Im Bereich der Computertechnik versteht man unter Multimedia die Verknüpfung und gleichzeitige Präsentation von mindestens zwei, zumeist aber diversen computergestützten und häufig interaktiven Medien wie
Damit ist klar, dass es sich bei Multimedia nicht um eine grundlegend neue Technik handelt, sondern dass an sich nur bereits (und z.T. schon sehr lange) existierende Medien miteinander verknüpft werden.
Über Multimedia verknüpfte Medien
1450 | Buchdruck (JOHANNES GUTENBERG) |
1829 | Fotografie |
1897 | drahtloser Telegraf |
1950 | Tonbandgerät |
1954 | Fernsehen |
1971 | Satelliten-Fernsehen |
1981 | Personal Computer |
1990 | digitaler Mobilfunk |
Multimedia-Anwendungen lassen sich vom Nutzer per Maus und Tastatur aktiv steuern. Voraussetzung für die Nutzung solcher Anwendungen ist ein sogenannter Multimedia-(fähiger) PC mit hoher Speicherkapazität, der sowohl Ton und Bild (über Sound- und Grafikkarte) als auch Videos (CD-ROM- oder DVD-Laufwerk, MPEG-Decoder) wiedergeben kann, internetfähig (Modem oder ISDN-Karte) und mit den entsprechenden Ein- und Ausgabegeräten kombiniert ist.
Mit einem solchen Multimedia-PC werden Empfang, Erstellung, Bearbeitung, Speicherung und Versand von sogenannten Hypermedien möglich. Der Begriff „Hypermedia“ bedeutet dabei soviel wie „Übermedium“ und steht für elektronische Hypertext-Dokumente, die zum einen Hyperlinks (Querverweise) zu themenverwandten Dokumenten oder Informationen enthalten und zum anderen neben dem Hypertext auch Grafiken, Fotos und/oder andere Informationsmedien.
Hypermedien sind also die Kombination von Hypertext und Multimedia, z.B. Web-Seiten, die neben Text auch akustische und visuelle Elemente enthalten und durch Hyperlinks zu anderen Web-Seiten eine gewisse Interaktivität ermöglichen.
Die Verknüpfung von Hypertext-Dokumenten wird auch als Hypertext-System bezeichnet, die Verknüpfung von Hypermedien entsprechend als Hypermedia-System. Viele Informationssysteme und nicht zuletzt das Internet selbst beruhen letztendlich auf Hypermediasystemen.
Die Kombination von Hard- und Software, mittels derer multimediale Informationen empfangen, gespeichert, bearbeitet und präsentiert werden können, bildet das sogenannte Multimedia-System. Multimediasysteme sind heute preislich erschwinglich geworden und insbesondere im Internetbereich und im Bereich der Bürokommunikation zu finden.
Ein multimediafähiger Computer allein ist natürlich noch kein Multimedia-System. Neben diesen reinen Dienstleistungs-Terminals braucht es noch eine entsprechende Infrastruktur. Dazu gehören insbesondere Netzwerke, die eine weltumspannende und schnelle Datenübertragung ermöglichen, Hard- und Software-Konfigurationen zur Speicherung, Verarbeitung und Verteilung der Daten, außerdem Dienste zur Verwaltung der Infrastruktur, Informationsdienste usw. Eine komplexe Multimedia-Anwendung verbindet also immer unterschiedliche Teilmärkte.
Durch Multimedia wachsen bisher unabhängige Wirtschaftszweige zusammen, z.B. Computerindustrie und Hersteller von Unterhaltungselektronik. Die Anwendungsmöglichkeiten für multimediale Systeme sind äußerst vielfältig und lassen sich für zwei Märkte mit allerdings oft fließenden Grenzen differenzieren:
Einige Beispiele:
Unabhängig von der Multimedia-Branche selbst werden Multimedia-Bausteine heute in viele schon etablierte Produkte integriert, wodurch sich neue Bedürnisse wecken und bestehende Märkte weiterentwickeln lassen. Beispiele dafür sind Verkehrsinformations- und Leitsysteme für Autos.
