- Lexikon
- Kunst
- 2 Kunstgeschichte
- 2.1 Vor-und Frühzeit, Altertum
- 2.1.1 Kunst der Steinzeit
- Kunst der Steinzeit
Starke klimatische Schwankungen (Warm- und Kaltzeiten/Eiszeiten) haben die Fauna und Flora und damit die Lebensbedingungen der Menschen in der Altsteinzeit beeinflusst. Die Gemeinschaften lebten vom Jagen und Sammeln, waren noch nicht sesshaft und bearbeiteten Stein zur Herstellung von Werkzeugen und Waffen.
In der jüngeren Altsteinzeit wurde durch Klimaveränderung fast 1/3 der Festlandsoberfläche wieder mit Eis bedeckt. Die Menschen, die gelernt hatten das Feuer zu nutzen, lebten in einer mehrere hundert Kilometer breiten Zone zwischen Eistundra und Landschaften mit gemäßigtem Klima. Am Rand des Eises zwischen französischer Atlantikküste, Baikalsee und Tschuktschen-Halbinsel spezialisierten sich die Sippen der Jäger und Sammler auf besondere Jagdmethoden für Großwild: Rentiere, Mammuts, Wildpferde und Bisons. Nicht nur als Nahrungsquelle, sondern auch für die Herstellung von Hütten, Zelten und Kleidung, von Werkzeugen und anderen Gebrauchsgegenständen wurde die erjagte Beute unverzichtbar.
Aus diesem Grund entwickelten die Menschen eine starke Bindung zu ihren Jagdtieren und deren vermuteten Geistern. Die Wissenschaftler sind sich noch nicht einig, wie diese Beziehung ausgesehen haben könnte. Sicher ist, dass Totemismus, Schamanismus und Rituale eine wichtige Rolle im Leben und bei der Entstehung der frühen Kunst gespielt haben müssen.
Jüngere Altsteinzeit/ Jungpaläolithikum (ca. 50 000 - 8000 v.Chr.) | Mittelsteinzeit/ Mesolithikum (ca. 8000-4000 v.Chr.) | Jungsteinzeit/ Neolithikum (ca. 7000- 3000 v.Chr. im Nahen Osten, ca. 4000-1800 v.Chr. in Europa) |
Felskunst: naturnahe Tierdarstellungen in Höhlen Chauvet, ca.30 000 v.Chr. Lascaux, ca.16 500 v.Chr. Altamira, ca.16 000 v.Chr. Kleinplastiken („Venus von Willendorf“, ca.30 000 v.Chr., Tierfiguren) | Szenische Darstellungen mit Menschen u. Tieren an Felsüberhängen in Sizilien u. Spanien | Fortsetzung der Felsbildkunst, Steingravierungen auf Felsplatten Wandmalerei in Kulträumen Schmuck auf Gefäßkeramik „Große Mutter“, Malta Kleinplastiken, die Göttinnen symbolisieren Megalithbauwerke: (Kercado/F, West Kenneth/GB, „Hünengräber“" Norddeutschlands, Stonehenge /GB, Tempel /Malta und Gozo ) |
Längere Zeit wurde der sogenannte „Jagdzauber“ als Zweck und Anlass für Felszeichnungen vermutet. Vielleicht sollte eine genaue bildliche Darstellung dem eiszeitlichen Jäger Gewalt über das abgebildete Tier verschaffen. Das Jagdglück wurde mit kultischem Tanz und dem Beschuss des Tierabbildes heraufbeschworen. Malerei, Kulttanz und symbolische Tötung sollten gleichsam eine Vorwegnahme des gewünschten Jagdverlaufes erreichen.
Eine andere These geht davon aus, dass die altsteinzeitlichen Jäger Tiere als gleichberechtigte Lebewesen achteten. Durch die bildliche Darstellung versuchten die Jäger, den Tiergeist vor oder nach der Tötung zu versöhnen, zu verewigen oder vielleicht aus Angst in den Stein zu bannen. Tiere fungierten als Schutzherren des Lebensraumes und waren als Ahnengeister eng mit dem Ursprung der eigenen Sippe oder des Clans verbunden. Man glaubte, dass der „Herr der Tiere“ den Jägern die Jagdtiere vorenthalten könne, wenn sie mutwillig töteten oder erlegtes Wild unehrerbietig behandelten. Wenn aber alle mit der Jagd verbundenen rituellen Handlungen vollzogen würden, stünde dem Erfolg nichts im Wege. Vermutlich spielte in diesem Zusammenhang die „Verewigung“ der beabsichtigten Beute als genaues Abbild eine magische Rolle.
In der Mittelsteinzeit (Mesolithikum) zogen sich durch Erwärmung die Gletscher in Mitteleuropa zurück. Neue Wasserstände schufen viele der noch heute existierenden geographischen Gegebenheiten – z.B. die Abtrennung der Britischen Inseln vom europäischen Kontinent. Wälder breiteten sich aus und behinderten die Mobilität. Der Bogen als Jagdwaffe und das Kanu zum Fischfang entstanden, Hunde wurden gezähmt. Diese Wandlungen spiegeln sich in der Kunst wider, deren wichtigste Veränderungen im Mittelmeerraum geschahen.
In der Jungsteinzeit (Neolithikum) erfolgte der Übergang vom Jagen und Sammeln zum Anbau von Pflanzen und zur Zähmung und Haltung von Haustieren. Die Landwirtschaft machte ein sesshaftes Leben notwendig und möglich. Es entstanden dauerhafte Niederlassungen, die verlegt wurden, wenn der Boden erschöpft war. Die Herausbildung von Ackerbau und Viehhaltung fand in einem langen Zeitraum statt. So gab es große Unterschiede zwischen den besiedelten Gebieten.
Während in fast ganz Europa mittelsteinzeitliche Menschen noch jagten und sammelten, entstanden um 7000 v.Chr. im östlichen Mittelmeerraum und in Südosteuropa die ersten jungsteinzeitlichen Siedlungen. Arbeitsteilung, Handwerk und Handel bildeten sich heraus. Religiöse Anschauungen wurden erweitert. Die Götter des Regens und der Sonne sollten die Fruchtbarkeit des Bodens erhalten. Frauen besaßen als Verkörperung der menschlichen Fruchtbarkeit eine geachtete und einflussreiche Stellung. Wichtig wurde die Verehrung der Ahnen.
Im Neolithikum gelangte die Kunst zu neuer Blüte. Mit der Erfindung der Keramik um 6500 v.Chr. war die Grundlage zu Erschaffung von Statuetten, Gefäßen, Reliefs und Kultgegenständen aller Art gelegt.
Schnurkeramik
Die Architektur entstand. Erstaunlich sind noch heute die Tempel und Megalithanlagen, Kult- und Grabbauten der Jungsteinzeit, die keinem unmittelbaren alltäglichen Nutzen dienten, sondern Ideen verwirklichten.
In den Jahrtausenden der Steinzeit erfolgte ein Übergang von der Natur nachahmenden, beschwörenden Kunst zur bewusst gestaltenden und ordnenden Auffassung. Diese kommt auch durch die Formung und Ornamentierung der Keramik zum Ausdruck. Die Kunst wurde „architektonisch“. Sie schuf Räume: große – als Tempel und Grabbauten; kleine – als Hohlräume von Gefäßen, die den Toten in die Gräber mitgegeben wurden.
Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.
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