Optische Wahrnehmung hängt immer mit der menschlichen Erfahrung zusammen. Verschiedene perspektivische Mittel haben aufgrund ihres logisch-rationalen Systems beim Menschen bestimmte Erfahrungsmuster entwickelt. Dieses räumliche Phänomen haben die Surrealisten ausgenutzt, um mit ihren Bildern mehrdeutige Räume entstehen zu lassen, die den Betrachter zu unterschiedlichen Wahrnehmungen inspirieren können.
So stellt SALVADORE DALI in seinem Bild „Die Beständigkeit der Erinnerung“ (1931; New York, Museum of Modern Art)
„in einer öden, scheinbar endlosen Traumlandschaft Metallobjekte dar, die unerklärlicherweise biegsam sind. Metall lockt Ameisen an wie faulendes Fleisch. Die schlaffen Uhren sind so weich wie überreifer Käse – sie sind, in DALIS Worten, ‚der Camembert der Zeit'. Die Zeit, als Strukturelement, verliert jegliche Bedeutung“ (zitiert aus MARC LAUTERFEL: Die Gegenwart, online Magazin).
Ganz unterschiedliche räumliche Bezüge erscheinen, je tiefer man in der Betrachtung des Bildes versinkt.
Die zerfließende Uhr als Zeichen der verrinnenden Zeit in dem Bild „Die Beständigkeit der Erinnerung“ wurde zum Markenzeichen des Surrealismus. Ihre Eindringlichkeit beziehen DALÍS Bilder aus der perfekten illusionistischen Technik, mit der er das Unwirkliche darstellt.
RENÉ MAGRITTE wiederum verbindet in seinen Gemälden häufig Innen- und Außenraum auf rätselvolle Weise und beschäftigt sich mit der Problematik von Abbild und Realität.