Darüber hinaus sind mithilfe von Multimedia inzwischen eine Unmenge neuer Geschäftszweige – insbesondere auf dem Gebiet der Kommunikationsdienstleistungen – erschlossen worden. Dazu gehören z.B. Agenturen, die Firmen oder Privatpersonen Web-Sites ins Netz stellen oder spezielle Datenbanken anbieten.
Multimedia ist eine boomende Branche. Arbeitsplätze werden allerdings vor allem in den Peripheriebereichen (Banken, Dienstleistungen, Callcenter ...), weniger in der Kernbranche (Internet-Agenturen, CD-ROM-Produzenten ...) geschaffen. In der Peripherie werden dabei Multimedia-Produkte zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit genutzt, aber nicht selbst erstellt wie in der Kernbranche.
Der Arbeitsplatzabbau in traditionellen Industriezweigen (Maschinenbau, Baugewerbe ...) wird durch Multimedia nicht kompensiert. Generell dient Multimedia in den meisten Unternehmen vor allem der Rationalisierung oder der Verdrängung klassischer Medien, denn viele Dienste sind einfach über das Internet billiger anzubieten. Das macht sich u.a. in der Druckbranche bemerkbar, aber z.B. auch im Bankwesen, wo Berater eingespart werden.
Multimedia-Einsatz führt also in Nicht-Multimedia-Unternehmen eher zum Stellenab- als zum Stellenaufbau. Andererseits werden Arbeitsplätze auch für solche Menschen geschaffen, die auf dem Arbeitsmarkt schlechte Chancen haben, wie Alleinerziehende oder Behinderte. Ein prägnantes Beispiel sind Telearbeitsplätze, an denen auch von zu Hause aus gearbeitet werden kann. Multimedia hat somit einen innovativen Prozess in Gang gesetzt, den man auch als „schöpferische Zerstörung“ bezeichnen könnte.
Nicht unerheblichen Anteil an der multimedialen Entwicklung hat der Grieche NICHOLAS NEGROPONTE, geb. 1943 in New York, ab 1961 Architekturstudent und ab 1966 Mitarbeiter am weltberühmten MIT (Massachusetts Institute of Technology). NICHOLAS NEGROPONTE wurde mit seiner Vision von der Unausweichlichkeit einer digitalen Zukunft bekannt.
1984 gründete er an seiner alten Forschungsuniversität, dem MIT, ein neues Institut, das Media Lab, um die zukünftigen Kommunikationsformen des Menschen zu untersuchen. NEGROPONTE war der Ansicht, dass Computerindustrie, TV-Medien und Verlage zu ein und derselben Industrie verschmelzen würden. So sollten im Media Lab Ton und Bild aus den TV-Medien mit Sachwissen und Informationen aus gedruckten Medien kombiniert und das Resultat dann durch interaktive Personalcomputer jedermann zugänglich gemacht werden.
Die Vision wurde Realität und erst Jahre später wurde der Begriff „Mulitmedia“ kreiert. NEGROPONTE bleibt Visionär. Er träumt den Traum vom allgegenwärtigen Computer, der die Bedürfnisse der Menschen in seiner Umgebung von selbst entdeckt und intelligent darauf reagiert (ein Traum, den er bereits 1968 veröffentlichte – 13 Jahre vor der Erfindung des PC ...).
Und vielleicht eines Tages keine Vision mehr, wenn man, wie NICHOLAS NEGROPONTE, nicht zur Grundlage nimmt, was zum heutigen Zeitpunkt technologisch möglich ist, sondern vordenkt, was in zukünftigen Jahren die Bedürfnisse des Menschen optimal erfüllen kann. So nennt sich denn auch das jüngste große Projekt: „Things That Think“ (Dinge, die denken)! Denkende Toaster, Kaffeemaschinen, Türgriffe, Brillen – zunehmend Realität.
Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.
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