Königin 1631 endgültig aus Paris verbannt wurde und ihre letzten Lebensjahre in Brüssel, London und Köln verbrachte.

Parallel zu dieser Arbeit an dem Medici-Zyklus verfolge RUBENS eine diplomatische Mission in Europa. Nachdem er 1624 durch den spanischen Landesherrn in den Adelsstand erhoben worden war, nutzte man sein Verhandlungsgeschick und sandte ihn nach Madrid und London, damit er sich um einen Friedensschluss zwischen Spanien und England bemühe.

Peter Paul Rubens - Isabella (1566-1633), Regent of the Low Countries

RUBENS – ein Meister aller Gattungen und der Farbe

RUBENS Schaffen weist sowohl in seinen Themen als auch der Maltechnik eine enorme Spannweite auf. Diese reicht von relativ intimen Familienbildnissen, von Porträts und Landschaften zu monumentalen Altarbildern („Kreuzabnahme“, Triptychon) bis zu profanen und mythologischen Szenen („Raub der Töchter des Leukippos“).

Peter Paul Rubens - Kreuzaufrichtung, Triptychon

Erst WILHELM HEINSE (1746–1803, Bibliothekar und Hofrat am erzbischöfischen kurmainzischen Hof in Aschaffenburg, Schriftsteller und Kunsttheoretiker) erkannte, dass RUBENS Gemälde „Raub der Töchter des Leukippos“ eine Geschichte des antiken griechischen Dichters THEOKRIT zugrunde liegt. In der Überlieferung heißt es, dass die Dioskuren Kastor und Pollux die Königstöchter Phöbe und Hilaeira, die ihr Vater Leukippos anderen Männern versprochen hatte, während der Hochzeitsfeierlichkeiten entführten.

Peter Paul Rubens - Der Raub der Töchter des Leukippos

Das leuchtende Zentrum der Komposition, die ein pathetisch in sich kreisendes Geschehen zeigt, bilden zwei nackte, füllige Frauenleiber. Dass diese beiden Figuren zwei ergänzende Ansichten ein und des selben Körpers sind – ein Motiv, das von TIZIAN vorgeprägt war – , unterstreicht die schwesterliche Zusammengehörigkeit der Prinzessinnen. Zugleich zeigt aber RUBENS auch die unterschiedliche Reaktion der Entführten auf den gewaltsamen Zugriff: Vehementes Zurückscheuen steht neben aufkeimender Zuneigung.

Die acht Gestalten des Bildes bilden eine spannungsvolle, dynamische Gesamtkonfiguration, die am unteren Bildrand dort verankert ist, wo sich – genau in der Mitte des Bildes – die Füße eines Mädchens und eines Mannes berühren.

Die Deutung des Bildes ist bis heute umstritten. Ist es als Hochzeitsallegorie gedacht? Handelt es von der Vergöttlichung der Königstöchter? Oder ist es eine politische Anspielung, die die Entrückung der südlichen und nördlichen Niederlande in glücklichere Gefilde meint?

RUBENS besonderes Interesse galt immer auch der Farbgestaltung, dem Kolorismus. So basierte seine Farbgebung zumeist auf der Trias der Grundfarben Rot, Gelb und Blau. Auch das Inkarnat, die Fleischfarbe, setzte er aus einer Mischung dieser drei Farbtöne zusammen. Bei Heiligendarstellungen wurde diese FARBTRIAS mit einem Weißton aufgehellt, so zum Beispiel in „Beweinung Christi“ (um 1612).

Peter Paul Rubens - Die Beweinung Christi

Je „irdischer“ die Themen waren, umso mehr Braun wurde beigemischt, wie in „Eberjagd“ (1615/16). RUBENS ging damit neben dem spanischen Künstler DIEGO VELÁZQUEZ als bedeutendster Kolorist in die Kunstgeschichte ein.

Peter Paul Rubens - Eberjagd

RUBENS erarbeitete auch ein Architekturbuch über genuesische Paläste und lieferte kunstvolle Illustrationen und Vorlagen für fürstliche Triumphzüge.
In seinen Gemälden verbinden sich realistische Züge mit der sinnlich-lebendigen Schilderung von Pathos und Bewegtheit, eine tief greifende Farb- und Lichtregie steigert die Aussagekraft der Bilder. Die Traditionen der klassischen Malerei fasste er in bis dahin unvorstellbarer Synthese zusammen und durchsetzte sie mit der virtuosen Dynamisierung des Barock.

Aus seiner Werkstatt gingen etwa 3000 Gemälde hervor, von denen etwa 600 von ihm selbst gemalt oder überarbeitet worden sind. Auch seine Rötel-, Feder-, Kreide- oder Tuschzeichnungen und Ölskizzen zeugen von spontaner, dynamischer Ausdruckskraft.

Peter Paul Rubens - Gesatteltes Pferd

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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